Wenn es heiß wird, stagniert auch der Umsatz. Was kann der Einzelhandel tun? © Monika Wisniewska/ Shutterstock.com
„Wenn es heiß wird, verlieren die Kunden die Kauflust“, so die Experten der Klimaschutz-Offensive des HDE. Wie der Einzelhandel mit Klima-Extremen umgehen sollte, erklären Birgit Georgi und Hans-Peter Winkelmann.
Überschwemmungen und Hitze: Die beiden Faktoren haben in den letzten Jahren in Deutschland immer wieder für große Probleme gesorgt und die Existenz vieler Menschen bedroht. Die Wahrheit ist aber leider auch, dass diese Wetter-Extreme inzwischen Teil unseres Alltags geworden sind und wir lernen müssen, uns anzupassen und damit zu leben.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat ein eigenes Projekt für Klimaanpassung, HDE-Adapt. Teil des Projekts sind die beiden Experten für Klimaanpassung, Borgot Georgi und Dr. Hans-Peter Winkelmann, beantworten einige Fragen, die für den Einzelhandel im Umgang mit dem Klimawandel eine Rolle spielen. Sie haben Probleme identifiziert, die für den Einzelhandel konkrete Auswirkungen haben. Auf der einen Seite drohen ausbleibende Kunden, auf der anderen Seite das Ausbleiben der Ware. Von gestiegenen Kosten ganz zu schweigen …
Wenn es heiß wird …
Die Wetterextreme von der heißen Seite stehen uns gerade jetzt kurz bevor oder haben uns je nach Lage bereits erreicht. Extreme Hitze drückt auf die Kauflaune. Konsumenten wollen sich nicht verschwitzt und müde durch die Innenstädte schleppen. „Bei 40 Grad möchte niemand Kleidung anprobieren oder Lebensmittel einkaufen“, so Birgit Georgi.
Und Dr. Winkelmann mahnt: „Aufgrund großer Hitze ist nicht nur mit weiter steigenden Energiekosten zu rechnen, wenn eine stärkere Klimatisierung der Märkte notwendig wird, sondern unter Umständen auch mit einer Win-Lose-Situation, die dem Klimaschutz wiederum entgegenwirkt. Das heißt, dass vormals erzielte Energieeinsparungen wieder zunichtegemacht werden können, durch den zunehmenden Energiebedarf – die nennt man auch Rebound-Effekt.“
Ein weiterer Faktor ist für Winkelmann auch die Gesundheit der Mitarbeiter. Bei hohen Temperaturen sind diese ebenfalls dem Hitzestress ausgesetzt. „Schlechte Isolierung und veraltete Kühltechnik treiben in Hitzeperioden den Energieverbrauch und die Kosten hoch.“
Stürmische Zeiten bei den Lieferketten
Wie sieht es mit dem anderen Extrem aus? Im Fall von Stürmen und Überschwemmungen kann es im schlimmsten Fall zu einem Abriss der Lieferketten kommen. Sektoren wie die Textilbranche sind mit Problemen wie etwa einer ausfallenden Baumwollernte konfrontiert. Allgemein ist also nicht nur die Auslieferung der Ressourcen betroffen, sondern auch ihre Verfügbarkeit.
Erste Lösungsansätze schaffen kurzfristig Abhilfe
Die Aufgabenstellung der Klimaanpassung ist freilich sehr komplex und bedarf eines ausgefeilten Konzepts, damit langfristig die Existenz der Unternehmen gesichert werden kann. Birgit Georgi hat allerdings schon jetzt einen Lösungsansatz: „Frühzeitige Anpassungen des Warenangebots, Diversifizierung der Lieferanten mit Schwerpunkt auf eine regionale Versorgung, Schaffung von Pufferlagern, aber auch bauliche Anpassungen in Bestand und Neubau, wie Verschattung, Isolierung, umweltfreundliche Kühlung, erhöhte Eingangsschwellen, Wasserspeicherung, -versickerung, nach Klimagesichtspunkten geeignete Standortwahl können hier auch Chancen für den Einzelhandel eröffnen“, erklärt sie.
Dr. Winkelmann fügt an: „Wenn in den Verkaufsräumen angenehme Temperaturen herrschen oder kühlende Gründächer oder Umgebungsgrün einen angenehmen Aufenthalt versprechen, kommt die Kundschaft gerne zum Einkaufen. Eine solche Attraktivitätssteigerung für Kunden durch eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität oder des Einkauferlebnisses bringt Wettbewerbsvorteile und führt auch zu einem Imagegewinn für das Unternehmen.“
Juwelier-Events als „Shopping Night“
Blickpunkt Juwelier möchte den Fachhandel dazu animieren, seinen Kunden beim Einkauf stets das beste Erlebnis zu bieten. Events spielen hier in der Strategie eine große Rolle, denn sie sorgen nicht nur für mehr Umsatz und ein besseres Image, sie verbessern auch langfristig die Bindung zwischen Kunden und Händlern.
Gerade die heiße Jahreszeit kann nun besonders gut genutzt werden, um Kunden mit Events anzuziehen und dabei gleichzeitig die Einkaufszeit von den besonders heißen Stunden in die kühleren Abendstunden oder Nachtstunden zu verschieben. Für den Juwelier gilt ähnliches wie für die Textilbranche: Auf verschwitzter Haut werden nicht gerne Ketten getragen.
Sie als Fachhändler haben die Chance, die Not zur Tugend zu machen und in den Sommernächten mit eigenen Events zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Auch eine Kooperation mit nahegelegenen Geschäften aus anderen passenden Bereichen wie etwa Mode, Schuhe oder Handtaschen ist denkbar, sorgt für mehr Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung innerhalb des Einzelhandels.
Die sommerliche Betreuung fängt aber auch schon im Kleinen an. Zum Beispiel, indem man Kunden beim Betreten des Geschäfts einfach ein Glas Wasser anbietet.