6 Gründe, warum Marken den Second Hand-Markt selbst bespielen sollten

Second Hand oder Vintage erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Warum aber überlassen viele Marken diesen Markt anderen? Hier gibt es 6 Gründe, warum Marken den Second Hand-Markt selbst bespielen sollten.


Audemars Piguet hat mit seinem Geschäftsmodell – alte Uhren ab sofort selbst zu verkaufen und damit den Wert der Marke und eine Preisstabilität zu gewähren – Anfang des Jahres aufhorchen lassen. Bedenkt man, dass der Vintage- oder Second Hand-Markt eine viel höhere Zielgruppe anspricht und damit das Markenimage aufpoliert werden kann, eigentlich wenig verwunderlich. Denn wenn eine Marke von sich behaupten kann, auch nach Jahren oder sogar Jahrzehnten wertvoll und qualitativ immer noch hochwertig zu sein, lässt das ihr Image aus Kundensicht bestimmt steigen. Auch der Kauf der britischen Uhrenplattform Watchfinder durch die Richemont-Group ist ein untrügliches Zeichen in diese Richtung. Der Second Hand-Markt boomt. Und das wird jetzt auch von den Marken erkannt.

Second Hand-Markt: 6 Gründe dafür

Hier gibt es 6 Gründe, warum sie den Second Hand-Markt selbst bespielen sollten:

  1. Verkauf von neuen Produkten ankurbeln

    Julie Wainwright, Geschäftsführerin der Second Hand-Online-Plattform The RealReal, merkt an, dass rund 80 % der The RealReal-Verkäufer ihre Gewinne wieder in neue Sachen investieren. Außerdem kann das Gefühl, dass ein Produkt einen hohen Wiederverkaufswert erzielen kann, mit ein Kaufgrund sein. Das bestätigt auch Aaron Cheris, einer der Partner bei der Unternehmensberatung Bain & Company. Wüssten Käufer das, so Cheris, fühlen Sie sich, als ob sie beim Kauf Geld gespart hätten. Weil sie wissen, dass dem Produkt immer ein gewisser Restwert erhalten bleibt.

  2. Breitere Zielgruppe erreichen

    Für viele Konsumenten sind günstigere Produktbranchen wie Parfum, Kosmetik oder kleine Lederwaren der Einstieg in das Luxusgeschäft. Auch der Second Hand-Markt kann eine ähnliche Wirkung haben. Hat ein Konsument einmal den Genuss einer Luxusmarke wahrgenommen, wird er beim nächsten Kauf eher dazu bereit sein, mehr Geld auszugeben, als vorher. Ob gebraucht oder neu spielt dabei keine Rolle.

  3. Gewinne erhöhen

    Wenn wiederverkaufte Artikel direkt von der Marke kommen, gibt das der Marke die Möglichkeit, den Second Hand-Markt mitzubestimmen. Das meint Sucharita Kodali, Analystin bei Forester Research. Ein Beispiel ist Levi's. Seit 2017 verkauft das Jeans-Unternehmen authorisierte Vintage-Jeans in den eigenen Geschäften – und das zu gleichen oder ähnlichen Preisen wie neue Ware.

  4. Storytelling ankurbeln

    Um den Mythos rund um eine Marke zu erhöhen, ist kaum etwas so gut, wie Limitierte Editionen – oder eben Vintage-Ware. Mehr Limitierung geht fast nicht. Schließlich werden diese Produkte bereits seit Jahren oder gar Jahrzehnten nicht mehr hergestellt.

  5. Neue Daten generieren

    Normalerweise ist der verfolgbare Weg eines Produktes dann zu Ende, wenn es über die Ladentheke gereicht wird und damit dem Konsumenten übergeben wird. Durch den Second Hand-Markt können Marken den Weg ihrer eigenen Produkte länger verfolgen. Und so auch in neuen Kollektionen darauf reagieren. Wenn beispielsweise ein Limited Edition-Produkt einer bestimmten Marke im Second Hand-Markt einen höheren Wert erzielt, als im Durchschnitt, weiß diese Marke, dass dieses Produkt neu aufgelegt werden sollte – weil der Markt es verlangt.

  6. Selbstkontrolle

    Wenn eine Luxusmarke mehr Wert auf ihren Einfluss im Second Hand-Markt legt – entweder durch direkten Verkauf oder auch durch Partnerschaften mit zertifizierten Verkäufern – kann sie sowohl ihre Preise als auch ihr Image besser beschützen.

Kontrollieren Marken den Second Hand-Markt also selbst (oder gemeinsam mit authorisierten Händlern/Partnern), kann das sowohl für die Marke als auch für die Verkäufer ein Gewinn sein. Schließlich wird dadurch die Aufmerksamkeit auf die Marke gelenkt, ihr Image wird – wenn das Produkt qualitativ einwandfrei ist – aufpoliert und einst totes Kapital wird wieder in die Wirtschaft investiert.

Quelle: Best of Fashion

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