Kommentar zum Ende von Johann Kaiser

Die Trauringmanufaktur Johann Kaiser schließt. Und damit scheitert die Idee, eine deutsche Manufaktur in einen französischen Konzern mit Vollsortiments-Ausrichtung zu integrieren. Ein Kommentar von Ulrich Voß, Chefredakteur „Blickpunkt Juwelier“.


Erinnern Sie sich noch an Bruno Mayer Trauringe? Für viele Branchenbeobachter kam das Aus der Marke und der Verkauf der Trauring-Sparte Mitte 2011 völlig überraschend. Warum verkauft man eine Trauring-Firma, wenn der Hype gerade erst beginnt? Ganz einfach, weil es schon damals klar war, dass die Investitionen riesig sind. Auch aus heutiger Sicht sind die folgenden Worte von Götz Mayer, Inhaber von Bruno Mayer, hoch aktuell – und schonungslos. Im Interview mit „Blickpunkt Juwelier“ sagte er: „Wir waren als Trauringanbieter zu klein. Bis vor einigen Jahren war dies noch möglich. Heute können nur Anbieter einer bestimmten Größe das Rennen machen. Gefordert werden Unecht-Sortiment, Konfigurator, Shop-in-Shop- beziehungsweise Präsentations-System und natürlich Produktentwicklung mit verschiedenen Materialien. Hierzu kommt eine technisch hochwertige Ausstattung. Diese Investition hätte bei uns keinen Sinn gemacht, weil wir uns sehr stark mit unseren Marken Viventy, Elaine Firenze und Bruno Mayer fine jewellery engagieren. Außerdem ist organisches Wachstum im Verdrängungswettbewerb der Trauringhersteller kaum möglich. Wachstum durch sehr aggressive Preispolitik wie von manchen Anbietern praktiziert, halten wir für schädlich und hat in den vergangenen Jahren die Branche unter starken Druck gebracht, bis zu unseriösen und irreführenden Aussagen.“

2018 hat Frank Robbez-Masson, Inhaber von Marcel Robbez Masson aus Frankreich, die gleichen Erfahrungen mit Johann Kaiser gemacht. 2018 habe man viel Geld investiert und viel verloren. Nun hat er die Reißleine gezogen und die Produktion geschlossen, alle verbliebenen 9,25 Mitarbeiter entlassen. Warum lag Frank Robbez-Masson so stark daneben? Theoretisch sei Johann Kaiser eine ideale Ergänzung zum vorhandenen Portfolio gewesen, sowohl für den deutschen Markt als auch für den französischen Markt, so Frank Robbez-Masson. Hätte er vor seinem Engagement in Deutschland mit Götz Mayer sprechen sollen? Wahrscheinlich war der Unterschied zwischen seinen industriell hergestellten Trauringen aus Frankreich und den Manufaktur-Ringen aus Hainburg zu groß. Zudem ist Johan Kaiser den Beweis schuldig geblieben, ob das Konfigurations-Programm Rex in der Praxis funktioniert. Juweliere berichten von gestiegenen Verkaufspreisen und einen schnelleren Verkaufsabschluss durch dieses „Beratungstool“. Doch offensichtlich hat diese Innovation für den neuen Eigentümer Marcel Robbez Masson keinen großen Wert. Denn Daniel Hofheinz, der europäische Vertriebschef von Marcel Robbez Masson, hat im Gespräch mit „Blickpunkt Juwelier“ gesagt, dass noch nicht entschieden sei, wie mit Rex umgegangen wird. Ein Juwel kann es dann wohl nicht sein.

Ende Februar ist die Produktion Geschichte, die Mitarbeiter entlassen, die Marke bleibt in Händen von Marcel Robbez Masson und sicherlich auch der Maschinenpark. Somit ist die Idee gescheitert, eine deutsche Manufaktur in einen französischen Konzern mit Vollsortiments-Ausrichtung zu integrieren. Trauringe sind eben doch mehr als aufgehübschte Edelmetallrohre.

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