
HDE-Online-Monitor 2025 zeigt: E-Commerce legt branchenübergreifend zu – Juweliere und Uhrenfachhändler sollten Onlinekanäle strategisch mitdenken. © Shutterstock.com
Nach Jahren verhaltener Entwicklung ist der Onlinehandel zurück in der Spur: Laut dem aktuellen HDE-Online-Monitor 2025 wächst der E-Commerce-Markt in Deutschland wieder deutlich. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hebt seine Umsatzprognose auf plus 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr an – das entspricht einem erwarteten Nettoumsatz von 92,4 Milliarden Euro. Besonders relevant für den Uhren- und Schmuckfachhandel: Auch diese Warengruppe zeigt wieder ein solides Wachstum und erreicht 2024 ein Onlinevolumen von 1,4 Milliarden Euro – das sind 1,6 Prozent des gesamten Onlinehandels.
Onlinewachstum über dem stationären Einzelhandel
Während der stationäre Einzelhandel (offline) im Jahr 2024 lediglich um 2 Prozent wächst, legt der Onlinehandel mit 3,8 Prozent spürbar stärker zu. Das Onlinewachstum liegt somit erstmals seit Jahren wieder über dem stationären Durchschnitt. In einzelnen Produktkategorien – wie Lebensmitteln, Drogerieartikeln oder Elektronik – sind die Zuwächse noch deutlicher. Aber auch der Bereich Schmuck & Uhren kann sich mit +3,3 Prozent Wachstum wieder deutlich behaupten. Damit wird klar: Konsumenten setzen wieder verstärkt auf den digitalen Einkauf, auch bei hochwertigen und emotional geprägten Produkten.

Uhren und Schmuck: Kleiner Anteil, große Relevanz
Mit einem Onlineanteil von 11,9 Prozent am Gesamtmarkt Schmuck & Uhren liegt der digitale Vertriebskanal zwar noch hinter Segmenten wie Fashion oder CE/Elektro – dennoch zeigt der langfristige Trend: Auch in dieser traditionsreichen Branche steigt die Akzeptanz für Onlinekäufe stetig. Noch im Jahr 2019 lag der Onlineanteil bei lediglich 7,8 Prozent. In nur fünf Jahren hat sich der Anteil somit um über 50 Prozent erhöht.
Für Juweliere und Uhrenfachhändler bedeutet das: Der Onlinekanal ist längst nicht mehr nur ein Zusatzangebot, sondern ein relevanter Vertriebskanal – vor allem bei jüngeren Zielgruppen und im Einstiegs- bis Mittelpreissegment. Wer nicht präsent ist, verliert Sichtbarkeit und langfristig Marktanteile.
Marktplätze dominieren den Onlinehandel
Der Anteil der Marktplätze am Onlineumsatz liegt laut HDE inzwischen bei 57 Prozent – Tendenz steigend. Besonders Amazon, aber auch Plattformen wie chrono24, Etsy, Zalando oder About You wachsen überdurchschnittlich. Für Juweliere und Uhrenanbieter stellt sich damit die strategische Frage: Eigener Onlineshop oder Marktplatzintegration – oder beides?
Während reine Onlineanbieter (Online-DNA) den Markt dominieren, gelingt es auch stationären Händlern mit professionellen Webshops, sich dauerhaft zu positionieren. Der Anteil stationärer Anbieter am Onlinehandel bleibt mit knapp 35 Prozent stabil – vor allem, wenn sie Click & Collect, Services und regionale Sichtbarkeit clever verzahnen.

Second-Hand-Markt gewinnt an Bedeutung
Ein weiterer Trend, der auch für Juweliere interessant ist: Der Online-Second-Hand-Markt wächst. Mit einem Umsatz von 9,9 Milliarden Euro in 2024 (alle Branchen) verzeichnete dieses Segment ein Plus von 7,2 Prozent. Besonders bei Schmuck & Uhren steigt das Interesse an gebrauchten, zertifizierten Stücken. Fachhändler, die geprüfte Second-Hand-Ware (z. B. CPO-Uhren) anbieten, können hier neue Kundengruppen erschließen – insbesondere online.
Online nicht den Discountern überlassen
Die aktuelle Marktdynamik zeigt: Der Onlinehandel ist zurück – und er ist gekommen, um zu bleiben. Dabei ist es essenziell, dass sich stationäre Uhren- und Schmuckhändler aktiv digital aufstellen, bevor Marktanteile dauerhaft an Plattformen wie Temu, Amazon oder außereuropäische Anbieter verloren gehen. Bereits heute stammen rund 10 Prozent des gesamten Onlinevolumens von Anbietern außerhalb der EU – insbesondere Temu und Shein dominieren das Billigsegment. Wer als Fachhändler weiterhin für Qualität, Beratung und Vertrauen stehen will, muss diese Werte auch digital sichtbar und erlebbar machen.


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