BLICKPUNKT·JUWELIER: SODEM ist heute als Spezialist für individuelle Präsentationslösungen bekannt. Wie hat alles begonnen?

GREGOR KRAMPE: Als wir 2009 SODEM übernahmen, bot das Unternehmen bedruckte Bänder, Geschenkpapier und Tragetaschen für Juweliere an. Doch wir merkten schnell: Das reicht nicht. 2014 kauften wir Bornemann, ein Unternehmen für hochwertige Etuis – das war unser nächster großer Schritt. Uns wurde bewusst, dass der Markt bereits viele starke Mitbewerber hat. Die Frage war: Warum braucht man uns überhaupt?

BPJ: Und was war Ihre Antwort?

KRAMPE: Wir haben den Markt analysiert und schnell erkannt: Es mangelt vielen Juwelieren an Individualität und Emotionalität. Wer heute Standardlösungen nutzt, geht in der Masse unter. Deshalb bieten wir keine Produkte „von der Stange“, sondern entwickeln mit jedem Juwelier eine maßgeschneiderte Lösung, die Emotionen weckt.

BPJ: Viele Juweliere denken, sie bekommen alles von ihren Lieferanten. Warum sollten sie zu Ihnen kommen?

KRAMPE: Die Zeiten, in denen Standardlösungen ausgereicht haben, sind vorbei. Ein hochwertiges Sortiment allein verkauft sich nicht mehr. Kunden wollen Emotionen, sie wollen eine Geschichte. Wenn ein Juwelier nicht sichtbar ist, dann existiert er für den Kunden nicht.

BPJ: Was unterscheidet Sie konkret von anderen Anbietern?

KRAMPE: Dienstleistung ist unser Zauberwort. Jeder hat Büsten und Aufsteller – aber niemand bietet sie so maßgeschneidert und individuell an wie wir. Wir analysieren das Geschäft, die Zielgruppe und die Markenwelt des Juweliers, um daraus ein einzigartiges Konzept zu entwickeln. Es geht nicht darum, das Schaufenster mit Produkten zu überladen, sondern darum, mit Qualität und Design eine Sogwirkung zu erzeugen. Weniger ist mehr!

Zeitlose Eleganz. Es muss sich nicht immer alles im ständigen Wandel befinden. Ein zeitloser Stil ist mehr wert und bringt den gewünschten Wiedererkennungseffekt. © SODEM

BPJ: Wie sieht Ihre Vision für den Juwelier von morgen aus?

KRAMPE: Der Juwelier muss sich endlich als Marke verstehen! Wer sich nur als Händler sieht, wird austauschbar. Unsere Aufgabe ist es, ihm dabei zu helfen, eine klare Identität zu entwickeln – eine Handschrift, die sich durch Schaufenster, Präsentation und Verpackung zieht. Ein schönes Schaufenster allein reicht nicht, wenn die Displays oder die Verpackung nicht dazu passen und umgekehrt. Es bedarf einer ganzheitlichen Betrachtungsweise.

BPJ: Wie oft sollte ein Juwelier sein Schaufenster ändern?

KRAMPE: Wir wollen keine kurzlebigen Trends bedienen. Unsere Display- bzw. Dekorationskonzepte sind so hochwertig und zeitlos wie ein Maßanzug. Der Juwelier kann sie flexibel anpassen, aber die Grundidee bleibt bestehen. Der größte Fehler wäre, sich ständig neu zu erfinden – denn dann gibt es keinen Wiedererkennungseffekt.

BPJ: Viele Juweliere haben Angst vor hohen Investitionen? Lohnt sich das?

KRAMPE: Wenn Sie Emotionen wecken, verkaufen Sie mehr – so einfach ist das. Ein attraktives Schaufenster zieht Kunden an, lässt sie innehalten und erzeugt Kaufimpulse. Wer das unterschätzt, verliert Umsatz an die Konkurrenz.

BPJ: Zum Abschluss: Was ist Ihre persönliche Philosophie?

KRAMPE: Qualität, Wertschätzung und Authentizität. Wir leben in einer Zeit, in der die Sehnsucht nach echten Werten wächst. Weg von der Beliebigkeit, hin zu Beständigkeit. Hermès ist das beste Beispiel: Jahrzehntelang erfolgreich, weil sie nie Trends hinterhergelaufen sind, sondern für eine unverwechselbare Identität stehen. Genau das müssen auch Juweliere erkennen: Nicht jedem Trend nachjagen, sondern einen starken, eigenen Stil entwickeln. Wer das tut, wird langfristig erfolgreich sein.