
In anderen Ländern wie Österreich, Spanien oder Italien sind Fachhändler laut Leonhard Schweiger viel aktiver und interessierter. © BPJ
Leonhard Schweiger, Global Head of Sales bei Edox, hebt den mahnenden Finger. In einer Zeit, in der der deutsche Uhrenmarkt vor enormen Herausforderungen steht, übt er Kritik an der stagnierenden Position vieler Juweliere und deren unreflektiertem Festhalten an weit verbreiteten Marken. Er stellt folgende Frage: Wie lang kann sich der Fachhandel noch auf seinen Lorbeeren ausruhen?
Laut Leonhard Schweiger, Global Sales Manager bei Edox, liegt eine zentrale Herausforderung im Fachhandel aktuell in der Einstellung vieler deutscher Juweliere. Noch immer herrsche verbreitet die Auffassung, dass allein die Marken die Verkaufsarbeit leisten müssten. Dabei werde unterschätzt, wie aktiv Verkaufsprozesse mittlerweile gestaltet werden müssen. Uhren lediglich im Schaufenster zu präsentieren, reicht schon lange nicht mehr aus – und hat es realistisch betrachtet auch nie.
Gerade jüngere Zielgruppen kommen heute bestens informiert in den Laden. Sie wissen meist genau, wonach sie suchen, und erwarten nicht nur Auswahl, sondern fundierte Beratung. Doch vielerorts fehlt es im Handel an der Bereitschaft oder den Kapazitäten, sich ausreichend mit beratungsintensiven Produkten auseinanderzusetzen. Diese Entwicklung ist aus Sicht von Schweiger besorgniserregend: Wenn der Fachhandel seine Rolle als kompetenter Ansprechpartner nicht aktiv ausfüllt, droht er seine Relevanz zunehmend zu verlieren. Seine Lösung – wunderbar erklärungsbedürftige Marken wie Edox.
BLICKPUNKT·JUWELIER: Wie bewerten Sie die Chancen alternativer Marken wie Edox auf dem deutschen Markt?
SCHWEIGER: Ich sehe sehr gute Chancen für Edox, allerdings nur bei Händlern, die bereit sind, sich intensiv mit den Produkten zu beschäftigen und diese aktiv zu präsentieren. Edox positioniert sich im attraktiven Preissegment zwischen 1.200 und 1.800 Euro, bietet jedoch eine außergewöhnliche Qualität und viele technische Besonderheiten. Unsere Uhren bieten einzigartige Spezifikationen, wie eine besonders robuste Verarbeitung, Keramik-Lünetten, verschraubte Kronen und eine Wasserdichtigkeit bis zu 1.000 Metern. Wer das dem Kunden kompetent vermitteln kann, hat ein Alleinstellungsmerkmal und hervorragende Chancen auf Verkaufserfolge.
BPJ: Was zeichnet einzelne Edox-Modelle wie die Chrono Rallye besonders aus?
SCHWEIGER: Unsere Chronorallye ist technisch und optisch einzigartig. Sie verfügt über ein exklusives Split-Second-Werk mit Retrograd-Funktion, speziell entwickelt für Motorsport-Enthusiasten. Dazu haben wir Partnerschaften wie etwa mit BMW Motorsport, die diese Modelle zusätzlich attraktiv machen. Die Kombination aus Funktionalität, Ästhetik und der authentischen Verbindung zum Motorsport ist in dieser Form einzigartig.
BPJ: Welche Rolle spielt das Sortiment bei Edox?
SCHWEIGER: Wir haben das Sortiment bewusst stark reduziert – von ehemals 200 Modellen auf aktuell rund 100 bis 110. So konzentrieren wir uns stärker auf unsere Topseller und sorgen für klare Übersichtlichkeit und hohe Verkaufsfähigkeit am Point of Sale.
BPJ: Welche konkrete Unterstützung bieten Sie Fachhändlern an, um Edox erfolgreich einzuführen?
SCHWEIGER: Wir bieten eine umfassende Unterstützung durch intensive Schulungen direkt vor Ort, detaillierte Markenpräsentationen und sogar attraktive Einstiegskonditionen. Beispielsweise erhält ein Händler, der sich ernsthaft mit Edox auseinandersetzt, von uns für den Einstieg gezielt Topseller-Modelle kostenlos hinzu. Zudem bieten wir außergewöhnlich attraktive Margen zwischen 50 und 58 Prozent, was ebenfalls als Anreiz dienen soll. Doch das Wichtigste ist, dass der Händler aktiv mitarbeitet, die Marke versteht und auch seine Mitarbeiter entsprechend schult.
Händler müssen mutiger werden, sich auf neue Marken einzulassen, sich intensiv mit ihnen beschäftigen und aktiv verkaufen.
BPJ: Sie haben erwähnt, dass deutsche Händler im internationalen Vergleich eher zögerlich reagieren. Wie sieht das in anderen Ländern aus?
SCHWEIGER: In anderen Ländern, etwa in Österreich, Spanien, Italien oder auch in Asien, sehen wir, dass Fachhändler deutlich aktiver und interessierter sind. Dort ist es völlig normal, dass Mitarbeiter sich Notizen machen, wenn wir unsere Kollektion präsentieren, und anschließend intensiv über Produkteigenschaften und Details informiert sind. Solche Händler verkaufen dann vier bis sieben Edox-Uhren im Monat – einfach weil sie kompetent beraten und Kunden begeistern. Dieses Engagement fehlt aktuell leider noch in weiten Teilen Deutschlands.
BPJ: Was denken Sie über die Entwicklung bei Rolex und Tudor auf dem Markt?
SCHWEIGER: Viele Fachhändler wurden bei Tudor in eine Illusion versetzt, die so im abgelaufenen Jahr 2024 nicht eingetroffen ist.t. Das sehen wir weltweit – in Europa, Japan und dem Mittleren Osten gleichermaßen. Dies sollte deutschen Fachhändlern zu denken geben und sie zu einer bewussten Entscheidung für Alternativen wie Edox bewegen.
BPJ: Welche Rolle könnte Edox bei einem Luxushändler spielen, der etwa bereits Rolex oder Omega führt?
SCHWEIGER: Für Luxushändler kann Edox eine perfekte Ergänzung sein. Wir bieten Uhren, die vom Design und von den technischen Spezifikationen so hochwertig sind, dass sie problemlos neben Luxusmarken bestehen können. Edox kann hier die ideale Zweituhr für Kunden sein, die eine hochwertige, außergewöhnliche Uhr suchen, aber nicht jedes Mal über 5.000 Euro ausgeben möchten. Unser Premium-Segment zwischen 1.200 und 3.500 Euro ist hier perfekt positioniert.
BPJ: Was wünschen Sie sich konkret für die Zukunft des deutschen Fachhandels?
SCHWEIGER: Mein größter Wunsch ist, dass der Fachhandel endlich aufwacht und erkennt, dass es für ihn notwendig ist, Marken zu führen, die ihn brauchen und umgekehrt. Händler müssen mutiger werden, sich auf neue Marken einzulassen, sich intensiv mit ihnen beschäftigen und aktiv verkaufen. Nur so hat der deutsche Fachhandel langfristig eine Chance. Meine Hoffnung ist, dass immer mehr Händler dies erkennen und entsprechend handeln.

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