Signa Holding – Wie entwickeln sich Innenstädte?

In kurzer Zeit hat sich die Signa Holding in deutschen Topstandorten breit gemacht. Plant das Unternehmen in erster Linie mit Immobilien, wie in der Vergangenheit, oder steckt eine Zukunftsstrategie für den innerstädtischen Einzelhandel dahinter?


Wenn die Big Player große Schritte machen, kommen manchmal interessante Details zum Vorschein. Beim derzeitigen Handelsengagement der Signa Holding geht es beispielsweise darum, mit welcher Vision gearbeitet wird. Wie werden sich Innenstädte verändern? Geht es den Investoren nur um die Immobilien oder haben sie auch Handelsstrategien in der Schublade. Bei René Benko, Chef der Signa Holding, könnte es sein, dass er an einem Warenhauskonzept strickt. Sonst hätte er wohl nicht drei Mrd. Euro für Kaufhof geboten. Und wenn man dem Geflüster in Handelskreisen Glauben schenken will, ist der Deal noch lange nicht vom Tisch. Weil Kaufhof-Eigner HBC in den roten Zahlen steckt, könnte es doch noch zu einem Verkauf kommen – dann selbstverständlich für weniger als drei Mrd. Euro. Denn betriebswirtschaftlich sinnvoll scheint eine Elefantenhochzeit noch immer zu sein, denn es würden sich daraus Synergien ergeben. Konkrete Zahlen nennt Jörg Funder, Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms. Von den insgesamt 180 Standorten beider Firmen seien wohl nur 60 bis 70 überlebensfähig, sagt Funder. Etwa 120 Häuser seien im Rahmen eines zentral geführten Konzerns obsolet, darunter viele Doppel- und Konkurrenzstandorte. Zukunft sieht er vor allem für Standorte mit mehr als 150.000 Einwohnern.

Was dann mit den freien Immobilien passiert? Ein Paradebeispiel ist das Karstadt-Haus in Stuttgart. Benko hat es mittlerweile wieder verkauft, war Projektentwickler. Das Filetstück an der Ecke hat sich Telekom gesichert. Primark hat 8.000 Quadratmeter auf fünf Stockwerken. Funder sieht auch bei 15 bis 20 Standorten eine Eignung als Einkaufscenter. Generell gesprochen würden die Erdgeschosse weiterhin begehrte Handelsflächen bleiben, schätzt Funder. In den Obergeschossen sieht er aber eher Fitness-Studios oder Büros. Auch die Untervermietung an Online-Händler, die die Flächen als Showroom nutzen, sei interessant.

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Erfolg in Zahlen
– Wie Benko investiert

Der in deutschen Medien gern als Sonnyboy im Ferrari beschriebene René Benko ist längst zum ernsthaften Unternehmer geworden. Mehr noch, gilt er mittlerweile doch als Heilsbringer für die Warenhausbranche.


In Deutschland ist Benko spätestens seit August 2014 bekannt, als er Karstadt erworben hatte. Seither hat er beständig Handelsimmobilien dazugekauft, zuletzt das Hochhaus „Upper West“ in Berlin, das „Kaufmannshaus“ und die „Alsterarkaden“ in Hamburg, die „Upper Zeil“ in Frankfurt und die Hälfte des Karstadt-Projekts am Münchener Hauptbahnhof. In Zahlen: 1,5 Mrd. Euro, es war der größte deutsche Immobiliendeal 2017.

Benko hat mittlerweile ein Imperium von rund 125 Immobilien in europäischen Innenstadtlagen zusammengekauft. Die Fachzeitung „Der Handel“ schreibt, dass von insgesamt 160.000 Quadratmetern Mietflächen etwas 70.000 für den Einzelhandel, 55.000 für Büros und 17.000 für Hotels genutzt werden. Klar ist allen Branchenkennern: Sollte die Digitalisierung weiter voranschreiten, werden die Handelsflächen verkleinert oder gar an Online- und Multichannel-Anbieter wie Amazon oder Ebay vermietet.[/vc_message]

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