Künftig verkauft Zalando auch gebrauchte Kleidung. Gut findet das Ulrich Voß, Chefredakteur „Blickpunkt Juwelier“.
Es ist wie bei Apple. Als der Tech-Konzern im September 2014 mit seiner Apple Watch in die Uhrenbranche einstieg, war die Aufregung aus der Schweiz groß. Man war sich schnell einig, dass Apple für die Uhrenbranche nicht gut sei. Für ein abschließendes Urteil in dieser Sache ist es noch zu früh, aber Stand heute ist Apple in der Uhrenbranche Nummer 1 und hat dafür gesorgt, dass mehr Konsumenten Uhren tragen. So gesehen war der Tech-Gigant Apple ein Wegbereiter. Sein Verdienst: Er hat Bewegung in den Uhrenmarkt gebracht und den Anteil an Uhrenträgern größer gemacht.
Interessant: Schon damals war Marc Czemper von Casio einer der wenigen, der einen positiven Einfluss des Markteintritts von Apple auf die Uhrenbranche sah – nicht zuletzt durch die riesige Werbekraft, die Apple beim Markteintritt der Uhren an den Tag legt und dies bis heute tut.)
Auch Zalando wird mit seinem Gebraucht-Mode-Konzept den Markt verändern. Einen Markt, der längst in der Veränderung steckt. Corona hat die Schwächen der Fashion-Branche offengelegt. Kurze Saisonzeiten mit permanentem Absatzdruck sind aus Sicht der Händler das Hauptproblem. Aus Sicht der Konsumenten ist es die Umweltbilanz. Laut einer Studie der Barclays Bank ist die Fashion-Branche für rund acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das wäre mehr als der Ausstoß des gesamten Flug- und Schiffsverkehrs. Meldungen über menschenunwürdige Produktionsstätten oder neue, noch verpackte Texilware, die vernichtet wird, hat viele Konsumenten aufgeschreckt. Kunden von Kleiderkreisel oder Mädchenflohmarkt sind eben nicht nur Knauserer, die Geld machen wollen, sondern oftmals „Neudenker“, die ihren Umweltbeitrag leisten wollen, indem sie wenig genutzte Kleidung dem Markt zurückführen. Es sind nicht Schnäppchenjäger, sondern Überzeugungstäter. Der Konsum wird überdacht. Dies ist eine positive Entwicklung.
Und wenn der Konsument selbst Kleidung von Vorbesitzern akzeptiert, wird er es bei Schmuck und Uhren noch viel unbedenklicher tun. Gut für den Uhren-Händler, denn mit dem Verkauf von neuen Uhren wird in Zukunft garantiert nicht mehr so viel Geld zu verdienen sein. Gut für den Schmuck-Spezialisten, der ohnehin mit dem am häufigsten recycelten Material seit Menschengedenken, nämlich Gold, arbeitet. Eine neue Zeitrechnung mit dem Fokus auf die wahren Werte von Produkten darf gern beginnen. Der echte Juwelier ist gewappnet.
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