Juweliere performen besser als andere Branchen

Die Umsätze mit Uhren und Schmuck im stationären Einzelhandel liegen heuer deutlich über jenen von 2019. © Shutterstock

Die Umsätze mit Uhren und Schmuck im stationären Einzelhandel liegen heuer deutlich über jenen von 2019. © Shutterstock

Im gesamten innerstädtischen Einzelhandel in Deutschland sind die Umsätze von Januar bis September 2022 gegenüber 2019 um 3% gestiegen, bei den Juwelieren dagegen um satte 17,8%.



Corona-Pandemie, Lieferengpässe und Inflation stellen die Händler in den Einkaufsstraßen deutscher Innenstädte momentan vor großen Herausforderungen. In den ersten drei Quartale dieses Jahres entsprechend deutliche Umsatzrückgänge hinnehmen. Laut den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) betrug das Minus im Bekleidungseinzelhandel gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 11,0% hinnehmen. Auch in anderen typischen Innenstadtläden läuft das Geschäft schlecht: Bücher (-21%), Spielwaren (-17,5%), Unterhaltungselektronik (-7,4%) und Schuhen (-4,9%). Eine im wahrsten Sinne des Wortes glänzende Ausnahme sind die Juweliere. Deren Umsätze sind zur Vor-Corona-Zeit real um17,8% stiegen.

Digitale Konkurrenz

Eine Erklärung dafür kann sein, dass in diesem Sektor der e-Commerce noch nicht so stark ist wie in anderen. 2021 lag die Online-Quote im Uhren- und Schmuckhandel laut dem Bundesverband e-Commerce und Versandhandel Deutschland bei 19,4%, im Vergleich dazu sind es bei Unterhaltungselektronik 80,2%, bei Spielwaren mehr als die Hälfte (54,2%), bei Büchern 46,7% und bei Bekleidung 38,6%.

Im Vergleich zu den leichten Umsatzsteigerungen des stationären Einzelhandels (+3,0%) konnte der Online- und Versandhandel von Januar bis September 2022 gegenüber demselben Zeitraum 2019 mit real 31,2% deutlich kräftiger zulegen. Und man kann davon ausgehen, dass sich der Distanzhandel auch weiterhin viel dynamischer entwickeln wird als der klassische Einzelhandel.

Die digitale Konkurrenz für den stationären Handel wächst. Die Onlineumsätze stiegen in den ersten drei Quartalen 2022 gegenüber 2019 um gut 31%. © Shutterstock
Die digitale Konkurrenz für den stationären Handel wächst. Die Onlineumsätze stiegen in den ersten drei Quartalen 2022 gegenüber 2019 um gut 31%. © Shutterstock

Innenstädte verlieren Anziehungskraft

Der Trend zum Onlineshopping sorgt auch für weniger Frequenz in den Innenstädten. Zwar waren laut einer Destatis-Auswertung der Daten von hystreet.com für die fünf größten deutschen Städte diesen Oktober durchschnittlich 12,2% mehr Menschen auf den Einkaufsstraßen unterwegs als im Monat davor unterwegs, aber immer noch um 6,6% weniger als im Oktober 2019. Weniger potentielle Kunden und sinkende Umsätze führen dazu, dass immer mehr Einzelhändler ihre Läden schließen, wodurch die Innenstädte an Attraktivität verlieren. Diese Abwärtsspirale hat schon lange vor der Corona-Pandemie eingesetzt. Zwischen 2010 und 2020 sank laut Destatis die Zahl der innerstädtischen Läden von rund 429. 500 auf etwa 403.000.

Zwar ist die Zahl der Passanten in den deutschen Innenstädten heuer gegenüber den beiden Vorjahren gestiegen, liegt aber immer noch unter jener von 2019. © Shutterstock
Zwar ist die Zahl der Passanten in den deutschen Innenstädten heuer gegenüber den beiden Vorjahren gestiegen, liegt aber immer noch unter jener von 2019. © Shutterstock

Diese Entwicklung wirkt sich klarerweise auch auf jene Branchen aus, die aktuell noch gut performen, wie eben die Juweliere. Entsprechende Gegenmaßnahmen sind also dringend notwendig.

Ein wichtiger Punkt ist die Verstärkung der Online-Präsenz. Ein eigener Web-Shop ist gut, aber nicht zwingend notwendig, eine gut gemachte und kontinuierlich gepflegte Website aber fast schon ein Muss. Auch regelmäßige Postings in den sozialen Netzwerken bringen Aufmerksamkeit und in der Folge Kunden ins Geschäft. Zwar werden Uhren und Schmuck nach wie vor am liebsten im stationären Handel gekauft, im Vorfeld informieren sich die Kunden aber hauptsächlich online.

Auch muss der Einzelhändler das herausstreichen, was ein Online-Shop – smarte Algorithmen hin oder her – nicht bieten kann, wie z.B. fachkundige Beratung, persönliche Nähe sowie Angebote und Services, die auf den einzelnen Kunden maßgechneidert sind.


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