Die Umsätze im E-Commerce fallen: Wie sollte der Fachhandel reagieren?

Konsumenten kaufen weniger online. Kann der stationäre Handel etwas erreichen? © Krakenimages.com/Shutterstock.com

Der BVEH verzeichnet einen Abwärtstrend für den Online-Handel, der sich durch alle Branchen zieht. Der Umsatz bei Uhren und Schmuck ist um 17,4 Prozent gesunken. Kann der stationäre Handel sich beweisen?



Schlechte Nachrichten aus dem E-Commerce: Der Bundesverband E-Commerce & Versandhandel (BVEH) hat Quartalszahlen um Online-Handel veröffentlicht. Sie zeichnen ein eher düsteres Bild, das alle Branchen betrifft. Auch im Uhren- und Schmuckbereich sind die Online-Umsätze gesunken: um 17,4 Prozent.

Gegenüber dem Vergleichsquartal 2022 sanken die Online-Umsätze mit Waren (inkl. Mehrwertsteuer, nicht preisbereinigt) von Anfang April bis Ende Juni um 12,2 Prozent auf 19,17 Mrd. Euro, schreibt der BVEH. Auf das gesamte erste Halbjahr gesehen liegen die bisher aufgelaufenen Umsätze zur Jahresmitte (Q1 + Q2) sogar rund 13,7 Prozent unter dem Vergleichswert von 2022. Verglichen mit dem gesamten ersten Halbjahr 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, liegt allerdings noch ein Plus von 14,7 Prozent vor.


Quartalsumsätze in Mio. Euro, polynomische Trendlinie. © BVEH

Mehr zum thema

Der Optimismus schwindet

Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BVEH erklärt: „Zum anfänglichen Konsumschock mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist eine ganze Reihe negativer Wirtschaftsdaten hinzugekommen, die den Negativtrend im Handel verstetigen. Deutschland ist, wie viele andere Länder auch, in der Rezession. Davon kann sich der Onlinehandel nicht abkoppeln“ und fügt hinzu: „Solange die Menschen erwarten, dass ihre Reallöhne sinken und finanzielle Sonderbelastungen zunehmen, werden sie sich jeden Einkauf gut überlegen. Wir gehen davon aus, dass sich daran auch in nächster Zeit nichts ändern wird.“

Der BVEH berichtet von einem gesunkenen Optimismus bei den Unternehmen. In einer Befragung haben zwei von drei Unternehmen an, ihre geplanten Umsätze im zweiten Quartal nicht erreicht zu haben. Noch im ersten Quartal berichtete dies nur jeder zweite Teilnehmer.

„Die Unternehmen stemmen sich mit Macht gegen die Krise. Aber sie müssen erkennen, dass sich die Konsumentinnen und Konsumenten auch durch starke Angebote kaum noch zum Kauf bewegen lassen. Im ersten Quartal sprach noch jeder Dritte Onlinehändler von entsprechend erfolgreichen Kampagnen – nun ist es nicht einmal mehr jeder Vierte“, so Martin Groß-Albenhausen.

Zur Studie

In der Verbraucherbefragung „Interaktiver Handel in Deutschland“ werden von Januar bis Dezember 40.000 Privatpersonen aus Deutschland im Alter ab 14 Jahren zu ihrem Ausgabeverhalten im Online- und Versandhandel und zu ihrem Konsum von digitalen Dienstleistungen (z. B. Reisen oder Ticketing) befragt. Die Endergebnisse der Studie werden am Anfang jeden Jahres veröffentlicht. Die heute vorgestellten Zahlen basieren auf der Auswertung des Zeitraums vom 1. April bis 30. Juni. Die Studie wird durch die BEYONDATA GmbH durchgeführt.

Den gesamten Beitrag des BVEH finden Sie hier.

Leistbarer_Luxus_Juwelier_Stilberater
Der Juwelier in der Rolle des Stilberaters. © PH888/ Shutterstock.com

Hat der stationäre Handel eine Chance?

Die aktuelle Lage wurde vom BVEH mehr als deutlich gemacht. Kunden sind momentan schwer dazu zu bewegen, Geld auszugeben. Sie verharrten im Sparmodus, erklärt Groß-Albenhausen. Die schlechte Konsumstimmung ist dabei nicht nur ein Thema im Online-Handel, sondern bezieht sich auf die wirtschaftliche Gesamtlage – und damit auch den stationären Fachhandel.

Was können Uhren- und Schmuckfachhändler in diesen Zeiten tun? Die Antwort muss klar „Expertise und Erlebnis“ heißen. Der Kauf von Schmuck und Uhren ist Vertrauenssache – vor allem im hochwertigen Bereich. Studien haben ergeben, dass Konsumenten ab einer Summe von 300 Euro den stationären Einkauf häufig bevorzugen. Zu unsicher ist die Überprüfung von Qualität oder Schadensfreiheit beim Online-Versand. Für Sie als Juwelier bedeutet das: Es gibt gute Gründe, in den stationären Handel zu gehen. Sie als Fachhändler bieten das Vertrauen, die Beratung und die nötige Expertise, die mit dem Kauf eines besonderen und höherpreisigen Stücks einhergeht. Binden Sie Ihre Kunden an sich, indem Sie ihnen ein Erlebnis bieten, das der Online-Handel nicht abbilden kann. Nur so setzen Sie den Grundstein für ein gutes und langlebiges Kundenverhältnis, das auch stürmischen Zeiten standhalten kann.

Teilen
Tags:
,
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen