Signa Insolvenz: Galeria und Innenstädte bangen

Galeria in Turbulenzen

Reißt Signa-Insolvenz die angeschlagene Warenhauskette Galeria mit in den Abgrund? ©Shutterstock/ FooTToo

Die Zukunft von Galeria ist seit gestern, 29.11.2023, noch ungewisser als bisher. Aktuell wird fieberhaft an einer Lösung zur Rettung der Warenhauskette gefeilt. Die gesamtwirtschaftlichen Nebenwirkungen inklusive der Effekte auf die deutschen Innenstädte ist noch nicht bezifferbar. Der Deutsche Städtebund fordert Einbeziehung in das Verfahren.



Die Signa Holding GmbH reichte gestern Donnerstag, 29.11.2023, am Handelsgericht Wien einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Form eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung ein, so die Pressemitteilung des KSV1870.

Intransparente Verflechtungen: Die „Signa Gruppe“

Das Firmengeflecht im umgangssprachlichen Jargon die „Signa Gruppe“ genannt, besteht aus mehreren hundert Gesellschaften in verschiedenen Ländern, wobei sich, so der KSV1870, die wechselseitigen Beziehungen als sehr komplex darstellen. Die spezielle Holding-Struktur verlangt es, dass die vielen Teilgesellschaften, meist als GmbH organisiert, selbst entscheiden müssen, ob sie noch zahlungsfähig sind oder ebenfalls Insolvenz anmelden.

Signa Retail Selection AG: Die Galeria-Mutter

Dazu zählt unter anderen die Schweizer Signa Retail Selection AG, Tochter der Signa-Holding und Mutter von Galeria. Ziel ist es, die Gesellschaft abzukoppeln und geordnet zu liquidieren. Der Verwaltungsrat der AG geht laut dpa davon aus, sämtliche externe Verbindlichkeiten regeln zu können und die Firmenteile gut organisiert und strukturiert in den kommenden Monaten zu veräußern. In einer Mitteilung der SIGNA Retail Selection AG betont diese, mit diesem Schritt verhindern zu wollen, dass das Unternehmen in Abhängigkeit des Insolvenzverfahrens der österreichischen Mutter gerät.

Galeria: Zur Genesung abgekoppelt

Ob die Strategie aufgeht, ist jedoch noch fraglich. Bereits Ende 2022 hatte Galeria zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Von Signa zugesagte 200 Millionen Euro stehen noch, laut „Börse Frankfurt“ zur Sanierung aus. Ob die erste, zugesagte Tranche über 50 Millionen im Februar 2024 überwiesen wird, hängt jedoch maßgeblich von der tatsächlichen Liquidität der Holding ab und wird sich im Zuge des Insolvenzverfahrens weisen. Tatsächlich scheint Galeria im vorweihnachtlichen Geschäft einen kleinen Wachstumsschub zu erfahren. Das schlägt sich positiv in den Büchern jener Standorte nieder, die nicht von Signa vermietet sind, so das Handelsblatt. Signa-Standorte der Warenhauskette seien Unternehmenskreisen zufolge, so das Handelsblatt, jedoch durchgängig defizitär. Der Grund: Trotz roter Zahlen, hat Signa keinen Mietsenkungen zustimmt, sondern erwähnte 200 Millionen in Aussicht gestellt.

Wieder auf Investorenschau

Das Management geht davon aus: „Sämtliche externe Verbindlichkeiten regeln zu können und die Aktiven gut organisiert und in einem strukturierten Prozess über die nächsten Monate zu veräußern.“ Auf Anfrage der dpa meint Handelsexperte Gerrit Heinemann, Hochschule Niederrhein, sieht die Aussichten jedoch düster: „Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten macht das keinen Sinn.“  Ähnlich Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE: „Zur Niedrigzinszeit wäre ein Eintritt in den deutschen Markt vielleicht für internationale Investoren oder sogar Handelsgruppen interessant gewesen. In der heutigen Markt- und Zinslage gibt es kaum Chancen, einen Käufer zu finden.“

Wirtschaftliche Folgen: Noch nicht bezifferbar

Sollte sich dieses Szenario bewahrheiten, so sind die wirtschaftlichen Auswirkungen heute noch nicht bezifferbar. Viele Lieferanten, darunter namhafte Marken, beschäftigen sich daher bereits intensiv mit Alternativszenarien, um für den Fall des Wegbrechens des Vertriebskanals gerüstet zu sein. Darüber hinaus würde das Schließen aller oder einiger der 93 Standorte mit rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht nur den Arbeitsplatzverlust sondern ebenfalls einen massiven Kaufkraft- und Frequenzverlust in den Innenstädten bedeuten.

„Gerade die Filialen in zentralen Lagen haben eine Schlüsselfunktion für unsere Innenstädte. Wichtig ist jetzt, möglichst schnell in den Austausch mit der Signa-Gruppe zu kommen, um bald Klarheit zu schaffen", fordert Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags. (c)Laurence Chaperon

Standort “Innenstadt” nicht gefährden

Der Deutsche Städtetag reagierte daher umgehen auf die Signa-Holding Insolvenz. Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags betont: „Gerade die Filialen in zentralen Lagen haben eine Schlüsselfunktion für unsere Innenstädte. Wichtig ist jetzt, möglichst schnell in den Austausch mit der Signa-Gruppe zu kommen, um bald Klarheit zu schaffen.“ Er fordert daher, dass die Städte im Falle der Schließung von Galeria-Filialen als Folge der Signa-Holding Insolvenz, bei den Gesprächen zwischen Gläubigern, Eigentümern, Anteilseignern und Insolvenzverwaltern eng einbezogen werden müssen. Den nur so lasse sich die Weiterentwicklung der Innenstädte planen und das Gesamtgefüge der Innenstädte strategisch ausrichten. Deby: „Die Innenstädte sind nicht tot, aber sie müssen sich verändern. Wir wissen, dass die Aufenthaltsqualität entscheidend ist, um die Menschen wieder mehr in die Innenstädte zu ziehen.“

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