Die Qual der Wahl – Gold in 14 Karat aufwärts, doch lieber Silber oder Silber vergoldet? Dem Fachhandel kommt bei bewegten Preisen die Aufgabe zu, mit Sachwissen und fundierter Beratung den Kunden Ruhe und Vertrauen in die Stabilität ihrer Werte zu vermitteln. © Blickpunkt Juwelier
Die Entwicklung des Goldpreises sorgt naturgemäß für kritische Blicke bei Anbietern wie Kunden. Die Silberkurve zieht mit dem Preis gleichfalls nach oben und erleichtert dem Fachhandel kaum die Frage der (besseren) Angebotsausrichtung. Wohin geht es? Wie immer ist Fingerspitzengefühl gefragt, das Wert und Beständigkeit unterstreicht und gleichzeitig bedient, was gerade „in“ ist.
Aktuell kann und muss man wohl von einem sich weiterschraubenden Höhepunkt des Goldpreises ausgehen. Verknappung vs. „Run auf Gold“, steigende Förderkosten vs. Recycling und Nachhaltigkeit: Das macht die Entscheidung für viele Juweliere und Fachhändler nicht gerade leicht. Einerseits führt ein Trend in Richtung Hochwertigkeit, andererseits gilt es auch die Bedürfnisse der „kleinen Börsen“ zu berücksichtigen.
Der Markt ist gefordert, Stabilität zu zeigen und sich auch bei beweglichen Materialpreisen nicht verunsichern zu lassen: Niemand zieht daraus Nutzen, wenn hochschießende Goldpreise zu Verunsicherung führen. Aufwärtsbewegungen haben auch in der Vergangenheit regelmäßig dazu geführt, dass der Konsument auf den Wert des Edelmetalls gesetzt und – gekauft hat. Seien es nun Goldmünzen oder Barren, oder auch hochwertiger Goldschmuck. Gerade deswegen, weil sich langfristig die Goldpreise kontinuierlich nach oben bewegt haben, darf der weitere und erwartbare Anstieg mit einer gewissen Gelassenheit betrachtet werden. Vielfach bekommt man zu hören, dass sich die Nachfrage in bestimmten Preislagen verändert. Dass für das Luxus- und das Niedrigpreis-Segment jeweils andere Gesetze herrschen, darf in dem Zusammenhang als bekannt vorausgesetzt werden.
Wenn der Goldkurs so hoch steigt, gibt es immer eine Schrecksekunde. Dann setzt sich aber die Erfahrung der letzten 25 Jahre durch, dass Gold werthaltig ist und weiter gekauft wird.
PLANUNG SCHLÄGT SPONTANKAUF
Bleiben wir beim mittleren bis beginnend höherpreisigen Segment: „In der Preislage von 500 bis etwa 1.500 oder 2.000 Euro bemerken wir, dass die Menschen mit anderen Problemen belastet sind und nicht mehr ganz so locker ihr Geld ausgeben. Wenn sie wollen, finden sie das Geld! Aber es ist nicht mehr so, dass spontan gekauft wird. Heute wird eher zuerst geplant und dann gekauft, was sicherlich zu Lasten der Spontankäufe von früher geht“, so die Anmerkung von Guido Abeler.
Wir wollen bewusst machen, dass „günstig“ oder „wenig Kapitalbindung“ nicht unbedingt günstig ist. Das Gold, das man in unserer Branche kauft, hat immer einen Gegenwert – das Material!
SILBER LENKT IN DEN EINSTIEGSBEREICH
In diese Richtung geht auch die Einschätzung von Roland Kaulfuß, befragt, ob vergoldetes Silber als Einstiegsstufe für jüngere Konsumenten in den niedrigpreisigeren Goldbereich mit 8 und 9 Karat geeignet sei: „Vergoldetes Silber sehe ich im Ansatz stärker kommen, weil es die Farbe Gelb aufgreift und für neue Käuferschichten die Möglichkeit bietet, sich mit dem Thema Schmuck intensiver auseinanderzusetzen. Denn wir wollen ja am Ende eines: Dass die Kunden Schmuck kaufen. Das Angebot von vergoldetem Silber ist da sicher ein Weg, bevor ich einen Kunden gar nicht bediene und er womöglich abwandert. Wir wollen ihn ja im Juweliergeschäft sehen, und deswegen sind wir im Moment mit allen Materialarten unterwegs, um den Kunden in seinem jeweiligen Preissegment wirklich zufrieden stellen zu können“, so Roland Kaulfuß. Demgegenüber bietet Koos nur 14 und 18 Karat Gold sowie Brillantschmuck an. Kevin Koos dazu: „Man kann sagen, dass wir in diesem Bereich nach wie vor gute Nachfrage haben. Bei Luxusgütern gibt es, zumindest im B2C-Bereich, eine Anomalie: Je teurer sie sind, desto höher die Nachfrage“.
Von der hochwertigen (Private Label-) Angebotslinie ausgehend legt Koos dem Fachhandel nahe, kundenorientiert die Investition in bleibende Werte zu kommunizieren: „Wenn man sich die Goldpreisentwicklung mittel- oder langfristig ansieht, dann stellt man fest, dass der Goldpreis immer gestiegen ist. Natürlich befinden wir uns jetzt in einem Allzeithoch! Aber wenn man sich die Reporte über die Goldpreisentwicklung durchliest, wird mittel- und langfristig nicht mit einem niedrigeren Preis gerechnet – das Gegenteil ist der Fall“, gibt sich Kevin Koos überzeugt.
585er-Gold ist und war immer unser Thema, von der Nachfrage wie auch von unserem Angebot her. Im Moment ist es aufgrund des aktuellen Goldkurses auch ein Preisthema.
Statement für stationären Handel
In der Krämer-Gruppe wird im hochwertigen Bereich durch Pletzsch 18- (und mindestens 14) Karat Gold angeboten. Juwelier Krämer führt auch Silber und Silber vergoldet, auch der 333- und 375 er-Gold-Bereich ist fixer Bestandteil des Angebotes. Damit soll auch gezielt eine Käuferschicht angesprochen werden, die sonst zum Online-Angebot abwandern würde. Wenn der stationäre Handel hier nicht mit breitgefächertem Material- und Einstiegspreis-Angebot auf die Kunden zugeht, ist der Kunde fort. Krämer bringt im Juli seinen Online-Shop mit Facelift neu heraus: Man will sich den aktuellen Kunden-Themen im Bereich Online-Suche anpassen, so der „Verfechter des stationären Handels“, als der sich Krämer klar definiert und der 95 % seines Geschäfts stationär tätigt.
Im Juli relauncht Kraemer den Online-Shop, auch wenn dieser „keine so gigantische Bedeutung“ für dessen Gesamt-Umsatz hat. © Juwelier Kraemer