Deutsche Konsumzurückhaltung: Schlusslicht im EU-Einzelhandel

HDE Verbraucher Konsum Barometer September 2025

Deutschland Schlusslicht: Nur 25,1 % der Konsumausgaben fließen hierzulande in den Einzelhandel. © Shutterstock

Die Konsumlaune in Deutschland verschlechtert sich: Das aktuelle HDE-Konsumbarometer für September 2025 zeigt erstmals seit Jahresbeginn einen deutlichen Rückgang der Verbraucherstimmung. Gleichzeitig bestätigt eine neue Studie von NIQ Geomarketing, dass deutsche Konsumenten im EU-Vergleich den kleinsten Teil ihres Budgets im Einzelhandel ausgeben. Die Kaufzurückhaltung bleibt eine zentrale Herausforderung.



Stimmungsrückgang in Deutschland

Nach Monaten stabiler bis leicht positiver Entwicklung ist die Verbraucherstimmung in Deutschland ins Stocken geraten. Das HDE-Konsumbarometer für September 2025 weist den ersten spürbaren Rückgang seit Jahresbeginn aus. Zwar planen die Verbraucher, weniger zu sparen, doch schlägt sich dies nicht in höherer Kaufbereitschaft nieder.

Die Anschaffungsneigung – ein für den Einzelhandel besonders wichtiger Teilindikator – verharrt nahezu unverändert auf niedrigem Niveau. Grund sind die pessimistischen Einkommenserwartungen: Viele Konsumenten rechnen damit, künftig weniger frei verfügbares Einkommen zu haben. Hinzu kommt die Skepsis gegenüber der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung. Ohne sichtbare wirtschaftspolitische Impulse fehlt das Vertrauen in einen baldigen Aufschwung, mit Folgen für den Konsum.

HDE Konsumbarometer September 2025
Das HDE-Konsumbarometer zeigt: Einkommenserwartungen sinken, Anschaffungsneigung stagniert. © HDE

Deutschland im EU-Vergleich Schlusslicht beim Einzelhandelsanteil

Die neue Studie von NIQ Geomarketing unterstreicht die Ergebnisse. Mit einem Anteil von nur 25,1 Prozent geben deutsche Verbraucher von allen 27 EU-Mitgliedstaaten den geringsten Teil ihres privaten Konsums im Einzelhandel aus. Zum Vergleich: EU-weit liegt der Durchschnitt bei 32,6 Prozent und auch hier setzt sich der Abwärtstrend das dritte Jahr in Folge fort.

Besonders in osteuropäischen Ländern fließt ein deutlich höherer Anteil in den stationären Handel: Kroatien (48,0 %), Bulgarien (46,3 %) und Ungarn (45,3 %) führen die Rangliste an. Auch hier ist ein leichter Rückgang zu beobachten, allerdings auf sehr hohem Niveau. Hintergrund ist eine gestiegene Kaufkraft, die es den Konsumenten ermöglicht, mehr Geld für Ersparnisse oder Dienstleistungen zu verwenden.

Die Kaufkraft in Europa stieg 2024 zwar weiter an, jedoch mit nur +3,0 % schwächer als in den Vorjahren. Im Schnitt verfügte jeder EU-Bürger über 21.008 Euro pro Jahr, insgesamt summierte sich die Kaufkraft auf 9,5 Billionen Euro. Der Einzelhandelsumsatz legte ebenfalls zu, allerdings nur um +3,0 % – nach +5,5 % im Jahr 2023. Deutliche Unterschiede zeigen sich regional: Während Länder wie Rumänien (+14,9 %), Bulgarien (+9,9 %) oder Kroatien (+9,3 %) kräftige Zuwächse meldeten, verzeichnete Estland ein Minus von 1,3 %.

Die Inflation zeigte sich 2024 stabilisiert und lag im EU-Schnitt bei 2,6 %, für 2025 werden 2,3 % prognostiziert. Doch die Unterschiede sind groß: Während Rumänien (5,8 %), Belgien (4,3 %) und Ungarn (4,0 %) hohe Teuerungsraten verkraften mussten, blieb die Inflation in Litauen mit 0,9 % extrem niedrig.

NIQ Einzelhandelsanteil privater Konsum Deutschland
Kroatien, Bulgarien und Ungarn investieren fast die Hälfte ihrer Kaufkraft in den stationären Handel. © NIQ

Relevanz für den Uhren- und Schmuckfachhandel

Für Juweliere und Fachhändler sind die Ergebnisse eindeutig: Die Deutschen geben im EU-Vergleich am wenigsten für den Einzelhandel aus – ein strukturelles Problem, das sich durch die aktuell eingetrübte Stimmung verstärkt.

⊕ Premiumkunden bleiben stabil: Gerade im Luxus- und Markensegment gibt es Zielgruppen mit stabiler Kaufkraft.
⊕ Erlebnisse schaffen: Millennials investieren zunehmend in Erlebnisse, auch zu Hause. Händler können mit Events, Storytelling und personalisierten Angeboten punkten.
⊕ Generationen unterschiedlich ansprechen: Generation Z ist bequemlichkeitsorientiert, Babyboomer bleiben preissensibel und setzen auf Eigenmarken. Eine differenzierte Ansprache ist entscheidend.

Einzalhandelsanteil Konsum Deutschland
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