Gründerin und Designern Laura Bicego lebt ihren Beruf mit Leidenschaft.
Laura Bicego, die Gründerin und Designerin hinter der Marke Nanis, ist mit Schmuck aufgewachsen. Die Leidenschaft dafür kommt nicht nur von ihr selbst – liebend gern lässt sie sich von anderen Menschen anstecken.
Die italienische Fine Jewelry Marke Nanis hat nicht nur den Markt in Deutschland erobert, sondern auch die Herzen vieler Kunden. Das liegt nicht nur an den Schmuckkreationen von Nanis, sondern vor allem an der Herzlichkeit und dem Charisma der Gründerin und Designerin.
Blickpunkt Juwelier: Frau Bicego, wie würden Sie einen typischen Tag in Ihrem Job beschreiben?
Laura Bicego: Ich muss sagen, es gibt nicht wirklich einen typischen Tag und genau das liebe ich! Ich reise geschäftlich viel und das macht sehr viel Spaß und ist aufregend. Jeder Tag unterscheidet sich vom anderen. Erst kürzlich war ich in Malaysia, Vietnam, Deutschland… Ich habe es in diesen Ländern sehr genossen, habe viel Zeit mit unseren Kunden verbracht, habe aber auch ein bisschen Freizeit dazwischen gequetscht, um einkaufen zu gehen und diese Orte wirklich zu erkunden. Ich will ein Gefühl dafür bekommen, wie ein „normales“ Leben dort wäre. Jedes Mal komme ich mit so viel Inspiration und Energie von diesen Reisen zurück!
Wenn ich nicht auf Geschäftsreise bin, komme ich normalerweise so gegen 9 Uhr ins Büro und gehe sicher, dass es mit jeder Abteilung im Unternehmen einen Austausch gibt. Typischerweise geht das in der Produktion mit einer netten Unterhaltung mit den Künstlern los: Ich sehe gerne die Entwicklung jedes Projekts von der ersten Idee bis zur allerletzen Phase! Danach geht der Tag mit Meetings und Telefonaten mit dem Vertrieb und der Marketing-Abteilung weiter. Damit verbringe ich sehr viel Zeit, denn ich finde die Kommunikation extrem wichtig und will beim Entwickeln der Strategien und der Content-Erstellung dabei sein. Es gibt also eben keinen wirklich „typischen“ Tag, aber ich bekomme jeden Tag die Gelegenheiten viele verschiedene Aspekte von dem zu tun, was ich liebe. Ich schätze mich sehr glücklich!
BPJ: Wie sind Sie in Ihre aktuelle Position gekommen?
Bicego: Ich bin Goldschmiedin in zweiter Generation. Ich hatte die Gelegenheit und das Glück, Schmuck zu atmen, seit ich ein kleines Kind war. Ich habe sehr viel vom Unternehmen meines Vaters gelernt und werde ihm dafür ewig dankbar sein. Er war mein größter Mentor. Gleichzeitig hatte ich, als ich älter wurde, den Wunsch, meiner eigenen Vorstellung von Schmuck Form zu geben: dynamischer, wandelbarer, ausdrucksstärker im Hinblick auf die Frau von heute und ihre Bedürfnisse.
Dieser starke Wunsch hat dazu geführt, dass ich etwas neues gewagt und das Unternehmen meines Vaters verlassen habe, um mein eigenes zu gründen – zusammen mit meinem Mann Piero. Es war eine Entscheidung, die eine Menge Schwierigkeiten und Herausforderungen mit sich brachte. Aber ich bin sehr stolz und froh, so entschieden zu haben. Allen Frauen da draußen möchte ich sagen: Folgt euren Träumen, egal wie schwer es euch erscheinen mag! Ihr werdet immer dafür belohnt werden!
BPJ: Wie würden Sie Ihren Einfluss auf Ihr Unternehmen beschreiben?
Bicego: Ich würde ihn als leidenschaftlich, authentisch und motivierend beschreiben – diese Gefühle versuche ich jedenfalls auf die Menschen zu übertragen, mit denen ich arbeite. Mir liegt jeder Bereich im Unternehmen am Herzen, deswegen möchte ich gerne mit dem gesamten Team zusammenarbeiten. Ich will aber selbst auch beeinflusst werden!
Was dieses Konzept wahrscheinlich am besten beschreibt, ist Ansteckung. Bei jedem Austausch könnte eine neue Idee geboren werden, die etwas von dir und mir beinhaltet. So etwas ist einfach wundervoll!
Als Team vertreten wir alle dieselben Werte, die mich zur Gründung meines Unternehmens geführt haben. Auf dieser Grundlage versuchen wir jeden Tag, das Niveau und die Qualität von dem, was wir tun, anzuheben – immer mit dem Bewusstsein für die Wurzeln des Unternehmens und dem Wunsch, es gemeinsam voranzubringen.
BPJ: Erzählen Sie uns Ihre Lieblingsgeschichte aus Ihrer Zeit mit Nanis?
Bicego: Es gibt so viele! In den letzten drei Jahrzehnten durfte ich die Welt sehen und so viele Menschen treffen, die mich beeindruckt, amüsiert und bewegt haben, dass es ich es kaum in Worte fassen kann.
