
Leonhard Schweiger. Global Head of Sales bei Edox, erwartet mehr vom Fachhandel. Neue Zeiten erfordern modernes Handeln. Bleibt dies auf der Strecke, wird auch der stationäre Handel der Konkurrenz durch Filialisten und Online-Handel zum Opfer fallen. © BPJ
Der Uhrenmarkt steht am Scheideweg: Während viele Juweliere in der Vergangenheit verharren, fordert Leonhard Schweiger von Edox radikale Veränderungen. Aber ist der Fachhandel wirklich bereits, die Komfortzone zu verlassen und sich vor dem drohenden Aus selbst zu schützen?
In diesem exklusiven Interview mit Blickpunkt·Juwelier beleuchtet Leonhard Schweiger, Global Head of Sales bei Edox, die dringend notwendigen Veränderungen, die der Markt braucht, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Ist der deutsche Juwelier bereit für einen radikalen Wandel, oder wird er weiterhin im Schatten der großen Marken verharren? Lesen Sie hier neben mahnenden Worten auch Ansätze, wie Fachhändler sich 2025 neu positionieren können, um im Alltagstrott nicht unterzugehen.
BLICKPUNKT·JUWELIER: Herr Schweiger, Sie haben sich kritisch zur aktuellen Positionierung vieler deutscher Juweliere geäußert. Wie beurteilen Sie derzeit den deutschen Uhrenmarkt?
LEONHARD SCHWEIGER: Ich halte den deutschen Markt derzeit für besonders herausfordernd. In den letzten sechs bis sieben Jahren ist die Situation zunehmend schwieriger geworden, und leider sehe ich bisher keine wirkliche Besserung. Das Hauptproblem liegt darin, dass viele Fachhändler immer noch auf die gleichen weit verbreiteten Marken setzen, die man praktisch überall findet. Dies führt dazu, dass der Kunde in 200 deutschen Städten das gleiche Angebot vorfindet, etwa bei Marken wie Tissot, Seiko oder Certina. Ohne Spezialisierung und individuelle Positionierung sehe ich keine langfristige Zukunft für den klassischen Fachhandel.
BPJ: Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diese schwierige Lage?
SCHWEIGER: Ein großes Problem ist das Mindset der deutschen Juweliere. Es besteht noch immer die Erwartungshaltung, dass die Marken den Verkaufsjob übernehmen. Viele Händler glauben, sie müssten lediglich Uhren ins Schaufenster stellen, und der Kunde kauft automatisch. Doch diese Methode hat noch nie funktioniert, besonders jetzt, wo Kunden immer informierter und anspruchsvoller sind. Besonders jungen Kunden wissen bereits genau, was sie suchen und erwarten eine kompetente Beratung. Die meisten Juweliere haben jedoch weder die Zeit noch das Interesse, sich intensiv mit erklärungsbedürftigen Produkten auseinanderzusetzen. So verliert der Fachhandel zunehmend seine Existenzberechtigung.
Der Fachhandel verliert zunehmend seine Existenzberechtigung, wenn er sich nicht mit erklärungsbedürftigen Marken beschäftigt.
BPJ: Können Sie konkrete Beispiele nennen, wo Edox bereits erfolgreich eingeführt wurde?
SCHWEIGER: Wir haben zahlreiche erfolgreiche Beispiele, auch in kleineren Städten in Deutschland. So verkauft ein Juwelier in einer Kleinstadt mit 10.000 bis 15.000 Einwohnern regelmäßig fünf bis sechs Uhren unseres Modells Chronorallye Automatik pro Jahr. Zudem hatten wir großen Erfolg in Russland, wo Händler, die zuvor Umsätze verloren hatten, durch die Einführung von Edox-Uhren wieder deutlich bessere Zahlen erzielen konnten.
BPJ: Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit der Fachhandel langfristig überleben kann?
SCHWEIGER: Der Fachhandel muss dringend zurück zu seiner ursprünglichen Kernkompetenz: Er muss wieder erklärungsbedürftige, einzigartige Marken führen, die den Händler tatsächlich brauchen. Diese Marken erfordern echtes Engagement, Produktkenntnis und Verkaufskompetenz. Händler müssen ihre Mitarbeiter umfassend schulen, Fachwissen vermitteln und aktiv in den Verkauf investieren. Der Fachhandel sollte wieder zum „Trendscout“ und Uhrenexperten werden. Wenn das gelingt, gibt es durchaus eine positive Perspektive.

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