Kommentar zu Baselworld/SIHH

Basel und Genf wachsen zusammen? Ein Kommentar von Ulrich Voß, Chefredakteur von „Blickpunkt Juwelier“.


Baselworld kann Kompromiss. Wie interessant! Jahrzehntelang hat die Luxusmesse von ihrem Nimbus gelebt und dabei eine Überheblichkeit gepflegt, die Kompromisse nicht vorgesehen hatte. Der neue Chef scheint tatsächlich neue Wege gehen zu können. Michel Loris-Melikoff, Managing Director der Baselworld, konnte mit dem SIHH verhandeln und einig werden.

Das Ergebnis dieses „Deals“, wie es neuerdings heißt, ist bemerkenswert. Denn in Wirklichkeit ist es die Umkehrung des damals mutigen Schritts des Richemont-Konzerns, die Messe SIHH terminlich zu verlegen und den Besuchern eine zweite Anreise in die Schweiz zuzumuten. Für Richemont und den SIHH hat sich die Terminverlagerung in den Januar bezahlt gemacht. Die Messe war nicht mehr ein Anhängsel von Basel (zu der oftmals Händler angereist kamen, die in Basel bereits ihr Budget verbraucht hatten). Der SIHH war auf einmal der Vorreiter (der das Budget vor Basel abgreifen konnte).

Nun also kommt der SIHH zeitlich zurück, darf sich aber vor die Baselworld setzen. Dies zeugt von einer großen Kompromissbereitschaft von Basel. Genf wiederum kann weiterhin die Vorreiterrolle ausspielen. „Genf first.“

Nun also, ab 2020, startet das Messejahr in der Schweiz Ende April in Genf und geht nahtlos in Basel weiter. Der Juwelier hätte nur eine Anreise. Dies ist aus Sicht des Handels gut.

Ebenso ist davon auszugehen, dass der zweite Knackpunkt behoben ist. Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Swatch Group dieses Angebot ausschlagen wird und weiterhin – wie derzeit vermutet wird – eine Parallelmesse in Zürich veranstalten und in den Folgejahren fortführen wird. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Nick Hayek bei diesem „Deal“ mitgewirkt hat und ab 2020 wieder in Basel mit dabei ist.

Alles gut? Nun ja, der Fall Garmin ist trotzdem „aus der alten Welt“. Denn der Smartwatch-Hersteller wurde von den Messeveranstaltern für die Baselworld 2019 kurzfristig ausgeladen. Angeblich habe der Aufsichtsrat dem vorläufigen OK von Loris-Melikoff nicht zugestimmt. Dies ist bitter. Wahrscheinlich hatten die Verantwortlichen noch den seltsamen Messeauftritt von Samsung auf der Baselworld 2017 mitsamt laufendem Roboter und Virtual-Reality-Brille im Kopf und nicht die Firma Garmin von heute, die in Deutschland bei mehr als einem Dutzend Rolex-Konzessionäre vertreten ist und mittlerweile Durchschnittspreise von annähernd 1.000 Euro pro verkaufter Uhr realisiert.

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