Ringe werden dünner: dem Goldwert geschuldet oder wirklich Trend?

Dünne Ringe Trauring Verlobungsring Trend

Dezent und fragil. Ein schmaler Ring schmeichelt jeder Hand - doch nicht jedes Schmuckstück ist dafür geeignet. Gerade beim Trauring ist das schmale Band ein Risiko - zu stark beansprucht wird der Ring im Alltag. © BPJ

Ob große Statementpieces oder zarte Goldketten, manche Trends kommen immer wieder. Aktuell ist es besonders bei den Damen die Tendenz zum filigranen Ring, die sich abzeichnet. Dabei stellt sich die Frage, woher diese Entwicklung kommt. Hat der steigende Goldpreis etwas damit zu tun? Oder spielt der Layeringtrend jetzt auch bei Verlobungs- und Trauringen eine Rolle? Blickpunkt·Juwelier gibt den Überblick.



Jede Frau wünscht sich ein Schmuckstück, dass ihr schmeichelt und noch strahlender erscheinen lässt. Ein schmaler Ring schmeichelt der Hand und lässt die Finger länger wirken, ein Effekt, den viele anstreben. Besonders beim Trauring, einem Ring, der ja doch 24 Stunden am Tag am Finger steckt, suchen Frauen aktuell nach schmaleren Modellen. Diese Erfahrung hat auch Chris Zellner gemacht: „Viele Damen möchten einen zarten Trauring, am liebsten 2mm! Da versuchen wir aber den Ehering auf Minimum 3-3,5 mm Breite zu beraten.“ Der Grund ist die Stabilität. Der Trauring ist größerer Belastung ausgesetzt als ein Schmuckring, den man nur zu besonderen Anlässen aus dem Schmuckkästchen holt, er begleitet die Trägerin durch jede Lebenslage. Dazu kommt der Trend, den einige Brancheninsider schon seit längerem wahrnehmen: Der halb oder ganz ausgefasste Memoirering wird mittlerweile immer häufiger nicht als Beisteckring, sondern als Haupttrauring getragen. Dabei spielt die Stabilität der Ringschiene eine noch größere Rolle als bei einem glatten Trauring, schließlich muss der Ring die eingelassenen Diamanten sicher halten können. Wird der Trauring gemeinsam mit Verlobungsring und Memoirering getragen, kann eine Frau mit schmalen Fingern schnell erschlagen wirken, auch hier liegt es nahe, sich für filigranere Modelle zu entscheiden, die sich gut zusammen tragen lassen.

Weniger ist mehr

Schmaler Goldschmuck hat aber auch seine Vorteile. Neben der Möglichkeit, Material zu sparen, haben Damen mit feinem Schmuck auch die Gelegenheit, ihre Persönlichkeit durch Ringstacking oder Kettenlayering ins Rampenlicht zu rücken. Mit kleineren, filigraneren Stücken lassen sich dafür mehrere Teile miteinander kombinieren, wodurch ein ganz individueller Look für jede Trägerin entsteht. Besonders schlichte Designs gewinnen durch die Kombination miteinander an Charakter.

So lässt sich auch ein schlichtes Outfit schnell aufwerten. Mit kleinen goldenen Creolen, eleganten Gliederketten und dezenten Anhängern wirken auch Jeans und T-Shirt ausgehfertig. Auch der „Quiet Luxury“- Trend der letzten Jahre könnte eine Rolle spielen, Dezenz und hochwertige Materialien werden hier zum Statussymbol. Für den Juwelier heißt das, dass eine Konzentration auf das wesentliche stattfinden kann. Hochwertige Materialien und Handwerkskunst rücken an die Stelle von auffälligen Farbvarianten und überladenen Schmuckstücken. Besonders gefragt ist bei diesem Trend jener Schmuck, der den Besitzer schon einiges gekostet hat, dabei aber nicht mit dem Preis hausieren geht. 

Christoph Zellner Trauringschmiede Elfinger Zellner
Christoph Zellner © Juwelier Elfinger Zellner

Viele Damen möchten einen zarten Trauring, am liebsten 2mm. Wir versuchen aber den Ehering auf ein Minimum von 3mm Breite zu beraten.

