Die Familie Willer hat ihren hochwertigen Schmuckweg in der Millionenstadt Hamburg gefunden. Uhren spielen keine große Rolle mehr.
Noch nicht mal Rolex: Der Hamburger Juwelier Rolf-Detlef Willer setzt voll auf Schmuck und will seine „Liebesbriefe in Schmuck“, so der Claim, unbeirrt weiterschreiben. Übrigens mit zwei Schmuckmarken, die wohl kaum einer auf der Rechnung hat, verrät er im Interview.
Blickpunkt Juwelier: Herr Willer, wie kann man ohne Rolex in einer Großstadt wie Hamburg glücklich werden?
Rolf-Detlef Willer: Gegenfrage: Wie kann man mit Rolex glücklich werden, wenn man keine Ware geliefert bekommt? Ich brauche keine dominierende Uhrenmarke, weil wir seit Jahren auf den hochwertigen Echtschmuck setzen und unsere Kunden uns aus diesem Grund aufsuchen.
BJ: War dies immer so?
Willer: Nein. Gar nicht. Meine Eltern waren mit kuranter Ware erfoplgreich und haben fünf der sechs Juweliergeschäfte an Christ verkauft. Für meine Frau und mich aber war klar, dass dies nicht unsere Sache ist. Wir haben das hochwertige Sortiment von Beginn an kontinuierlich aufgebaut.
BJ: Warum?
Willer: Weil wir für uns die Leidenschaft für hochwertigen Schmuck entdeckt haben.
BJ: Gab es für Sie aus heutiger Sicht Enttäuschungen auf diesem „Weg nach oben“?
Willer: Überhaupt nicht. Wir haben die Sabo- und Pandora-Rallye noch mitgemacht, aber bereits gespürt, dass dies nicht unser Weg ist. Heute haben wir kaum noch Silberschmuck und verkaufen ausschließlich interessanten, intelligenten Schmuck.
BJ: Gibt es einen 5-Jahresplan, in dem drinsteht, dass es 2025 keinen Silberschmuck mehr gibt, keine Uhren und mehr Schmuck aus der eigenen Werkstatt?
Willer: Nein. Ich bin Goldschmied und kein Betriebswirt. Bei den Erfa-Tagungen bin ich immer derjenige, der die schlechtesten Drehungen hat. Aber nein: Mir, uns und unserem Unternehmen geht es gut. Ich schaue nicht auf Zahlen, ich schaue auf den Schmuck.
BJ: Und wie viel schauen Sie nach Ihren Kunden?
Willer: Sehr viel. Wir alle, das gesamte Team telefoniert beinahe pausenlos. Da geht es zum Beispiel viel um Schmuckanfertigungen aus der eigenen Werkstatt.
BJ: Ist Ihre eigene Werkstatt Ihr größter Lieferant?
Willer: Bis vor drei Jahren. Dann kamen Serafino Consoli, mit denen wir seit vier Jahren zusammenarbeiten, und Adolfo Courrier mit seiner Pop-Kollektion.
BJ: Haben sich die Preislagen Ihrer verkauften Schmuckstücke verändert durch Corona?
Willer: Die Preislagen sind nicht das Problem. Unsere Kunden suchen hier das unique Produkt.
BJ: Sind das die gleichen Kunden, die auch in die Innenstadt zu den großen Filialisten gehen?
Willer: Ja, sicher. An den Uhren kann man das schnell erkennen. Wir machen viel Uhrenservice für unsere Kunden. Zu uns kommen sie, weil sie Schmuck kaufen wollen, weil wir uns eine Schmuckkompetenz aufgebaut haben.
BJ: Haben Sie Befürchtungen, Marken an die großen Mitbewerber in der Innenstadt zu verlieren?
Willer: Seit kurzem findet man Serafino Consoli auch bei Wempe, aber nicht in dieser Auswahl. 35 Ringe, alle Linien und viele Armreifen im mittleren fünfstelligen Bereich legt sich kaum einer ins Lager. Erfolg kommt nicht von heute auf morgen. Erfolg muss man sich auch erwirtschaften. Man muss etwas dafür tun, dass die Kunden die Produkte erkennen – erkennen können.
Das komplette Interview lesen Sie in der Ausgabe “Blickpunkt Juwelier” 01/21.
Keine Kommentare