
EHI-Studie zeigt besorgniserregende Tendenzen. © Shutterstock.com
Der Einzelhandel in Deutschland sieht sich mit zunehmenden Verlusten durch Ladendiebstahl konfrontiert. Wie das EHI Retail Institute in seiner aktuellen Studie „Inventurdifferenzen im deutschen Handel 2025“ mitteilt, stiegen die Inventurverluste im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent – trotz bestehender Sicherungsmaßnahmen. Besonders gravierend: Ein erheblicher Teil dieser Differenzen geht auf organisierte Diebstähle zurück.
Fast 5 Milliarden Euro Verlust und Juweliere besonders gefährdet
Die ermittelten Inventurverluste beliefen sich bei einem Branchenumsatz von rund 495 Milliarden Euro (brutto) auf insgesamt 4,95 Milliarden Euro. Das entspricht 0,64 Prozent des Nettoumsatzes – eine leichte, aber konstante Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr (0,63 Prozent).
Der Hauptverursacher: Diebstahl. Rund 4,2 Milliarden Euro entfallen auf kriminelle Handlungen durch Kundschaft, Mitarbeitende, Lieferanten und Servicekräfte. Den größten Anteil machen mit rund 2,95 Milliarden Euro Ladendiebstähle durch externe Täter aus. Mitarbeiterdiebstahl wird auf 890 Millionen Euro beziffert, weitere 370 Millionen Euro betreffen das Personal von Zulieferern und Dienstleistern.
Gerade Juweliergeschäfte sind durch ihre wertvolle Ware besonders anfällig – vor allem bei organisiertem Diebstahl oder schwerem Diebstahl, etwa bei gezielten Angriffen auf Vitrinen oder gesicherte Präsentationsflächen.
Organisierte Banden verursachen hohe Schäden
Laut der EHI-Studie gehen rund ein Drittel aller Diebstahlschäden – also fast eine Milliarde Euro – auf das Konto professioneller Tätergruppen. Diese agieren zunehmend arbeitsteilig und zielgerichtet, oftmals mit präziser Aufgabenverteilung und unter Ausnutzung von Schwachstellen am Point of Sale.
Hinzu kommt ein massives Dunkelfeld: 98 Prozent aller Diebstähle bleiben unentdeckt und werden nicht angezeigt. Laut Schätzung des EHI finden jährlich etwa 24,5 Millionen Ladendiebstähle mit einem durchschnittlichen Warenwert von 120 Euro statt, ohne je aufzufallen.

Sicherheitskosten steigen auf 3,1 Milliarden Euro jährlich
Der Einzelhandel reagiert: Im Schnitt investieren Handelsunternehmen mittlerweile 0,33 Prozent ihres Umsatzes in Sicherheitsmaßnahmen. Dazu zählen Artikelsicherungen, Kameraüberwachung, Detektivdienste, Testkäufe sowie Schulungen für das Personal. Allein hierfür gibt der Handel jährlich rund 1,6 Milliarden Euro aus. Weitere 1,5 Milliarden Euro entstehen durch interne Prozesse wie Bestandskontrollen, Datenanalysen und organisatorische Maßnahmen.
In Summe betragen die Gesamtkosten für Diebstahlsprävention und -schäden 7,3 Milliarden Euro – ein Betrag, der laut EHI letztlich auf die Kunden umgelegt wird. Pro Einkauf summiert sich das Diebstahlrisiko auf etwa 1,5 Prozent des Verkaufspreises.
Handlungsbedarf für Juweliere
Für Fachhändler und insbesondere Juweliere unterstreichen diese Zahlen die Notwendigkeit, Sicherheitskonzepte regelmäßig zu überprüfen und an neue Bedrohungsszenarien anzupassen. Neben technischer Sicherung – etwa durch Vitrinen mit zertifizierten Schlössern, Videoüberwachung oder Sensorik – gewinnen auch Schulungen des Verkaufspersonals sowie datenbasierte Auswertungen über verdächtiges Kundenverhalten an Bedeutung.
Die Zahlen der EHI-Studie liefern eindeutige Impulse: Wer präventiv handelt, schützt nicht nur seine Ware, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg seines Unternehmens.

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