„Digitale Helden“ was blieb von DW & Cluse? Immer vorbei am Fachhandel- die Netzmarken und ihr Bestreben.
Eigentlich war der Deal klar. Marken wie Daniel Wellington, Cluse & Co. kommen mit ihren vielen Followern im Gepäck zum Juwelier und beide Seiten profitieren. Doch um die Social-Media-Marken beim Juwelier ist es seit Corona still geworden.
Auch Ice-Watch war so eine Party-Marke. Juweliere, die bei dieser Party dabei sein wollten, sollten investieren. Der unglaubliche Erfolg der bunten Plastikuhren und der ambitionierte Reinverkauf hatten allerdings zur Folge, dass die Läger anschwollen und teilweise noch heute gut bis überfüllt sind mit Uhren der Boom-Jahre 2012 und 2013. Das plötzliche Ende des P.O.S.-Erfolgs der Ice-Watch und die damit einhergehenden Lagerprobleme der Händler waren einmalig. Hat sich dies nun erneut wiederholt? Gab es erneut eine Party, die plötzlich und auf dem Höhepunkt beendet wurde, diesmal von Corona?
Skeptiker haben schon immer auf die scheinbar unauflösbaren Unterschiede beider Vertragspartner verwiesen. Wie kann eine Marke, die aus eigener Kraft groß geworden ist, die gelernt hat, mit neuen Ideen und minimalem finanziellen Einsatz zu arbeiten, mit dem traditionellen Juwelier auskommen. Andererseits: Wie kann ein Juwelier, der den Wunsch hat nach langfristigem und nachhaltigem Erfolg mit seinen Lieferantenpartnern, glücklich werden mit einem unberechenbaren Newcomer, meist ohne Branchenerfahrung?
Es kam wie es kommen musste. Wie bei Ice-Watch so schlug auch bei DW & Co. der Amazon-Hammer zu und die Preise gingen auf den gängigen Online-Marktplätzen in den Keller, teilweise selbst beschleunigt von Rabatt-Aktionen der Hersteller. Die Skeptiker schienen Recht zu behalten, die „neuen“ Marken würden eben nicht wissen, wie man langfristigen Erfolg am stationären P.O.S. schafft. Geschweige denn eine Produktqualität liefern, die dies beim Juwelier ermöglichen kann.
Die ersten Erfolge von Daniel Wellington, Cluse, Rosefield und vielen anderen beim klassischen Juwelier waren Georg Plum von Anfang an suspekt. Verständlich, schließlich sieht der Uhrendesigner und Inhaber der Firma M & M Germany den Erfolg in erster Linie im Design der Uhren – und dieses würde von ihm selbst kommen, von seiner M & M Basic Line, sagt Plum im Interview auf der folgenden Doppelseite. Viel mehr als den Erfolg stört Plum allerdings die Einstellung vieler Juweliere, die bei dieser Party mitgemacht haben – nach all den Erfahrungen mit Ice-Watch und auch nach all den langfristigen und nachhaltigen Erfolgen, die sie mit seiner Marke M & M haben.
Die Lehren aus der aktuellen Situation von DW & Co. beim Juwelier sieht Plum in der Intensität der Partnerschaft zwischen beiden Partnern. In Kurzform: Partnerschaft statt Party.