Coming soon. Derzeit ist noch Formel 1 Rennfahrer und IWC Markenbotschafter Lewis Hamilton präsent zu sehen. Im Sommer soll die Boutique eröffnen. © Blickpunkt Juwelier
Ein Store, eine Metropole, ein Umfeld. Im Luxussegment legt Stuttgart als Einkaufsstadt weiter zu. Die Edeluhren-Manufaktur IWC Schaffhausen wird im Spätsommer einen Store im Dorotheen-Quartier eröffnen. Was bedeutet das für die Region?
Monobrandstores sind in aller Munde. Markenerlebnis schaffen, heißt es von Seiten der Brands. Doch was bleibt damit an Individualität – einer Marke und einer Stadt? Und was ist mit den Konzessionären? Werden sie weiterhin beliefert oder gibt es bald nur noch Markenstores von Uhren – und der Juwelier konzentriert sich auf den Schmuck?
Mit der Eröffnung einer weiteren Monobrand-Boutique – in diesem Fall von IWC Schaffhausen – bestätigt sich, dass Monobrandstores die ganze Markenwelt abbilden werden und dass die Anziehungskraft der Marke, die Fans vom ganzen Umfeld (Bundesland) in den Store in der Metropole zieht. Während die einen Läden schließen, machen andere auf, man erkennt bei IWC Schaffhausen eine ähnliche Vorgehensweise, wie es Patek Philippe bereits getan hat. Oder auch Rolex. Die Marke hat sich im Vorjahr dazu entschieden, nach Wempe und Kutter eine eigene, von Wempe betriebene Boutique im Kaufhaus Breuninger zu eröffnen und damit eine weitere Rolex Konzession in Stuttgart obsolet zu machen. Die Lage bei Rolex zeigte folgendes: Die Belieferung von nunmehr vier Rolex-Fachhandelsstandorten in Stuttgart erhöhte jedoch nicht die von Rolex zugeteilte und angelieferte Stückzahl. Schließlich wurde einem der Standorte, der Chronometrie Von Hofen, die Konzession für Rolex entzogen – was wohl den letzten Anstoß zur Schließung des Traditionsunternehmens bedeutete.
20% Markenbekanntheit hat IWC laut einer Umfrage von Statista im Jahr 2023
Stuttgarts besondere Lage
Dass Kaufkraft nicht nur in Metropolen vorhanden ist, sondern – wie im Fall von Stuttgart – vor allem im Umfeld, zeigt schon alleine die Tatsache, dass Rolex bis heute in Esslingen, Reutlingen und Ludwigsburg vertreten ist. Denn das Einkaufsverhalten findet großteils in den Städten rund um Stuttgart statt, in jenen Städten nämlich, die als betuchte Wohngegend attraktiv sind. Was für München oder Hamburg gilt, muss nicht unbedingt für jede weitere Metropole gelten – was das Stuttgarter Umland bestätigt.
Was sagen die Betroffenen?
„Blickpunkt Juwelier” hat bei betroffenen Juwelieren nachgefragt. Doch sowohl von Juwelier Depperich unter neuer Geschäftsleitung von Marius Schafelner (Juwelier Vogl Aschaffenburg) als auch von Juwelier E. Kutter kam auf Anfrage, dass man dazu keine Stellung beziehen möchte.
Kim-Eva Wempe, geschäftsführende Gesellschafterin der Gerhard D. Wempe GmbH & Co. KG, sagt auf Nachfrage zur Eröffnung folgendes: „Vielen Kundinnen und Kunden ist es wichtig, bevor sie sich für eine Uhrenmarke entscheiden, aus einer Vielfalt von Modellen und Marken wählen zu können. Sie möchten das Für und Wider kennen lernen und sorgfältig abwägen, bevor sie sich für eine Uhr entscheiden. (…) Selbstverständlich gibt es auch Kundinnen und Kunden, die auf eine einzige Marke fokussiert sind. Hier haben Monolabel-Boutiquen Vorteile. Die Kundinnen und Kunden können umfassend in die Welt der jeweiligen Uhrenmarke eintauchen und das Markenerlebnis genießen. Beide Einzelhandelsformen haben ihre Berechtigung und ergänzen sich gegenseitig.“
Wempe weiß, wovon sie spricht. Schließlich kennt man bei Wempe beide Handelsformen – als Multi-Brand-Retailer bietet das Unternehmen eine kuratierte Auswahl an unterschiedlichen Marken, Designs, Stilen und Preiskategorien. „Diverse Kundenbedürfnisse werden abgedeckt. Durch die qualifizierte Beratung und das Eingehen auf Vorlieben findet sich am Ende der Beratung das bestmögliche Produkt für die Kundinnen und Kunden”, sagt Kim-Eva Wempe dazu. Mit der Rolex Boutique, die von Wempe betrieben wird, kennt man auch die andere Seite – die des Monobrand-Stores.
Es gibt auch Kundinnen und Kunden, die auf eine einzige Marke fokussiert sind. Hier haben Monolabel Boutiquen Vorteile.
Wie geht’s weiter?
Ob die Vorgehensweise bei IWC auch so sein wird, wie es Marken wie Patek Philippe, Breitling oder Rolex bereits gemacht haben und ihre eigenen Stores gegenüber dem Fachhandel bevorzugt behandeln, bleibt abzuwarten. Zuerst muss die Boutique in der Stuttgarter Innenstadt eröffnet werden – und sich rechnen. Wenn der Erfolg für sich spricht, wird man sehen, wie es IWC Schaffhausen handhabt und ob die bestehenden Konzessionen bleiben. Oder ob man sich sukzessive vom Fachhandel verabschiedet und nur noch auf eigene Stores mit Markenerlebnis setzt.
Diese Bilder aus der IWC Boutique am Kurfürstendamm in Berlin zeigen, wie die Stores designt werden – in Stuttgart wird sich dieser Stil wohl auch weiterführen. © IWC Schaffhausen
Bye Bye Marke
Wie geht es weiter mit der Luxusuhrenmarke aus Schaffhausen? Werden die Konzessionäre aus Stuttgart und Umgebung die Marke behalten (dürfen)? Oder wird es ihnen wie anderen Fachhändlern gehen, die die Marke nicht mehr führen oder durch den Wegfall anderer Premium-Marken ein wichtiges Standbein ihres Umsatzes verloren haben?
A long story short …
Juwelier Lepple (Rolex Konzessionär) aus Esslingen am Neckar – rund 20 Autominuten von Stuttgarts Innenstadt hat IWC Schaffhausen nicht mehr in seinem Portfolio gelistet.
Bei Juwelier Hunke in Ludwigsburg, eine halbe Stunde entfernt von Stuttgart, findet man IWC bereits seit Längerem nicht mehr – bereits vor dem schönen Umbau hat sich die Marke verabschiedet.
Die Chronometrie von Hofen in Stuttgart ist in den letzten Tagen ihres Räumungsverkaufs und schließt ihre Pforten. Obwohl kein IWC-Konzessionär, schließt hier doch ein ehemaliger Rolex Konzessionär. Der Einzug der Marke war wohl der letzte Schritt zur Entscheidung, das Geschäft nicht mehr fortzuführen.
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