
Erlebnis statt Besitz: Marken wie Louis Vuitton, Chopard und Cartier investieren in Erlebnisräume und Werteorientierung – das stationäre Premiumgeschäft profitiert von dieser neuen Luxuslogik. © Freepik
Der globale Luxusgütermarkt erreicht ein neues Rekordhoch: 1,5 Billionen US-Dollar Umsatz. Laut Euromonitor International verschiebt sich der Fokus zunehmend von Besitz hin zu Erlebnis, von Statussymbolen zu Werthaltung.
Der Konsument will Emotion, nicht nur Exklusivität
Die aktuelle Studie „World Market for Luxury Goods 2025“ zeigt: Der weltweite Luxusmarkt wächst trotz geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheit weiter. Besonders stark steigt die Nachfrage nach Erlebnisluxus, also Reisen, Kulinarik oder kulturell kuratierten Events. Ein Segment, das allein 2025 um acht Prozent zulegte und ein Volumen von über 100 Milliarden US-Dollar erreichte. Dieser Wandel verändert auch das Kaufverhalten. Kundinnen und Kunden, insbesondere die jüngere Generation, suchen nach Marken, die Emotion, Identität und Individualität verkörpern. Luxus wird nicht länger über Exklusivität, sondern über Erlebnis, Bedeutung und Werte definiert. Beratung, Ambiente und Authentizität werden entscheidende Verkaufsargumente.
Stationärer Luxus: Erlebnisräume statt Verkaufsflächen
Trotz der digitalen Expansion bleibt der stationäre Handel zentraler Umsatztreiber. 81 Prozent aller Luxuseinkäufe erfolgen weiterhin offline. Das ist ein deutlicher Beweis für die Relevanz persönlicher Beratung und emotionaler Kauferlebnisse. Vor allem Marken mit Flagship Stores und Erlebnischarakter gewinnen: Häuser wie Louis Vuitton unter Jean Arnault, Chopard mit der Familie Scheufele oder Cartier investieren massiv in architektonisch spektakuläre Boutiquen, multisensorisches Design und Concierge-Services. Diese Entwicklung zeigt, wie stark der physische Handel durch Erlebniswert aufgewertet werden kann. Daraus ergibt sich eine klare Perspektive: Wer die Ladenfläche zum Markenraum macht, steigert Verweildauer, Umsatz und Kundenbindung.
Rolex-Boutique in den Hamptons © Rolex
Neue Wachstumstreiber: Indien und die Generation 60+
Die Studie hebt Indien als dynamischsten Wachstumsmarkt hervor. Mit einem prognostizierten Volumen von über 12 Milliarden US-Dollar und einem jährlichen Wachstum von 74 Prozent entwickelt sich das Land zu einem zentralen Luxusstandort. Die konsumfreudige Mittelschicht, Urbanisierung und Digitalisierung fördern diesen Boom. Internationale Marken wie Gucci, Hermès und Rolex expandieren gezielt in Metropolen wie Mumbai und Delhi.
Gleichzeitig wächst die Relevanz der Zielgruppe 60+. Diese kaufkräftige Generation sucht nach bewusstem Genuss, Gesundheit und nachhaltigen Luxusmomenten, etwa durch Wellnessreisen, medizinische Retreats oder hochwertige Pflegeprodukte. Luxus wird hier zu einem Ausdruck von Lebensqualität statt Status.

Nachhaltigkeit und Werte: Luxus neu definiert
Der Euromonitor-Bericht zeigt auch: Nachhaltigkeit wird zur strategischen Währung des Luxus. Marken, die glaubwürdig in Langlebigkeit, Transparenz und soziale Verantwortung investieren, verzeichnen überdurchschnittliches Wachstum. Initiativen wie recycelte Edelmetalle bei Chopard, CO₂-neutrale Produktion bei Meister, oder die Aufbereitung hochwertiger Materialien bei Rolex und Cartier zeigen, dass Luxus und Ethik zunehmend Hand in Hand gehen.
Parallel etabliert sich der Markt für „Second Luxury“, also Wiederverkauf, Upcycling und Zertifizierung gebrauchter Luxusgüter. Plattformen für pre-owned Uhren und Schmuck, etwa Chrono24 oder Watchfinder, profitieren von einer Kundengruppe, die Wert auf Authentizität und Nachhaltigkeit legt.
Premium im Wandel
Luxus wird nicht mehr verkauft, er wird inszeniert. Erfolgreiche Händler schaffen emotionale Markenräume, erzählen Geschichten und bieten Services, die über den Produktverkauf hinausgehen. Ob digitale Stilberatung, maßgeschneiderte Events oder Kooperationen mit lokalen Künstlern, der Wettbewerbsvorteil liegt künftig in der Verbindung von Premiumqualität, Erlebnis und Haltung. Die Studie macht deutlich: Der Markt wächst, aber die Spielregeln ändern sich. Wer Luxus nicht als Ware, sondern als Wertversprechen versteht, profitiert langfristig. Wirtschaftlich wie emotional.

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