Branchenexperte Oliver Müller: „Schweizer Uhrenindustrie unter Druck”

Oliver Müller Schweizer Uhren Exporte 2025

Oliver Müller: „Die Schweizer Uhrenindustrie steht vor einem Transformationsjahr.” © LuxeConsult

Laut dem Brancheninsider Oliver Müller, Inhaber der Genfer LuxeConsult, befindet sich die Schweizer Uhrenbranche 2025 in der tiefgreifendsten Krise seit Jahrzehnten. Nach einem schwachen Jahresstart verschärfen geopolitische Unsicherheiten, ein stagnierender chinesischer Markt sowie massive Zollerhöhungen in den USA die Situation weiter. Müller rechnet mit einem historischen Einbruch der Exportzahlen.



US-Zölle belasten Exportdynamik

Die Anhebung der US-Einfuhrenzölle für Schweizer Uhren auf bis zu 31 Prozent trifft die Branche hart. Zwar wurde für die Schweiz eine Übergangsfrist mit einer reduzierten Belastung von 10 Prozent eingeräumt, doch Branchenanalysten bezweifeln, dass dies zu einer nachhaltigen Entspannung führen wird. Kurzfristig wurde versucht, möglichst viele Produkte vor Inkrafttreten der Maßnahme in den US-Markt zu bringen – ein Effekt, der sich voraussichtlich in den April-Zahlen widerspiegeln wird, jedoch keine Trendumkehr bewirken kann.

Unsicherheit als größte Herausforderung

Die mangelnde Planbarkeit belastet sowohl Marken als auch den Handel. Politische Entscheidungen, die sich kurzfristig ändern, erschweren strategische Planung und Marktanpassung. Besonders im mittleren Preissegment sind Konsumenten zunehmend preissensibel – die Weitergabe der Zölle an Endkunden dürfte hier zu Absatzverlusten führen. Bei hochpreisigen Modellen hingegen wird erwartet, dass Kunden in andere Märkte ausweichen, etwa nach Europa oder Asien.

Wachsender Druck auf Zulieferer

Besonders hart trifft der Nachfragerückgang die industriellen Zulieferer der Schweizer Uhrenbranche. Sollte sich der Abwärtstrend bestätigen, rechnen Beobachter mit einem Rückgang der Exportstückzahlen auf rund 14 Millionen – ein Niveau, das zuletzt im Krisenjahr 2020 erreicht wurde. Das wäre ein neuer Tiefstand seit dem Zweiten Weltkrieg. Mehr dazu unter: „Schweizer Uhrenexporte im Februar rückläufig: China und USA drücken aufs Tempo”

Langfristige Resilienz, kurzfristige Anpassung

Trotz der aktuellen Herausforderungen besteht Konsens darüber, dass die Schweizer Uhrenindustrie langfristig widerstandsfähig bleibt. Hersteller sind gefordert, Kundenbeziehungen zu intensivieren, sich frühzeitig an neue Marktgegebenheiten anzupassen und positiv zu kommunizieren. Das mittelfristige Potenzial bleibt bestehen, doch eine Erholung wird frühestens für das zweite Halbjahr 2026 erwartet.

Watches and Wonders 2025: Zwischen Innovation und Realität

Trotz der schwierigen Marktlage zeigte sich die Messe “Watches and Wonders” in Genf erneut als Schaufenster für technische Innovationen. Highlights wie die neue Land-Dweller von Rolex mit einem völlig neu entwickelten Kaliber oder die Solaria von Vacheron Constantin mit 41 Komplikationen unterstreichen die Innovationskraft der Branche. Dennoch war spürbar, dass hinter den Kulissen vieler Marken Verunsicherung herrscht. Ein Wermutstropfen bleibt das Fernbleiben einiger großer Namen wie Swatch Group, Richard Mille oder Audemars Piguet. Branchenkenner wünschen sich künftig mehr Geschlossenheit: Eine starke Messe mit möglichst vielen Marken könnte in schwierigen Zeiten ein wichtiges Zeichen der Stabilität und Branchenzugehörigkeit senden.

Teilen
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen

VORTEILSCLUB IST MEHR

Profitieren Sie jetzt von neuen Benefits: Aktionsplan für das ganze Jahr, BPJ-Zeitungsbezug, Reader’s Lounge, B2B-Kommunikation und noch viel MEHR!

SIND SIE SCHON REGISTRIERT ?

Registrieren Sie sich jetzt und profitieren Sie von allen Inhalten in voller Länge, exklusiven News und Insights, die es NUR im geschützten Bereich für Branchen-TeilnehmerInnen gibt.