Zum neuen Konzept der Baselworld kommentiert Ulrich Voß, Chefredakteur „Blickpunkt Juwelier“.
Nun wurde also das Nachfolgekonzept der Baselworld vorgestellt (hier) und man ist kaum schlauer geworden. Man liest von allem etwas. Messe ja, aber nicht von zentraler Bedeutung, denn die „Houruniverse“ ist eine Plattform. Basel ja, aber in zeitlicher Abstimmung mit den Genfer Messen. Konsumenten ja, aber auch Händler – im PR-Wording der Messegesellschaft heißt das „B2B2C-Treffpunkt“. Und schließlich soll aus einem Event, das zuletzt fünf Tage im Jahr gedauert hatte, eine Plattform für 365 Tage im Jahr werden. Wohlgemerkt ist der Weg eigentlich ein anderer. Normalerweise will man mit einem erfolgreichen Messe-Format expandieren und ergänzt es mit einem 365 Tages-Programm. Im Fall der Baselworld ist dies anders. Die Messe gibt es nicht mehr, noch nicht mal den Namen will man behalten, aber man nutzt selbstverständlich die bestehenden Kontakte. Es stellt sich nur die Frage, was sind diese Kontakte wert ohne Rolex, Patek & Co.?
Das Event im April 2021, das nun vorerst in groben Zügen angekündigt wurde, hört sich nicht nach Ordermesse an. Wieviel ist es dann den Ausstellern wert? Bislang hatten die Baselworld-Aussteller in den sauren Apfel der hohen Kosten gebissen, weil es sich unterm Strich eben doch gelohnt hatte. Fraglich, ob mit der neuen Community so viel Geld zu verdienen ist, dass sich Aufwand lohnt, zumal in der Schweiz. Vermutlich aber – das alte Lied – werden die Firmen dieses Geld dann nutzen, um in den direkten Kontakt zum Käufer zu kommen und sich die Händlermarge zu sparen. (Im Marketing-Deutsch würde es also heißen: B2B-aber-viel-lieber-2C.)
Vielmehr hat man nach dem Lesen des PR-Textes den Eindruck, die bisherige Messe wird zum „Freundeskreis der schweizerischen Uhren“ und die ehemalige Baselworld zu seinem Kongress mitsamt Jahreshauptversammlung.
Am interessantesten an dem Text ist das, was nicht drinsteht. Es wird keine Kooperation mit Genf angekündigt, sondern nur eine Terminkoordination. Die Baselworld kämpft also allein. Und man kann hoffen, dass an den Gerüchten nichts dran ist, dem neuen MCH-Hauptaktionär James Murdoch und seiner Eventfirma Lupa Systems ginge es nur um die Art Basel und nicht um die Baselworld.
Klar ist, der Nachfolger der Baselworld wird kleiner, muss kleiner werden. Ob er ohne die großen Uhrenmarken eine Bedeutung erlangen wird, muss sich zeigen. Aus Sicht des Fachhandels kann man sich nur wünschen, wenn der Schmuck künftig stärker in den Fokus gerückt wird.
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