Christoph Zellner, Juwelier Elfinger Zellner

Steigender Goldpreis

Vielleicht ist es aber doch auch der finanzielle Aspekt, der eine Rolle spielt. Hat der steigende Goldpreis etwas mit dem Trend zum filigranen Ring zu tun? Gold gilt bei Investoren als „sicherer Hafen“ in Zeiten der Krise – und auch bei Privatanlegern ist diese Einstellung vorherrschend. Das hat auch psychologische Gründe: Gold hat schon etliche Währungen überdauert und scheint zu garantieren, dass es auch weiterhin so bleibt – mag das Papiergeld fallen und brennen, Gold bleibt immer bestehen, lautet die allgemeine Einschätzung.

Aktuell ist der Goldpreis auf einem Rekordhoch – Tendenz steigend! Experten sprechen davon, dass die Entwicklung bis Jahresende bis hin zu 2.800 US-Dollar gehen kann, der international anerkannte Goldexperte Ronald-Peter Stöferle spricht sogar davon, dass bis zum Ende der Dekade 4.800 US-Dollar realistisch sind.

Der Goldpreis stieg und fiel stets im Zusammenspiel mit weltwirtschaftlichen und -politischen Ereignissen. Der Umsturz im Iran führte zu massiven Ölpreisschocks, der die Energiekosten vervielfachte – eine Wiederholung der Folgen dieser Energiekrise findet sich auch in der aktuellen Nahost-Krise, 2023 stiegen die Heizkosten in Deutschland trotz Gaspreisdeckel um mehr als 30% (Quelle: zeit.de).

Der Goldpreis stieg 1979 um satte 76% an, erst im Laufe der 1980er stabilisierte sich der Preis. Vergleichbar mit diesem rasanten Anstieg sind die Ereignisse nach der Lehman-Pleite 2008, diesmal hielt sich der Anstieg bis 2013, bevor sich die Wirtschaft wieder erholte. Der Branchenverband World Gold Council hat gerade neue Zahlen veröffentlicht, die unter anderem zeigen, dass die Nachfrage nach Gold im dritten Quartal 2024 so hoch wie noch nie lag. Investoren kaufen zunehmend auch Gold-ETFs, die dann im großen Stil verwaltend auftreten. Was bedeutet das nun für die aktuelle Situation? Die schon länger schwärenden russischen Konflikte erreichten einen neuen Krisenpunkt mit dem Ausbruch des Ukrainekrieges 2022. Die damit einhergehende Unsicherheit und die erneut drohende Energiekrise destabilisierten die Weltwirtschaft erneut. Aktuell spielen also mehrere Faktoren eine Rolle. Die Staatsverschuldung – auch für Europa ein Thema, besonders wichtig aber in den USA – steigt weiter an, um Wirtschaft und Staatsschulden zu entlasten greift man zur Zinssenkung. Der bereits erwähnte Nahostkonflikt ist ebenfalls noch nicht aufgelöst, vielmehr scheint sich die Situation kontinuierlich zu verschärfen. Ein letzter Punkt, der sehr aktuell den Goldpreis beeinflusst, ist die Saison, denn in Indien wurde z.B. im Januar enorm viel Goldschmuck angekauft.

Alternativen und Beratung

Obwohl starke Player wie Platin den Schmuckmarkt anreichern, ist doch Gold der Dreh- und Angelpunkt der Industrie. In der Branche herrscht Einigkeit: Trotz der Nachfrage bei anderen Materialien wird Gold nicht aus der Mode kommen. Zu vielfältig einsetzbar und zu mythisch und psychologisch aufgeladen ist das Material. Gold hat sich schon längst einen Platz auf den Stirnen von Königen und den Fingern schöner Frauen gesichert, und der warme Glanz lässt sich nicht kopieren. Gerade bei Verlobungs- und Trauringen hat das Edelmetall die Nase vorne – 43% aller Verlobungsringe werden aktuell in Weißgold verkauft, häufig als klassischer Solitär. Die Kombination von warmem Gold und einem funkelnden Diamanten gehört noch immer zu den Klassikern, den so gut wie alle Anbieter im Sortiment haben. Wenn sich der Trend zum filigranen Schmuck jedoch weiter entwickelt, kann der Juwelier mit seiner Fachkenntnis deutlich machen, wo ein schmales Band möglich ist, und welche Alternativen zur Verfügung stehen.   

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