Zum Abschied des Namen „Baselworld“ kommentiert Ulrich Voß, Chefredakteur „Blickpunkt Juwelier“.
Wer hätte gedacht, dass sich eine Institution so schnell auflösen kann. Was 1917 als „Mustermesse Basel“ begann, 1931 zur „Schweizer Uhrenmesse“ und später zur „Baselworld“ wurde und die Augen der Uhren-Aficionados auf der ganzen Welt zum Leuchten gebracht hat, ist nun vorbei (hier). Auf der einen Seite: So schnell muss manchmal Geschichte neu geschrieben werden. Auf der anderen Seite: So lange Zeit schon ist die Unzufriedenheit groß.
Bei den Ausstellern ging es seit Jahrzehnten um hohe Kosten für die Messeteilnahme selbst, viele Zusatzkosten für Katalog, Zoll oder Schweizer Standbau, natürlich um die unfassbaren Hotel- und Restaurantkosten, bei den Besuchern ging es um unverschämte Preise für Bier und Bratwurst.
Passenderweise wurde das letzte Kapitel dieser Messe mit einer Preisdebatte eingeläutet. Die fünf zum damaligen Zeitpunkt bedeutendsten Aussteller (Rolex, Patek, Chopard sowie Chanel und Tudor) wollten die Konditionen für die „verschobene“ Messe 2020 nicht tragen wie von der Messegesellschaft vorgeschlagen (hier). Beim Geld hat diese Freundschaft geendet. Letztlich aber waren wohl die meisten Uhren-Aussteller mit der Konzeption der Messe nicht mehr zufrieden und wollten ihre Marken besser in Szene gesetzt wissen.
Das Format der Messe wird nicht gebraucht, das Thema schon. Gleiche Erfahrung musste auch die Cebit machen, die weltgrößte IT-Messe, die 2018 eingestellt wurde, obwohl das Thema wichtiger denn je ist. Die Digitalisierung hat den Messe-Dinosauriern den Garaus gemacht. Corona hat hierbei beschleunigt.
Wie es nun weitergeht, ist vollkommen offen. Selten hat man eine solche Orientierungslosigkeit kommuniziert wie im Fall der Baselworld (hier). Keiner weiß wie, wo und ob es überhaupt weitergeht. Vom Namen „Baselworld“ hat man sich zumindest schon mal verabschiedet. Bereits vor einem Monat, als LVMH die Absage seiner Marken Bulgari, TAG Heuer, Zenith und Hublot mit einer heftigen Begründung argumentiert hatte (Die Marken müssten sich zurückziehen, um ihr Image gegenüber und ihre Beziehungen zu den Kunden und den Medien zu bewahren), schon damals hatte „Blickpunkt Juwelier“ kommentiert (hier): „ Man könnte den Satz auch interpretieren mit: Die Baselworld ist geschäftsschädigend.“
Jetzt ist es soweit. Jetzt scheint der Name bei den Besitzern so verbrannt, dass man ihn lieber streicht, als einen Neuanfang mit ihm zu wagen. Vielleicht wird die Folgemesse, wo und wie immer sie auch stattfinden wird, beworben mit dem Slogan: „Von den Machern der Baselworld!“. Es wäre zu tragisch, wenn diejenigen, die immer auf Marke gesetzt haben, nun ihre eigene Marke nicht nutzen können.
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