Juwelier Kraemer: Die Expansion geht weiter!

Erfolgreicher Visionär: Roland Kaulfuß, Geschäftsführer der Kraemer Gruppe.

Erfolgreicher Visionär: Roland Kaulfuß, Geschäftsführer der Kraemer Gruppe.

Weder Coronavirus noch Lockdowns konnten die Juwelier Kraemer Gruppe in ihrem Expansionskurs bremsen. Erst Ende 2020 wurde ein Geschäft in Köln eröffnet. Und es geht weiter. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Roland Kaulfuß.


Roland Kaulfuß startete 2010 bei der Juwelier Kraemer Gruppe in Köln als Geschäftsführer. Kaum ein anderer kennt die Branche so gut wie er. „Blickpunkt Juwelier“ sprach mit ihm über bereits Erreichtes und Visionen für morgen.

BLICKPUNKT JUWELIER: Was hat sich seit Ihrer Ägide bei der Kraemer Gruppe verändert, welche Projekte haben Sie angeschoben bzw. durchgeführt?

ROLAND KAULFUSS: Die Fokussierung auf die zwei Formate Kraemer und Pletzsch – statt ursprünglich vier Namen – wurden mit entsprechender Entwicklung des Markenauftritts vorangetrieben. Außerdem wurden Standortentwicklung und –optimierung sowie die digitale Transformation des Unternehmens in Angriff genommen.

BJ: Wie geht es der Gruppe heute, welche Visionen gibt es für die Zukunft?

KAULFUSS: Wir sind trotz Corona finanziell solide aufgestellt, nicht zuletzt dank der Tatsache, dass wir einen gemeinnützigen Gesellschafter haben. Unsere Vision ist es, aus Kunden „Fans“ zu machen. Wir wollen eines der bei Kunden beliebtesten Unternehmen für Uhren und Schmuck werden. Sowohl bei Kraemer als auch bei Pletzsch. Mit Herz und Kompetenz. Sowohl vor Ort als auch online.

BJ: Wie sieht es bei Pletzsch mit Expansionsplänen aus, was kommt als nächstes?

KAULFUSS: Wir haben noch viel Potenzial, aber es müssen alle Rahmenbedingungen passen. Umsatzpotenzial, Markenbild und Wirtschaftlichkeit. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, machen wir den Standort. Dabei können auch Übernahmen in Frage kommen. Da wir Wachstum aus reinen Imagegründen ablehnen, scheiden leider viele Optionen mangels Wirtschaftlichkeit im Vorfeld aus.

BJ: Welche Rolle wird Deiter spielen zwischen Pletzsch (oben) und Kraemer (unten)? Macht eine Bewerbung des dritten Namens überhaupt Sinn?

KAULFUSS: Die Marke Deiter gehört uns, aber wir werden keine Kraft in Standorte unter „Deiter“ setzen. Es gibt in Kürze nur noch ein Geschäft unter Deiter. Auch hier sind bereits die Weichen gestellt.

BJ: Wird der Name Friedo Frier vermisst?

KAULFUSS: Das letzte Geschäft konnten wir vor dreieinhalb Jahren erfolgreich auf „Kraemer“ umstellen. Die Kunden haben dies ebenfalls positiv aufgenommen. Hilfreich war natürlich, dass das Team unverändert geblieben ist.


Roland Kaulfuß 2015 bei der Eröffnung eines neuen Pletzsch-Geschäftes in Karlsruhe.
Roland Kaulfuß 2015 bei der Eröffnung eines neuen Pletzsch-Geschäftes in Karlsruhe.

BJ: Werden trotz der Umwälzungen in der Handelslandschaft die bisherigen Expansionspläne der Kraemer-Geschäfte fortgeführt?

KAULFUSS: Definitv ja. Auch Corona hat uns nicht davon abgehalten, seit Ende des 1. Lockdowns zwei weitere Mietverträge für neue Standorte zu unterzeichnen. Ein Geschäft haben wir gerade erst im Oktober in Köln-Weiden neu eröffnet. Natürlich spielen dennoch die extremen Veränderungen im Handel für uns eine wichtige Rolle. Jeder Standort steht regelmäßig auf dem Prüfstand und daher sind auch Schließungen von unrentablen Filialen ein normaler Vorgang. Das Wachstum im e-commerce ist für uns ebenfalls von Bedeutung, wobei dabei die Vernetzung mit den Geschäften vor Ort im Fokus steht.

BJ: Welche Rolle spielt das Thema Uhren noch bei Ihnen?

KAULFUSS: Uhren haben zwar traditionell bei Kraemer einen geringeren Umsatzanteil Jedoch wachsen wir auch in diesem Segment und dies besonders an neuen Standorten.

