
Billig produziert, teuer bezahlt: Wie Fake-Rabatte Vertrauen kosten. © Bergmann
Im Netz kursieren zunehmend professionell inszenierte „Räumungs“-Shows mit angeblich massiven Preisnachlässen auf Schmuck, oft unter dem Anschein eines alteingesessenen Ateliers. Für echte Juweliere und Fachhändler ist das mehr als nur lästig: Die Fakes ziehen Budget und Vertrauen aus dem Markt, drücken die Preiserwartung und beschädigen die Buchungsquote im Beratungsgeschäft.
Wie Abverkauf-Fakes funktionieren
In den letzten Monaten häufen sich Fälle, in denen vermeintliche „Räumungs“-Angebote für Schmuck als Bildschirm-Show inszeniert werden. Leser stoßen in Online-Werbekästen auf professionell gestaltete Seiten mit einem vertrauenswürdig wirkenden Juweliers-Ehepaar und großen Abverkaufsversprechen. Doch auf der Suche nach einer realen Adresse bleibt die Spur im Netz oft im Leeren. Häufig handelt es sich nur um eine oder zwei grafisch aufbereitete Websites, die den Eindruck eines echten Ladengeschäfts erwecken, während das Geschäft in Wahrheit nicht existiert. Das Ziel scheint klar: durch extreme Rabattversprechen werden Käufer zum schnellen Online-Kauf verleitet, ohne dass eine stationäre Anlaufstelle oder persönliche Beratung möglich ist. Die Kombination aus billiger internationaler Produktion, automatisierten Website-Setups und überzeugender Bildsprache erzeugt einen besonders wirksamen Vertrauensvorsprung und läuft Gefahr, Verbrauchern ein falsches Gefühl von Seriosität und Abschied vom Laden vorzugaukeln.
Grundsätzlich gilt: Solche Phänomene sollten sorgfältig verifiziert werden; pauschale Zuschreibungen zu Herkunftsländern sind zu vermeiden, stattdessen sind belegbare Hinweise auf Lieferketten, Betreiber-Firmennamen und Zahlungsabwicklung entscheidend.
Melden, dokumentieren, nicht diffamieren
Ein aktuelles Beispiel aus dem Marktumfeld: Unter dem Namen „Bergmann Goldschmied“ wird online mit der Story eines Juweliers-Ehepaars geworben; im Impressum findet sich jedoch eine Firma in Hongkong. Ob im Einzelfall rechtswidrig gehandelt wird, müssen Behörden und Gerichte klären. Für die Branche ist aber entscheidend, wie man sich wirtschaftlich schützt und Kunden aufklärt, ohne selbst in rechtliche Fallstricke zu geraten.

Warum die Fakes funktionieren und Umsätze kosten
Preisanker zerstört Marge: −60 % bis −80 % „Räumung“ verschieben die Zahlungsbereitschaft – Beratungsgespräche enden öfter mit „Ich habe das online viel günstiger gesehen“. Vertrauenssimulation: Paar-Bildsprache, Atelier-Narrativ, „Letzte Chance“-Countdowns und .com-Shops mit Hochglanz-CI erzeugen Glaubwürdigkeit ohne reale Infrastruktur. Funnel-Effekt: Aggressive Social-Ads + Checkout mit Sofortzahlung → schneller Cash-In für Betreiber, während Rekla und Chargebacks beim Payment-Provider landen – und die Enttäuschung bei Kund:innen später im lokalen Geschäft.
Bottom line für den Handel: Machen Sie Ihre Seriosität sichtbar, prüfen Sie Ihr Monitoring & Meldewesen, und holen Sie verunsicherte Kunden mit Vergleichs-Beratung ab. So bleiben Umsatz und Vertrauen im stationären Markt. Dort, wo Schmuck langfristig Wert und Beziehung stiftet.

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