Monobrand-Stores in Bern: Eine Herausforderung für den Fachhandel. © Shutterstock.com
Breitling eröffnet in der Schweiz den achten eigenen Standort. Dieses Mal in Bern. Dabei wird deutlich, der Multibrand-Store wird zunehmend zum Beobachter einer Entwicklung, die er schon jetzt nicht mehr in der Hand hat. Passagier statt Pilot, Juweliere versuchen mitzuspielen.
In den letzten Monaten hat sich in Bern ein bemerkenswerter Trend abgezeichnet: Immer mehr Uhrenmarken eröffnen eigene Monobrand-Stores. Breitling hat kürzlich eine Boutique in der Marktgass-Passage eröffnet, und Rolex vergrößert seine Verkaufsfläche bei Bucherer. Diese Entwicklungen haben den Fachhandel in der Region in Alarmbereitschaft versetzt.
Der Trend zu eigenen Markenboutiquen ist nicht neu, gewinnt jedoch zunehmend an Dynamik. Uhrenhersteller wie Breitling und Omega erkennen die Vorteile, die mit der direkten Kundenansprache und einer höheren Kontrolle über die Verkaufsprozesse einhergehen. Durch Monobrand-Stores können Marken ihre Botschaft klar und unverfälscht kommunizieren, was nicht nur die Markenidentität stärkt, sondern auch die Margen erhöht, da Zwischenhändler umgangen werden.
Bern, als attraktive Stadt mit relativ niedrigen Mietpreisen im Vergleich zu Zürich und Genf, wird zunehmend zu einem Hotspot für diese Marken. Die touristische Anziehungskraft der Stadt spielt ebenfalls eine Rolle, da viele Uhrenhersteller die Möglichkeit sehen, internationale Kunden zu gewinnen. Schätzungen zufolge machen ausländische Käufer in der Breitling-Boutique bis zu 40 Prozent der Kunden aus.
Wir sehen in Bern großes Potenzial. Es ist eigentlich fast ein Muss, einen Laden in der Bundesstadt zu haben.
Fachhandel: Anpassung oder Stillstand?
Die Reaktionen der traditionellen Uhrenfachhändler sind gemischt. Viele beobachten die Entwicklung mit Besorgnis. Ronald Sonderegger, ein etablierter Juwelier in Bern, äußert, dass die zunehmende Präsenz von Markenboutiquen eine direkte Konkurrenz für den Fachhandel darstellt. Die Hersteller bedienen sich zunehmend selbst und bieten Produkte an, die nicht im Sortiment der Fachhändler zu finden sind. Dies führt zu einem Verdrängungseffekt, der das Geschäftsmodell der Juweliere unter Druck setzt.
Trotz dieser Herausforderungen sieht Sonderegger jedoch auch Chancen. Fachhändler bieten den Kunden die Möglichkeit, verschiedene Marken und Modelle zu vergleichen und von persönlichem Service zu profitieren. Die Kundenbindung, die über Jahre gewachsen ist, bleibt ein entscheidender Vorteil. Zudem betont er, dass der persönliche Kontakt und die Möglichkeit, Uhren anzuprobieren, unerlässlich sind – Aspekte, die im Online-Verkauf oft vernachlässigt werden.
(Quelle: Berner Zeitung)
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