Strohm: „Uhrenarmbänder sind wie Felgen für das Auto“

Bernhard_Strohm_Uhrenarmbänder

Uhrensammler- und verkäufer sowie Blogger und YouTuber: Bernhard Strohm ist alles in einer Person. Im Interview spricht er u.a. über die gröbsten Fehler beim Kauf von Uhrenarmbändern und worauf Juweliere beim Verkauf von Bändern besonders achten sollen.



Blickpunkt Juwelier: Herr Strohm, wie würden Sie Ihren Beruf beschreiben?

BERNHARD STROHM: Das ist eine gute Frage, weil mein Beruf aus meiner Passion, dem Sammeln von Uhren, entstanden ist. Inzwischen habe ich einen Shop für gebrauchte, sehr exklusive Uhren und biete hochwertige Armbänder dazu an. Kleine Manufakturen schneidern inzwischen eigene Bänder für mich im angesagten Vintage-Stil. Preislich starten diese bei rund 90 Euro gehen bei Unikaten rauf bis 300 Euro. Aber auch Sets, die 800 bis 1.000 Euro kosten, habe ich im Sortiment.

BPJ: Welchen Stellenwert haben Uhrenarmbänder bei Käufern?

STROHM: Es gibt Sammler, die kaufen sich eine Omega Speedmaster und sind mit dem Stahlband der Uhr nicht zufrieden. Die suchen dann verzweifelt im Internet nach einem passenden Lederband, werden aber natürlich nicht fündig. Denn ein hochwertiges Uhrband ist eine Wissenschaft für sich. Es ist ähnlich wie beim Auto, wo die Felgen die Optik ausmachen. Ich verpasse der Uhr mit dem Lederband den Feinschliff.

 BPJ: Wer ist die Zielgruppe?

STROHM: Die Zielgruppe besteht zu 95 Prozent aus Männern, weil Frauen in der Regel nicht sammeln. Männer kreieren hingegen aus ihrer Leidenschaft für Uhren einen Hype. Das Alter meiner Kunden bewegt sich zwischen 35 und 65 Jahren.

BPJ: Welchen Wert haben Uhrenarmbänder für Sammler?

STROHM: Einen sehr hohen. Wenn beispielsweise jemand ins Geschäft kommt und eine blaue Uhr sucht, dann entscheidet er meist aufgrund der Farbe des Uhrenbandes, nicht der Uhr selbst. Sammler haben mehrere Bänder für eine Uhr, etwa ein poppiges gelbes, ein gedecktes dunkles und eines, das die Uhr unverwechselbar macht. Zwischen 60 und 70 Prozent definieren die Optik einer Uhr über das Uhrband. Ich bin letztlich auch der Modeberater für den Uhrensammler.

BPJ: Was ist der gröbste Fehler beim Kauf von Uhrenarmbändern?

STROHM: Sich einfach in einem Online-Shop ein Uhrenarmband zu bestellen. Denn das wird nicht gelingen. Es braucht Faktoren, wie die richtigen Maße oder die Länge und die Dicke des Bandes. Nur zehn Prozent der Standardbänder sind für Uhren passend. Das sind die Fallstricke für Otto Normalverbraucher.

BPJ: Was würden Sie dem Juwelier raten?

STROHM: Viele Juwelier haben sich noch nie mit Lederuhrenarmbändern beschäftigt. Um Bänder zu verkaufen, bedarf es aber einer Expertise. Dafür ist geschultes Personal nötig. Ein hochwertiges Lederuhrenarmband zu verkaufen, ist eine Wissenschaft für sich. Wenn ein Juwelier ein Uhrenarmband verkauft, ohne sich damit auseinandergesetzt zu haben, wäre es so, wie wenn ein Verkäufer für Hemden plötzlich Schuhe verkauft. Und Kunden von exklusiven Uhren dürfen auch eine  entsprechend fachgerechte Beratung erwarten.

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