Tim Stracke, Co-CEO von Chrono24 hat bei der Gründung nicht geahnt, wie sich die Plattform weiterentwickelt. © LinkedIn
Chrono24 ist seit 2003 der führende Online-Marktplatz für Luxusuhren und finanziell bestens aufgestellt. Fußball-Legende Ronaldo vertraut auf die Leistungsfähigkeit des Global Players und auch für den Börsengang scheint es die richtige Zeit zu sein. „We are growing, grow with us!” So verkündet es das Unternehmen.
Marketingdeal mit Cristiano Ronaldo
„Wer sich für Uhren interessiert, kennt Chrono24, unabhängig von Geld und Geschmack“, weiß Tim Stracke, Co-Chef von Chrono24. Daher war es für die Plattform für Online-Uhrenhandel ein genialer Marketingcoup, Cristiano Ronaldo als neuen Investor zu überzeugen – schließlich ist dieser ja bekannt für seine eindrucksvolle Uhrensammlung. Selbst jemand mit seinem Budget und Geschmack findet sich auf der Plattform, was gerne von Chrono24 kommuniziert wird. Und on-top gab es zum Geld den Einfluss des Fußball-Stars gleich mit! Ronaldo besitzt aktuell, 596 Millionen Follower auf Instagram. Sein Einfluss hat sich auf die Zugriffszahlen der Onlineplattform ausgewirkt, der Traffic hat weltweit zugelegt, besonders in Ländern wie Portugal, Deutschland und den USA. Zudem stärkt der berühmte Investor das Vertrauen in Chrono24, was die Käufe ebenfalls beeinflussen könnte – ein „Abstauber“, dem Applaus gebührt.
Milliardenbewertung trotz Konkurrenz
Auch sowohl Umsatz als auch Profitabilität haben sich im Zuge der großen Finanzierungsrunde von 2021 sehr positiv entwickelt. Chrono24 wird mittlerweile mit über einer Milliarde Euro bewertet. Das liegt daran, dass sich der Umsatz im Jahr 2022 um 50 Prozent erhöht hat. Doch derzeit zeichnet sich ein geringeres Wachstum ab, auch weil die Konkurrenz wie Patek Philippe und Rolex Einfluss auf das Transaktionsvolumen nahmen.
Rolex, der wichtigste Umsatzbringer auf allen Plattformen, hat beschlossen, selbst ins CPO-Geschäft einzusteigen, Uhren aus Vorbesitz selber zu zertifizieren und ausschließlich offiziellen Partnern zu überlassen. Dadurch nimmt die Marke mit der Krone Chrono24 möglicherweise Marktanteile weg. Doch der Umsatz mit gebrauchten Uhren beträgt derzeit 20 bis 25 Milliarden Euro und wird sich laut Prognosen in den nächsten zehn Jahren verdreifachen, sodass dann ein Markt von 100 Milliarden Euro gegeben wäre. Somit ist der Gesamtmarkt groß genug, damit Chrono24 weiterhin wachsen und sein Stück vom CPO-Kuchen genießen kann.
Erwartungen für das laufende Jahr
Allerdings werden die stabilen Preise, die vor allem bei den Rolex-Modellen registriert wurden, wieder steigen. Verantwortlich hierfür ist die nach wie vor hohen Inflation. Dadurch haben Uhrenhersteller ihre Preise in den letzten zwölf Monaten stark angehoben. Basis für diese These ist eine der meistgehandelten Referenzen bei Chrono24, die „Rolex Datejust 41“, bei welcher sich eine Preissteigerung bereits langsam bemerkbar macht.
Compliance und Graumarkt
Für 2023 steht weiters das Thema Compliance im Fokus, sozusagen als „IPO-Readiness-Maßnahme“, für den geplanten Börsengang 2024. Konkret gibt es eine große Betrugs-Abteilung und das Unternehmen ist dabei, Prozesse zu formalisieren und zu institutionalisieren. Das beginnt dabei, dass Chrono24 zwar keine Garantie für die Echtheit der gebrauchten Uhren auf der Plattform hergibt, seine 3.500 Händler allerdings sorgfältig prüft. Außerdem werden Käufe auf einem Treuhandkonto abgewickelt, sodass man das Geld/die Uhr jederzeit zurückschicken kann, wenn eine Transaktion nicht so abläuft, wie erwartet – und das soll recht häufig vorkommen.
Ein zusätzlicher Aufreger für Chrono24 ist der sogenannte Graumarkt. Was früher als eine Möglichkeit gesehen wurde, neue Uhren günstig einzukaufen, ist heute der Markt für die Wartelisten-Beschleunigung: Statt Jahre auf einen Zeitmesser zu spekulieren, kann man hier gegen einen Aufpreis sofort eine Uhr kaufen. Das hat sich auch auf den Preis ausgewirkt, da die Angebote stiegen. Für Uhrenanbieter, die auf steigende Preise hofften, war das eine Ernüchterung. Es gibt also noch Verbesserungspotenzial.
Entscheidung für „go big“
Als Tech-Unternehmen möchte sich Chrono24 immer weiterentwickeln, sieht sich noch am Anfang. Die CPO-Onlineplattform ist noch nicht in allen Ländern marktführend. Gerade in China, wo das Internet anders funktioniert und es sehr hohe Zollschranken gibt, ist man noch nicht proaktiv unterwegs. Auch in Bezug auf Logistik könnte man die Servicequalität verbessern, 70 Prozent der Transaktionen auf Chrono24 sind nämlich länder-, 30 Prozent sogar währungsübergreifend.
Was für Chrono24 die Vision hervorruft, eine Art „Operating System“ für den gesamten Markt an gebrauchten Uhren zu werden. Denn auf globaler Ebene gibt es keinen Marktplatz, der die Abdeckung von Chrono24 erreicht. Die Plattform für Uhren-Kleinanzeigen verzeichnet knapp zehn Millionen User pro Monat, somit würde dann jeder zweite Luxusuhrenliebhaber Chrono24 nutzen – eine profitable nahe, ferne Zukunft.
Quelle und mehr dazu unter: „Cristiano Ronaldo hätte gerne mehr Geld investiert“.