Schließen sich Baselworld und SIHH zusammen? Ein Kommentar von Ulrich Voß, Chefredakteur Blickpunkt Juwelier.
Es war absehbar, dass sich der neue Baselworld-Chef Michel Loris-Melikoff bewegen würde. Das starre Konzept und der Habitus seiner Vorgängerin Sylvie Ritter haben sich überlebt. Seit Juli liest Loris-Melikoff Scherben auf. Das Objekt ist mittlerweile so in Mitleidenschaft gezogen, dass anscheinend nichts mehr heilig ist. Noch nicht mal die alte Rivalität mit dem Genfer Uhrensalon SIHH.
Wie groß das Kompromissangebot des Baselworld-Chefs bei der nun erstmals thematisierten Neuausrichtung ist (wir berichteten), wird an einigen unausgesprochenen Knackpunkten deutlich. Loris-Melikoff erwähnt mit keinem Wort, wo die gemeinsame Messe stattfinden könnte. Eventuell nicht in Basel? Vor fünf Jahren erst wurde der Neubau der Baseler Messe eröffnet, der 22 Monate Bauzeit und 430 Millionen Franken gekostet hat und noch lange nicht abbezahlt ist. Erst vor wenigen Tagen wurde öffentlich, dass der Messeveranstalter MCH Group im Geschäftsergebnis 2018 ein negatives Ergebnis von mindestens 14 Millionen Franken haben wird. Vor zwei Monaten sollte der Betrag noch einstellig sein, hieß es damals.
Unausgesprochen bleibt auch der Umgang mit dem Hauptkritikpunkt der unzufriedenen Aussteller. Sowohl die Baselworld-Absager Swatch Group oder Raymond Weil, als auch die SIHH-Kündiger Audemars Piguet und Richard Mille bemängelten das fehlende Einbeziehen von Konsumenten und Bloggern. Kaum vorstellbar, dass diese beiden Zielgruppen im Fokus stehen, sollte auch die dritte Messe, die Lieferantenmesse EPHJ, mit dabei sein, wie es Loris-Melikoff im Interview andeutet.
Wie auch immer das Konzept einer gemeinsamen Messe aussehen möge, in der derzeitigen Situation ist alles besser als Bewegungslosigkeit. Der neue Baselworld-Chef zeigt sich aktiv und kompromissbereit. Dies sind gute Neuigkeiten.
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