Zweikarätiger Ring gegen eine äußerst gute Fälschung vertauscht. © New Africa/ Shutterstock.com
Juwelier Nadler aus Österreich wurde im November 2022 das Opfer eines Trickbetrügers: Dem Täter gelang es, einen Solitär im Wert von 32.000 Euro gegen eine Fälschung aus Silber und Zirkonia einzutauschen. Doch das lag nicht etwa an einem unaufmerksamen Mitarbeiter oder fehlenden Sicherheitsvorrichtungen im Geschäft. Die Branche leidet unter reisenden Gaunern, die zumeist international agieren und zudem gekonnt mit Fachleuten vernetzt sind.
Die Videokameras zeichnete alles auf, als ein Betrüger bei Juwelier Nadler (Salzburg) am 21. November 2022 einen gefälschten Diamantring gegen ein Original aus 750 Weißgold mit einem in vier Krappen gefassten Diamant im Brillantschiff (2,01 ct.) im Wert von 31.500 Euro tauschte. Der adrett gekleidete Gangster ließ sich den echten Solitär vorführen, verlangte nach einer Lupe und während ein Mitarbeiter des Juweliers diese holte, zog der Mann den Imitationsring aus der Ärmeltasche seiner Jacke und vollzog seinen Coup.
Doch dem aufmerksamen Angestellten fiel aus den Augenwinkeln auf, dass der Täter eine ruckartige Bewegung gemacht hatte und wurde argwöhnisch. Als der Mitarbeiter dann genauer auf das Tablett mit dem Ring blickte, bemerkte dieser, dass am vertauschten Ring zwar ein Etikett angebracht war, doch dieses nur täuschend ähnlich nachgemacht wurde, es sah schmäler und kürzer aus. Dass dieser Unterschied dem Mitarbeiter just in derselben Sekunde ins Auge stach, sprach für dessen Integrität. Und noch mehr: Der Angestellte handelte beherzt, nahm dem Betrüger sofort das Tablett weg, doch in diesem Moment gelang dem Täter die Flucht. Bis jetzt fehlt jede Spur von ihm.
Wiederholungstat in Amsterdam
Ermittler der Landespolizeidirektion stellten fest, dass der Diebstahl genau geplant gewesen sein musste, denn der Trickbetrüger hatte bereits zwei Wochen vor der Tat dem Juwelier Nadler einen Besuch abgestattet. Er wollte sich den Ring genau zeigen lassen und machte sogar Lichtbilder davon. Demnach geht die Polizei davon aus, dass der Täter nicht unbedingt ortskundig war, sondern sich den Fluchtweg möglicherweise zuvor zurechtgelegt hatte.
Zudem meldete sich nach der Veröffentlichung des Videomaterials der Juwelierwarndienst Deutschland, der die Ermittler auf einen ähnlichen Fall aufmerksam machte: Im November 2021 hatte der Täter mithilfe der gleichen Vorgehensweise einen Diamantring im Wert von 69.000 Euro von einem Juwelier in Amsterdam gestohlen, bzw. gegen eine Fälschung getauscht.
Wie gelang es, den Schmuck zu fälschen?
Eine Frage, welche die internationalen und nationalen Ermittler bis heute beschäftigt ist, wie und wo es dem Trickdieb gelungen ist, die Ringe nachzumachen bzw. nachmachen zu lassen. Denn für die Herstellung eines solchen Diamantrings ist eine Vielzahl von Geräten notwendig, das klappt nicht einfach so in einem Hotelzimmer. Gold- und Silberschmiedemeister Thomas Salzburger ist sich sicher, dass hier ein oder mehrere Profis am Werk waren. Seiner Meinung nach wurde die Fälschung aus Silber nachgemacht, dann rhodiniert, wie bei Weißgoldschmuck. So benötigt man Prüfsäuren, um die Echtheit zu bestätigen. Der Stein ist höchstwahrscheinlich ein Zirkonia.
Auch Oberst Andreas Huber von der Polizei Salzburg geht davon aus, dass so etwas keinem Einzeltäter gelingt, da man zu viel Fachkenntnis benötigt, um solch ein Imitat herzustellen. Laut Huber haben solche Täter in der Regel ihre eigenen Netzwerke, auch mit eigenen Hehlern. Ein erbeuteter Ring wird dann direkt in Osteuropa weiterverkauft oder in seine Bestandteile zerlegt – das Gold kann man immer leicht einschmelzen und auch der Diamant wird einzeln weiter verschachert. „Heutzutage reisen die Täter, sind international tätig – daher ist es ihnen auch meist egal, ob sie videoüberwacht werden oder nicht und das ist ein großes Problem, nicht nur für die Juwelier-Branche”, so der Fahnder.
Fahndungsaufruf
Obwohl Videomaterial vorhanden ist und der Trickbetrüger sogar seinen Schal auf der Flucht verloren hatte, gibt es derzeit immer noch keine heiße Spurt. Auch die DNA-Spuren ergaben keinen Treffer in der Datenbank. Daher bittet die Polizei um Hinweise zu dem Täter. Der Mann ist zwischen 30 und 35 Jahren, ungefähr 1 Meter 75 groß und ein südländischer Typ mit kurz rasierten Haaren. Er trägt einen gepflegten Vollbart und hat dunkle Augen, spricht Englisch mit Akzent. Telefon: +43 (0) 59 133 133
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