BJ: Thema Trauringe – Es gibt immer mehr Mitbewerb in diesem Segment. Spielt noch viel Musik in diesem Bereich oder ist der Markt abgegrast durch Spezialgeschäfte?

KAULFUSS: Natürlich haben in den letzten Jahren viele Mitbewerber – nicht zuletzt aufgrund von Umsatzverlusten im Fashionbereich – die Trauringe für sich neu- oder wiederentdeckt. Auch das starke Wachstum von reinen Trauringanbietern hat unseren Marktanteil angegriffen. Trotzdem gelingt es uns bisher das hohe Niveau zu verteidigen und sogar noch auszubauen. Erfreulich ist es, dass wir den durchschnittlichen Verkaufspreis permanent steigern.

BJ: Sind Sie bei den Trauringen weiterhin durchsortiert an jedem Standort?

KAULFUSS: Unser Eigensortiment ist weiterhin eine der wichtigsten Säulen des Unternehmens. Diese Ringe bieten wir ausschließlich als echte Ringe an. Jedoch ist nicht mehr jedes Modell in allen Ringweiten direkt verfügbar.

BJ: Welche Rolle spielen Einkaufszentren in Ihren Zukunftsplanungen? Wie schlagen sich diese Standorte derzeit im Vergleich zu den Einkaufsstraßen?

KAULFUSS: Grundsätzlich spielen für Kraemer Einkaufszentren eine sehr wichtige Rolle. Gerade durch einheitliche Öffnungszeiten haben diese Center einen großen Wettbewerbsvorteil. Jedoch ist dieser Vorteil im Moment nicht gegeben, da aufgrund Kurzarbeit oder Besetzungsproblemen vieler Händler ein „Öffnungszeitenchaos“ existiert. Hier appelliere ich dafür, wieder zu einer Geschlossenheit zurückzukehren. Ansonsten treffen die Appelle der Bundesregierung – möglichst zuhause zu bleiben – sowohl Straßen- als auch Centergeschäfte. Daher sind die Frequenzen insbesondere seit Ende Oktober insgesamt zurückgegangen. Wir stellen jedoch fest, dass die besuchenden Kunden grundsätzlich kaufbereiter sind und auch die Durchschnittspreise steigen. Der frequenzabhängige Silberbereich tut sich daher etwas schwerer. Die fehlende Möglichkeit von privaten Feiern hat zudem das Wachstum bei Trauringen etwas gebremst. Hier sehe ich jedoch deutliches Potenzial, wenn es vielleicht 2021 wieder Festivitäten geben kann.

BJ: Um welche Herausforderungen geht es heute und in Zukunft? (Stichwort Corona, Online-Handel etc.)

KAULFUSS: Neben den notwendigen Rahmenbedingungen wie Kapitalkraft, Infrastruktur (Top-Standorte, Digitalisierung, Sortiment, Marketing etc.) ist eine der größten Herausforderungen das Personal. Die Menschen zu haben, die mit Herzblut und Leidenschaft für den Erfolg des Unternehmens Tag für Tag „kämpfen“, diese „wachsen“ nicht in dem Maße nach, wie wir sie brauchen. Wir haben heute bereits viele Vakanzen, die wir nur schwer besetzen können. Eine der weiteren Herausforderungen ist Mut. Der Mut, Bestehendes auch Erfolgreiches regelmäßig zu hinterfragen und bereit sein, neue Wege zu gehen!

BJ: Auf welche Errungenschaften und Innovationen ist man bei der Kraemer Gruppe besonders stolz?

KAULFUSS: Es gibt im Grunde genommen nicht die eine Errungenschaft oder Innovation im Unternehmen, sondern es ist eher die Summe der vielen kleinen und auch größeren Schritte, die wir in den letzten 13 Jahren (nach dem Tod der Unternehmensgründer) gemacht haben. Aufgrund unserer Vergangenheit hatten wir sehr viel Nachholbedarf in der Aktualisierung unseres Erscheinungsbildes der Geschäfte, von Sortimenten und dem Markenauftritt „KRAEMER“ und „PLETZSCH“. Darüber hinaus haben wir sehr viel in die digitale Infrastruktur investiert. Stolz sind unsere Mitarbeiter jedoch vor allem darauf, dass sie mit ihrer täglichen Arbeit dazu beitragen, dass Menschen unterstützt werden können, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Das ist seit Gründung der Gold-Kraemer-Stiftung seit nunmehr fast 50 Jahren der Fall und wird es nach dem Willen der Stifter auch in den nächsten 50 Jahren sein. Mit Sicherheit wird der Verkauf von Uhren und Schmuck dann jedoch ein anderer sein.

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