AP-Chef rechtfertigt Abschied vom Juwelier

In einem interessanten Interview hat François-Henry Bennahmias, Chef von Audemars Piguet, über seinen Abschied vom Juwelier berichtet. Die richtig reichen Leute würden zum Einkaufen nicht mehr in Ladengeschäfte gehen.


Im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) rechtfertigt Bennahmias seine Distributionsstrategie. E-Commerce schätzt er als nicht zentral wichtig ein, wird aber dieses Jahr einen eigenen Shop in den USA lancieren. Viel wichtiger sei ihm der direkte Kontakt zum Konsumenten. Zur Rolle, die der Juwelier künftig spielt, sagte er: „Idealerweise wollen wir unsere Distribution in drei bis fünf Jahren vollständig unter unserer Kontrolle haben. Das heißt, wir wollen unsere Uhren nicht mehr in Multibrand-Uhrenläden verkaufen. Wir werden weiterhin mit Juwelieren zusammenarbeiten, allerdings nur im Bereich Monomarken-Boutiquen“, so wie beispielsweise in Frankfurt mit Rüschenbeck.

Auf die Frage, warum es überhaupt Juweliere brauche, antwortete Bennahmias: Wir haben ungefähr 25 Top-Partner weltweit. Diese Leute haben viel Erfahrung im Detailhandel, und wir können von ihnen lernen. Wir wiederum kennen unsere eigene Marke besser, als sie es je können.“ Den Händlern, die wie Rüschenbeck Boutiquen betreiben, verspricht er langfristigen Erfolg.

Die künftigen Einkaufsorte von AP sieht Bennahmias abseits der Erdgeschosslagen an Top-Standorten, da sie sehr teuer seien. Die Flächen von Uhrenläden seien deshalb meist relativ klein, so dass sie nicht das Erlebnis bieten könnten, das er sich für AP wünscht. Stattdessen realisiert er „AP-Houses“. Das AP-House in Hongkong befinde sich im 21. Stockwerk eines Hochhauses, habe keine Werbe- oder Schaufensterflächen und mache trotzdem sehr guten Umsatz.

Die Idee zu diesem Konzept, erklärt Bennahmias, habe er von einem Ex-Mitarbeiter, der im dritten Stock eines Gebäudes in New York mit nur zwei Uhrenfirmen (AP und Richard Mille) und ohne Schaufenster einen Umsatz von 80 Mio. Dollar pro Jahr realisiere. Der „Geheimtipp“ müsse auch nicht beworben werden, sondern habe sich via Social Media und Internet verbreitet. Bennahmias: „Die richtig reichen Leute gehen nicht mehr in Läden, sondern bevorzugen die Diskretion einer Wohnung.“

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