Aus heutiger Sicht ist die Sache klar. Wellendorff hat alles richtig gemacht. Die Schmuckmanufaktur hat sich so stark wie niemand sonst im Land auf die eigene DNA besonnen und damit einen einmaligen Erfolgsweg eingeschlagen. Gibt es weitere Wellendorffs?

Premium Juwelier und Marken – Auf die DNA besinnen

Wer die Erfolgsmeldungen der Premium-Juweliere in den vergangenen Monaten zusammenfasst, kommt zum Ergebnis, dass sie vor allem von starken Schmuckmarken im oberen bis obersten Preissegment stammen. Generalisten sind es weniger, eher Spezialisten, kleinere Manufakturen, oft aus Deutschland kommend. Je mehr Eigenständigkeit, desto besser. Je erkennbarer das Profil, desto einfacher tut sich das Verkaufspersonal. Kurz: Je mehr DNA sichtbar wird, umso besser. Deswegen stellen wir in dieser Ausgabe Premium-Schmuckmarken und ihre Stärken vor. Was können sie, was andere nicht können? Was hat geholfen, den Weg zur eigenen Alleinstellung zu finden? Und was genau ist die DNA?

Phänomen Wellendorff

Wenige Neuheiten und einen Fokus auf allseits wiedererkennbare Produkte: Das Markenbild der Schmuckmanufaktur Wellendorff ist so klar und die Kollektion so spitz wie bei keiner anderen bedeutenden Schmuckmarke im Handel. Trotzdem ist der Erfolg der Handelspartner riesig. DNA sei Dank.

Kordel

1977, die Kordel. Im Jahr 1977 entwickelt Hanspeter Wellendorff ein Produkt mit wegweisendem Design. Auch trifft er die Entscheidung, die Kordel als Markenschmuck zu vermarkten. Es wird das Bild der Marke fortan prägen.

Die Ikone, ein Geschenk: Hanspeter Wellendorff macht seiner Frau Eva ein Geschenk, das zum wichtigsten Produkt des Hauses wird. Dem Wunsch nach einem seidenweichen Collier kommt Hanspeter Wellendorff nach, indem er die Kordel erfindet. Sie wird mit Brillant-W gebrandet und als Markenprodukt vermarktet. Seither bestimmt dieses Produkt das Bild der Marke. Die DNA ist definiert.

Dreh-Ring

1997, Dreh-Ring. Ohne Tusch auf den Markt gebracht, aber mit durchschlagendem Erfolg im Abverkauf kommt ab 1997 die nächste Wellendorff-Ikone auf den Markt. Wieder ein sehr emotionales Produkt.

Der Drehring passt perfekt ins Markenimage der Schmuckmanufaktur Wellendorff. Schmuck soll emotional sein – und mit diesem Ring kann man spielen. Mittlerweile gibt es den Dreh-Ring auch in Versionen für Männer, als Trauringe oder – auch das hat sich zum Wellendorff-Bestseller entwickelt – als limitierten Jahresring. Der Ring symbolisiert Liebe & Partnerschaft, passend zum Claim der Manufaktur „Wahre Werte“.

Armreif

2021, Armreif. Wiederum gelingt Wellendorff eine technische Meisterleistung. Ein verschlussloses Armband, nur aus Gold, kommt auf den Markt.

Die dritte Ikone kommt auf den Markt. Nach dem Halsschmuck und dem Fingerschmuck kommt nun also der Armschmuck. Der besondere Clou der Umarme mich-Produkte: Die Armbänder haben keinen Verschluss, das speziell entwickelte Gold federt in die Ausgangslage zurück. Optisch erinnert das Produkt an die Kordel und macht es zu einem unverkennbaren Wellendorff-Schmuckstück. Es entspricht zu 100 % der DNA.

Phänomen Porsche

Mehrmals schon fuhr Porsche am Abgrund. Heute zählt das Zuffenhausener Unternehmen als ertragreichster und profitabelster Autobauer der Welt und muss sich als Volkswagen-Tochter keine Sorgen mehr um die Zukunft machen. Der Erfolgsgrund: Die konsequente Ausrichtung auf ein Modell, den legendären 911er, die DNA des Unternehmens.

911

1963, 911. Der legendäre Porsche 911, heute der Inbegriff eines Sportwagens, kommt 1963 auf den Markt. Kein Auto der Welt wird ikonenhafter behandelt.

Alles an Porsche ist 911. Das heute legendäre Modell 911 (zunächst als 901 auf den Markt gebracht) ist das prägendste Modell der Automobilgeschichte. Im Unterschied zu den ewigen Bestsellern wie dem VW Gold oder dem Toyota Corolla ist der Ur-Elfer noch in heutigen Modellen sichtbar – und zwar in allen Produktlinien des Herstellers.

Cayenne

2002, Porsche Cayenne. Ab sofort ist Porsche kein Sportwagen-Hersteller mehr. Der Cayenne ist SUV, erinnert aber viele Porsche-Fans an einen hochgebockten 911er.

Es war wieder einmal ein Sakrileg. Nach einem Modell mit wassergekühltem Motor 1997 sollte nun ein Nicht-Sportwagen aus Zuffenhausen kommen? Vielleicht auch noch mit Anhängerkupplung? Die Wellen schlugen hoch als der Geländewagen Cayenne auf den Markt kam. Auch noch gemeinsam entwickelt mit Volkswagen. Doch es war unverkennbar ein Porsche. Heute ist das Modell der wichtigste Umsatzbringer im Sortiment.

Taycan

2019, Porsche Taycan. Wieder überschreitet Porsche eine Grenze, lässt das Design des batteriebetriebenen Sportwagens allerdings so nah am 911er, dass alles gut geht.

Während andere Automobilhersteller eine bewusst eigene Design-Sprache für ihre Elektromodelle wählen, folgt Porsche seiner Tradition. Der Taycan sieht aus wie ein getunter 911. Selbst Nicht-Autofans erkennen das Modell und können es zuordnen. Porsche hat mit dem Taycan die Tür zur Zukunft weit geöffnet, ist dabei aber seiner DNA treu geblieben. Ein tolles Vorbild für wohl alle Markenhersteller dieser Welt.