
Wer sich rechtzeitig positioniert, seine Fläche aktiv bespielt und auf Erlebnis und Emotionen setzt, wird nicht nur vom neuen Besucherverhalten profitieren – sondern seine Relevanz im stationären Handel langfristig sichern. © Shutterstock.com
Die klassische Einkaufspassage wird zum Freizeit-Hotspot: Shopping-Center in Deutschland entwickeln sich rasant weiter – und mit ihnen neue Potenziale für den stationären Fachhandel. Juweliere und Uhrenfachhändler können von der neuen Rolle der Center als Ausflugsziel und Erlebniswelt profitieren.
Vom Versorger zum Entertainer
Shopping-Center übernehmen heute weit mehr als nur die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs. Sie positionieren sich zunehmend als Orte der Freizeitgestaltung – mit Erlebniskonzepten, Gastronomie und Familienangeboten, die über den bloßen Einkauf hinausgehen. Das unterstreicht auch Lena Knopf, Expertin beim EHI Retail Institute: „Revitalisierungen sorgen dafür, dass Shopping-Center relevant für die Lebenswelt der Menschen bleiben.“ Dabei geht es nicht nur um neue Mieter, sondern um ganzheitliche Konzepte.
Die Zahlen zeigen, dass der Markt in Bewegung ist: Zwar bleibt die Anzahl der Shopping-Center in Deutschland mit 506 konstant, doch der Umbau im Inneren ist enorm. 2024 wurden elf Center revitalisiert, weitere 38 befinden sich aktuell im Umbau. Das Spektrum reicht dabei von kompletten Neupositionierungen wie im LOOP5 in Weiterstadt – inklusive Wasserspielplatz, Freefall-Tower und Kletterpark – bis hin zu Teilflächenanpassungen oder der Umnutzung von Flächen, etwa zu Arztpraxen oder Büros.
Auch das Rhein-Neckar-Zentrum zeigt, wohin die Reise geht: Mit Restaurant, Außengastronomie, Trampolinhalle und Indoor-Skydiving zieht das Center ganz neue Zielgruppen an. Gastronomie macht inzwischen 12 Prozent aller Mietverhältnisse in Shopping-Centern aus – Tendenz steigend.

Was Juweliere daraus lernen können
Für den stationären Fachhandel – insbesondere für Juweliere – bedeutet diese Entwicklung: Shopping-Center werden nicht nur besucht, um einzukaufen, sondern weil sie Erlebnis, Abwechslung und Freizeitwert bieten. Das eröffnet neue Ansätze für Positionierung und Kundenbindung.
⊕ Storytelling am POS: Wer in einem Umfeld voller Unterhaltung, Gastronomie und Bewegung bestehen will, muss selbst emotionalisieren. Schmuckgeschäfte können Erlebnisflächen schaffen, mit Event-Angeboten oder Beratungslounges.
⊕ Impulse für Frequenz-Zonen: Wer sich in oder nahe Freizeit- und Gastronomiebereichen im Center positioniert, profitiert von erhöhter Frequenz – vor allem am Wochenende und in den Ferienzeiten.
⊕ Verkauf als Event: Schmuck lässt sich ideal in Inszenierungen einbinden – etwa in Verbindung mit thematischen Aktionen, saisonalen Pop-ups oder Fotospots.
⊕ Familienfreundlichkeit: Freizeitangebote ziehen Familien an – Schmuck für besondere Anlässe (Taufen, Kommunion, Hochzeiten) lässt sich hier gezielt emotional inszenieren.
⊕ Kooperationen: Wer clever ist, sucht sich Partner im Center – etwa ein gemeinsames Event mit einem Gastronom oder ein „VIP-Abend“ mit Erlebnischarakter.
Der Trend zur Innenstadt-Rückkehr: auch für Schmuck spannend
Auch die Lageentwicklung spricht für den stationären Handel: Zwei Drittel aller Center-Neueröffnungen der letzten zehn Jahre befinden sich wieder in Innenstädten. Damit kehrt die Laufkundschaft in belebte urbane Zonen zurück – ein Trend, den gerade traditionelle Schmuckhändler mit beratungsintensivem Sortiment gezielt nutzen können.
Zudem zeigt sich, dass selbst in den großen Shopping-Centern wieder mehr Bewegung entsteht – wenn auch mit verändertem Mietermix. Während einige alteingesessene Marken wie Depot oder Douglas Flächen räumen, expandieren neue Player wie Woolworth oder Tedi. Die Folge: Mehr Vielfalt, mehr Besuchsanlässe – und ein Umfeld, das kreative Fachhändler nutzen können, um sich neu zu präsentieren.


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