HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. © fashionnetwork/HDE
Nach einer Umfrage im Auftrag des Handelsverband Deutschland (HDE) haben 27 Prozent der Deutschen Angst mit dem Geld nicht auszukommen. Vor allem der Diskont- Handel büßt Umsätze ein, Online gewinnt.
Die dramatisch steigenden Preise für Energie und viele Lebensmittel stellen immer mehr Menschen in Deutschland vor Probleme. Die Folge: Das Einkaufsverhalten vieler Verbraucherinnen und Verbraucher hat sich in den vergangenen Monaten spürbar verändert. Das macht dem Handel schwer zu schaffen, gibt der HDE bekannt.
Händler rechnen mit sinkenden Umsätzen
“Die steigende Inflation schmälert die Kaufkraft der Kundinnen und Kunden massiv”, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth am Dienstag in Berlin. Aufgrund der hohen Inflation würden die Umsätze des Einzelhandels zwar auch in diesem Jahr nominal um 3 Prozent auf 607 Milliarden Euro steigen, prognostizierte der HDE. Real – also inflationsbereinigt – würden die Umsätze aber um zwei Prozent schrumpfen. Nach einer aktuellen Umfrage des HDE unter 800 Unternehmen rechnet fast die Hälfte der Händler (44 Prozent) für das Gesamtjahr sogar mit sinkenden nominalen Umsätzen.
Konsumklima sinkt, Energiepreise steigen
Das schlechte Konsumklima allein sei nicht das einzige Problem. Auch die steigenden Energiepreise ließen Händler leiden. Die Stromkosten für einen modernen Supermarkt mit 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche seien innerhalb eines Jahres von 80 000 auf über 140 000 Euro gestiegen, berichtete Genth. “Wenn wir die Energiekostensituation nicht in den Griff bekommen, ist das für den Einzelhandel eine richtige Herausforderung”, warnte der Branchenkenner. “Dann sind Standorte und Unternehmen gefährdet.” Supermärkte und Discounter hatten in der Pandemie davon profitiert, dass viele Veranstaltungen und Kneipenbesuche ausfielen und häufig im Homeoffice gearbeitet wurde. Doch das sei Schnee von gestern, prognostiziert der HDE. Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres mussten die Supermärkte nach aktuellen Zahlen des Marktforschers GfK bereits Umsatzeinbußen von vier Prozent hinnehmen.
Umsatzplus im Online-Handel
Ganz anders sieht es im stationären Textilhandel aus. Nach dramatischen Umsatzeinbrüchen der Vorjahre lagen die Umsätze im Textilhandel nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Mai nur noch 1,1 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.
Der HDE geht davon aus, dass die Konsumenten angesichts der Inflation nicht nur im Lebensmittelhandel den Gürtel enger schnallen, sondern auch bei anderen Einkäufen. Laut GfK wird häufiger zu Sonderangeboten gegriffen. Auf den einen oder anderen Einkauf werde auch schlicht verzichtet, um Geld zu sparen, beobachteten die Marktforscher.
Deutlich besser als die stationäre Konkurrenz dürfte sich auch in diesem Jahr der Onlinehandel schlagen. Dieser konnte seine Umsätze der HDE-Prognose zufolge 2022 nominal um 12,4 Prozent auf gut 97 Milliarden Euro steigern. Real entspräche das einem Plus von rund 9 Prozent. Zum Vergleich: Der stationäre Handel dürfte dagegen nominal nur um 1,4 Prozent auf knapp 510 Milliarden Euro zulegen und real sogar 3,5 Prozent an Umsatz einbüßen. Er würde damit erneut Marktanteile an den Onlinehandel verlieren. Allerdings schwächt sich auch das Wachstum des Onlinehandels deutlich ab. Im vergangenen Jahr hatte das Umsatzplus hier noch bei fast 20 Prozent gelegen.
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