China-Krise? Schweizer Uhrenindustrie leidet unter Nachfrage-Einbruch

Schweizer Uhren Exporte Rückgang 2024

Nach dem Pandemie-Boom erlebt die Branche nun eine Kehrtwende. © Shutterstock.com

Neue Daten von Richemont und Swatch, den beiden größten börsennotierten Schweizer Uhrenunternehmen, haben in dieser Woche einen Nachfragerückgang bestätigt, der von China ausgeht und auch die Luxusbranche allgemein betrifft.



Richemont meldete einen Umsatzrückgang von 13 Prozent für seine Uhrenmarken, darunter Vacheron Constantin, Jaeger-Lecoultre und IWC, in den drei Monaten bis Juni. Swatch, zu der Omega, Blancpain und Breguet gehören, verzeichnete in China allein in der ersten Jahreshälfte einen Umsatzrückgang von 30 Prozent. Der Gesamtumsatz sank um 14 Prozent, während der Betriebsgewinn um 70 Prozent einbrach. Die schlechten Zahlen führten am Montag zu einem Kurssturz der Swatch Group-Aktie. Mehr dazu unter: Swatch-Halbjahresbericht 2024

Verlangsamung der Schweizer Uhrenexporte

Nach drei Jahren mit wertmäßigen Rekordexporten sind die Großhandelsexporte in den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 um 2,5 Prozent zurückgegangen, so der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie. Dieser Umsatzrückgang und die Produktionskürzungen haben Auswirkungen auf die Schweizer Industrie. Die Zulieferer von Uhrenkomponenten, die während der guten wirtschaftlichen Zeiten schnell Personal einstellten und Ausrüstung anschafften, stehen nun vor verzögerten Aufträgen von großen Schweizer Marken. Einige Komponentenhersteller haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Arbeitszeit zu reduzieren oder die Sommerferien zu verlängern, da die Branche für das kleine Land von enormer Bedeutung ist, mit mehr als 65.000 Beschäftigten und als drittgrößtem Exportsektor.

Swatch-Chef Nick Hayek sagte diese Woche in einem Interview, dass einige Uhrenmarken seines Unternehmens Bestellungen bei Zulieferern verschoben hätten, während die Produktion zwischen 20 und 30 Prozent gekürzt wurde. Die eigenen Mitarbeiter arbeiteten aber weiterhin normal, so Hayek. „Einige Marken, die externe Zulieferer haben, haben ihre Bestellungen nach hinten gestellt”, so Hayek. „Aber das sind nicht nur wir, das kann ich Ihnen sagen, das ist generell so, überall in der Schweizer Uhrenindustrie.”

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Swatch-Chef Nick Hayek hat mit Kürzungen in der Produktion zu kämpfen. © OMEGA

China belastet gesamten Luxussektor

China ist als zweitgrößter Importeur von Zeitmessern (USA löste China 2021 als wichtigstes Zielland für Exporte ab) weitgehend für den aktuellen Einbruch verantwortlich. Die Verkäufe in den USA haben sich überraschend gut gehalten. Zudem boomt der Einzelhandel in Japan, da die Touristen vom schwachen Yen profitieren. Diese Probleme wirken sich auch auf den breiteren Luxussektor aus. Am Dienstag senkte die deutsche Luxusmodemarke Hugo Boss ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr und begründete dies mit der schwachen Entwicklung auf Märkten wie China. Die Aktien des Unternehmens stürzten auf den niedrigsten Stand seit 2021.


Preise für gebrauchte Uhren fallen

Auch im CPO-Sektor kriselt es. Die Preise für gebrauchte Uhren des Luxuskonzerns LVMH, zu dem Tag Heuer, Hublot und Zenith gehören, fielen mit einem Minus von 3,6 Prozent am stärksten. Der Index der gebrauchten Rolex-Modelle fiel um 2,2 Prozent. Die Wertbeständigkeit von Rolex-Uhren auf dem Sekundärmarkt war in den letzten Jahren ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für die Schweizer Spitzenmarke. Aber selbst das beginnt zu bröckeln. Heute werden nur noch 63 Prozent der Rolex-Modelle auf dem Sekundärmarkt über dem Einzelhandelspreis gehandelt, gegenüber 72 Prozent vor einem Jahr. (Quelle: handelszeitung.ch)

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