Galeria insolvent: Sorgen um die Attraktivität der Innenstädte. ©CorinnaL
Galeria Karstadt Kaufhof hat Antrag auf Staatshilfe gestellt. Wieder einmal. Juweliere befürchten einerseits einen (weiteren) Verlust der Attraktivität der Innenstädte, wenn Warenhäuser dichtmachen. Andererseits wollen sie nicht, dass Unsummen in ein veraltetes Geschäftsmodell gesteckt werden.
Zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren beantragt der letzte deutsche Warenhauskonzern Staatshilfe. Nachdem bereits 680 Millionen Euro geflossen sind, soll es sich dieses Mal um eine Summe zwischen 200 und 300 Millionen Euro handeln. „Kaufhäuser soll man retten und der Einzelhandel wird sich selber überlassen?!“, so bringt Goldschmied Markus Müller in der Facebook-Gruppe von Blickpunkt Juwelier auf den Punkt, was viele denken.
„Bei diesem Thema schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, räumt Roland Kaulfuß offen ein. „Niemand will weitere Leerstände in den Innenstädten,“ sagt der Geschäftsführer der Kraemer GmbH (Juweliere Kraemer): „Aber hier wird nicht Geld beantragt, um eine Lösung zu finden, sondern rein um das Überleben eines Unternehmens zu sichern.“ Das heißt: Es wird nicht in neue Konzepte investiert, die auch für eine junge Zielgruppe attraktiv sein könnten, sondern in ein Geschäftsmodell, das nicht mehr funktioniert. Weder in den letzten Jahren, noch aktuell: Für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr rechnet die Galeria-Führung erneut mit einem Jahresfehlbetrag „im unteren bis mittleren dreistelligen Millionenbereich“.
Erlebnisangebot der Innenstädte
Dass mit den Geldern für Galeria Karstadt Kaufhof zum Teil auch ein Wettbewerber gefördert würde, hält Roland Kaulfuß, dessen Unternehmen 35 Filialen in 25 Städten betreibt, für weniger problematisch als die Perspektivlosigkeit.
Das Sprichwort von der Konkurrenz, die das Geschäft belebe, gelte auch hier: „Wir machen dort besonders gute Geschäfte, wo das Thema Schmuck präsent und sichtbar ist. Dabei ist es egal, ob in unserer Nähe ein Einzel-Juwelier, ein Schmuck-Filialist oder eine Schmuckabteilung eines Warenhauses ist.“
Noch wichtiger als die Präsenz des Schmuck- und Uhrenhandels in den Städten ist das große Ganze: „Wir brauchen die Attraktivität der Innenstädte. Wir brauchen ein Umfeld – beispielsweise mit Textil-, Accessoire- und Schuhgeschäften, aber auch mit Gastronomie und anderen attraktiven Erlebnisangeboten.“
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