Bald mehr Patek-Mono-Brand-Stores in Deutschland? Wie hier in Frankfurt – betrieben von ©Wempe
Vielen der Patek Philippe-Händler in Deutschland dürfte es Kopfzerbrechen bereiten: Präsident Thierry Stern denkt darüber nach, eigene Geschäfte zu starten, wenn Retailer sich nicht an seine Vorgaben halten. Die Zahl der Patek-Standorte in Deutschland ist in den letzten fünf Jahren bereits um ein Viertel gesunken.
Kritisch sieht Thierry Stern vor allem, wenn an sogenannte „Flipper” verkauft wird – oder wenn der Handel Certified Pre Owned direkt neben der Neuware anbietet. 29 Patek Philippe-Konzessionäre gibt es aktuell in Deutschland. Sie dürften sich künftig genauer an Vorgaben des Unternehmens halten müssen, wenn sie die Marke nicht verlieren wollen. Dies lässt ein Interview mit Thierry Stern, Präsident des Unternehmens, vermuten. Patek Philippe werde eigene Boutiquen eröffnen, so Stern, „falls unsere Retailer ihren Job nicht mehr gut machen.” Und davon hat er klare Vorstellungen: Vor allem soll der Handel die Luxusuhren, von denen 2023 etwa 70.000 in Genf produziert werden, nicht an Kunden geben, die sie postwendend teurer weiterverkaufen.
Händler in Deutschland wollen sich zu der Ankündigung möglicher neuer Boutiquen in Eigenregie offiziell verständlicherweise nicht äußern – den sicheren Umsatzbringer will niemand verlieren. Sie wären nicht die ersten Betroffen: „Patek Philippe hat sein Händlernetz in Deutschland bereits konzentriert“, sagt Frank-Michael Müller, Geschäftsführer der auf Uhren und Schmuck spezialisierten Unternehmensberatung Responsio: „Es gibt in Deutschland bereits heute ein Viertel weniger Standorte von Patek Philippe als noch vor fünf Jahren.” Dies ergibt eine exklusive Auswertung der Responsio-Händlerdatenbank, die die Marken von mehr als 3.000 Juwelieren und Fachhändlern hierzulande erfasst.
Problematisch könnte das insbesondere auch für Händler werden, die das Geschäft mit Certified Pre Owned-Uhren ausbauen (wollen): „Ich will nicht, dass ein Geschäft eine neue Patek Philippe anbietet und daneben eine aus Vorbesitz”, so eine von Thierry Sterns klaren Regeln, die offenbar Wirkung zeigen. Der international tätige Juwelier Bucherer 1888, der in den vergangenen Jahren stark in das Geschäft mit Vintage-Uhren investiert hat, führt hier eine Liste von fast 30 Luxusmarken (darunter solche, die zunehmend mit eigenen Stores von sich reden machen, wie Rolex, Audemars Piguet oder Jaeger-LeCoultre): Patek Philippe, eine Marke, mit der Bucherer eine jahrzehntelange Zusammenarbeit verbindet, sucht man im aktuellen CPO-Angebot von Bucherer online vergeblich.
Wussten Sie?
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Patek Philippe kauft mehrere Hundert Uhren jährlich auf dem Sekundärmarkt zurück – um zu sehen, woher sie kommen. Dass der Wiederverkauf zu höheren deutlich höheren Preisen nicht eingedämmt werden kann, weiß auch Thierry Stern. Auf der Watches & Wonders 2022 sagte er: „Ich bin realistisch. Ich weiß, dass ich es nicht aufhalten kann und dass man damit leben muss. So ist das eben, wenn man erfolgreich ist.”
Nur an regionale Kunden verkaufen, die der Händler kennt
Im Interview mit der Schweizer Handelszeitung spricht Thierry Stern über seine Inspiration, seine Liebe zum Design, die Strategie und das Besondere der Marke sowie seine Leidenschaft für die Produkte des Unternehmens in dem er quasi aufgewachsen ist. Bei den Patek Philip-Händlern in Deutschland aber sorgen eher die Bemerkungen am Rande mit der Kritik am Handel für Unruhe.
Wie stark Patek Philippe, ähnlich wie Rolex und CO., künftig auf eigenen Mono-Brand-Stores setzen wird, bleibt abzuwarten. Zwei Patek-Boutiquen gibt es in Deutschland bereits: Sie werden von Wempe in Hamburg und Frankfurt betrieben.
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