Eines der bewegendsten Erlebnisse hatte ich vor einigen Jahren in den Vereinigten Staaten. Auf einem Event dort lernte ich eine ältere Dame kennen. Sie war in ihren 70ern. Ihr hat unsere Schmuck-Kollektion sehr gefallen, wir haben uns sehr nett unterhalten und am Ende des Events entschied sie sich, ein Paar Aquamarin-Ohrringe zu kaufen, die einfach großartig an ihr aussahen, weil sie selbst leuchtend blaue Augen hatte! Wir verabschiedeten uns mit der Hoffnung, uns bald wiederzusehen.
Am nächsten Tag war ich gerade dabei, für meine Rückreise nach Italien zu packen, als ich einen Anruf von der Besitzerin des Geschäfts bekam, wo wir das Event abgehalten hatten. Der Ehemann der alten Dame vom Vortag hatte sie angerufen: Seine Frau war in der Nacht verstorben.
Er wollte mir jedoch mitteilen, dass das Treffen mit mir und das Paar Ohrringe, das sie sich ausgesucht hatte, ihren letzten Tag zu einem besonders schönen und glücklichen Tag gemacht hatten – und dafür sei er sehr dankbar.
In all seiner Trauer hat er sich die Zeit genommen, mir zu sagen, dass der letzte Tag seiner Frau ein schöner Tag war. Diesen Moment werde ich nie vergessen – und die Gefühle, die das in mir ausgelöst hat.
Es ist schwer zu beschreiben, aber in diesem Moment habe ich einmal mehr realisiert, wie wertvoll das Leben ist und wie mächtig und symbolstark ein einfaches Schmuckstück sein kann, nur aufgrund der Emotionen, die wir im Zusammenhang damit empfinden.
BPJ: Hat sich ihr Blick auf die Schmuckbranche verändert, seit Sie selbst dort arbeiten?
Bicego: Meine Vision und mein Blick und auf die Branche sind immer dieselben geblieben. Das Konzept, das ich in die Welt tragen wollte, ist dasselbe wie vor 30 Jahren. Natürlich ist in drei Jahrzehnten viel passiert. Ich habe viel gelernt und unsere Mission und Philosophie sind klarer geworden. Gleichzeitig habe ich so viel Veränderung in der Branche erlebt – sie ist meinen eigenen Vorstellungen so nahe wie nie zuvor.
Ich glaube, heutzutage gibt es einen viel stärkeren Fokus auf die eigene Persönlichkeit und den persönlichen Ausdruck beim Tragen von Schmuck. Diese Werte hat Nanis schon immer verkörpert! Für uns ist das kein Trend. Es ist unsere DNA. Jetzt ist die Zeit gekommen, in der auch andere Menschen das erkennen. Dadurch sehe ich die Branche in einem ganz anderen, frischeren und dynamischeren Licht – viel mehr abgestimmt auf die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen.
BPJ: Gab es eine andere Frau in der Branche, die Ihnen als Vorbild gedient hat?
Bicego: Es gibt eine Menge Frauen, die ich bewundere und die einen fantastischen Job machen. Ich bin eine große Verfechterin der Idee, dass wir alle unserer eigenen Kreativität folgen sollten – und mich inspiriert jede Frau, die genau das macht! Solange man seiner eigenen Vision folgt – sei es in der Schmuckbranche oder anderswo – tut man das richtige!
Es sei dazu noch gesagt: Ich glaube nicht, dass ich ein wirkliches Vorbild habe, ich lasse mich am liebsten von allem inspirieren, was mich umgibt: durch die Natur, Menschen, Reisen… was auch immer meine Aufmerksamkeit fesselt!
BPJ: Wie „weiblich“ ist Schmuck Ihrer Meinung nach im Jahr 2023?
Bicego: Mein Eindruck ist, dass zeitgenössischer Schmuck versucht, sich über gewisse polarisierende Muster hinwegzusetzen, die über „äußerliche“ Definitionen hinausgehen. Da Schmuck eine Form der Kunst ist, spiegelt er natürlich auch die Zeiten wider, in denen wir leben. Und auch, wenn wir Werte und Ideen neu definieren.
Um die Frage zu beantworten: Ich denke, dass Schmuck im Jahr 2023 immer noch sehr feminin ist – nur die Vorstellung von dem, was feminin ist, hat sich sehr ausgeweitet, ist offener, inklusiver und weniger dogmatisch geworden.
Als Schmuckdesignerin wollte ich mich schon immer den wirklichen Bedürfnissen von Frauen widmen und etwas erschaffen, das sich ihrem Alltagsleben anpasst. Ich habe noch nie geglaubt, dass Schmuck etwas ist, das man nur zu bestimmten Anlässen tragen kann.
Und das ist aus meiner Sicht sehr „feminin“ – fast feministisch – weil ich immer versucht habe, den Frauen Schmuck zu bieten, der ihr wahres Leben und ihre wahren Wünsche repräsentiert. Ich glaube, solange wir mit einem authentischen Blick auf die Frauen von heute schauen, werden wir immer Schmuck erschaffen, der feminin ist – egal, wie die Ergebnisse dabei ausfallen.
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