Im dritten Interview der Blickpunkt-Juwelier-Reihe erklären Christine und Michael Marhofer, wie wichtig die Aufklärung über die Unterschiede zwischen LGDs und Naturdiamanten ist.

Blickpunkt Juwelier: Es wird oft gesagt, dass es mehr Transparenz und Aufklärung über LGDs braucht. Welche Schritte unternimmt Nevermined, um potenziellen Kunden und Juwelieren diese Informationen zur Verfügung zu stellen?

Michael Marhofer: Na ja, der Ruf nach dem Gesetzgeber ist allgegenwärtig, wenn es um Transparenz geht. Viele übersehen dabei gern: Eine Kennzeichnungspflicht für Labordiamanten gibt es bereits. Und das ist aus unserer Sicht mehr als selbstverständlich. Wir klären unsere Kunden durch den Vertrieb immer klar über die Unterschiede zwischen Minendiamanten, LGD und Nevermined lab-grown Diamanten auf. Darüber hinaus stecken wir mitten im SCS-Zertifizierungsprozess, um zu zeigen, dass wir das, was wir sagen, auch extern prüfen lassen. All das gehört dazu, wenn man einen Unterschied machen und dabei seriös aufklären will. Aber ganz ehrlich? Für Nevermined würde es auch gar keinen Sinn ergeben, mit unserem Lab-grown-Thema hinterm Berg zu halten. Unser Markenname und unsere Herkunft sind Qualitätsversprechen. Nevermined lab-grown Diamanten schützen den Planeten, die Umwelt, Menschenleben, und sind dabei auch noch günstiger. Warum sollten wir das nicht so laut wie möglich kommunizieren wollen?

BPJ: Welche konkreten Themen führen zur besseren Aufklärung?

Christine Marhofer: Das Wichtigste ist aus unserer Sicht, dass die Endkundschaft versteht, worum es geht und wo die Unterschiede liegen. Deswegen kann man allen Beteiligten nur raten, sachlich und neutral aufzuklären. Lab-grown Diamanten sind das eine, Minendiamanten das andere Produkt. Labordiamanten sind keine Fälschung, sondern echte Diamanten, physikalisch und chemisch identisch, nur auf anderem Wege gewonnen. Das müssen die Verbraucher verstehen, damit sie eine bewusste, informierte Kaufentscheidung treffen können. Dazu ist es zwingend notwendig, dass sich alle – einschließlich der Hersteller von Minendiamanten und auch die Verbände! – von ihrer Klientelpolitik freimachen und fair und transparent die Fakten hinter ihren Produkten darstellen. Dazu gehört auch, die Vor- und Nachteile gegenüberzustellen. So schmerzhaft das manchmal auch sein mag.

BPJ: Wie gehen Sie mit Bedenken um, dass LGDs in der Vermarktung oft durch die Diskreditierung von Naturdiamanten beworben werden? Gibt es bei Nevermined eine andere Herangehensweise?

C.Marhofer: Die Diskreditierung des Wettbewerbs ist unethisch und führt zur Verunsicherung der Verbraucher. Nevermined Diamanten haben klare Stärken, die wir herausstellen sollten, anstatt den Wettbewerb schlechtzumachen. Wer das nötig hat, hat offensichtlich ein schwaches Produkt ohne USPs. Wir verstehen, dass die Branche im Wandel ist und Labordiamanten die Schwächen der Minendiamantindustrie aufzeigen. Wir betonen die Vorteile von lab-grown-Diamanten, ohne uns gegen das traditionelle Diamantgeschäft zu positionieren. Unser Angebot ist gleichwertig, günstiger und nachhaltiger, ohne andere zu verurteilen. Letztendlich entscheidet der Kunde, und wir glauben an einen verantwortungsvollen Weg für die nächste Generation in der Schmuckindustrie.

BPJ: Kritiker weisen darauf hin, dass die Herstellung von LGDs ebenfalls einen hohen CO2-Fußabdruck hat. Wie adressiert Nevermined dieses Problem und welche Maßnahmen ergreifen Sie, um umweltfreundlicher zu produzieren?

C.Marhofer: Ja, das stimmt bei vielen Herstellern tatsächlich. Über 90 % des Ressourceneinsatzes bei der Produktion unserer lab-grown Diamanten macht Strom aus. Der Bedarf ist ordentlich. Wenn er nicht aus einem entschwefelten Kohlekraftwerk stammt, kann man das kaum als umweltschonend bezeichnen. Das war einer der Gründe, Nevermined zu gründen: Wir machen es anders. Bei uns werden ausschließlich zertifizierte erneuerbare Energien zur Diamantsynthese eingesetzt. Im zweiten Schritt konzentrieren wir uns darauf, wie wir unseren Energiebedarf reduzieren können. Hier haben wir schon viele Maßnahmen umgesetzt und arbeiten aktuell an weiteren. Beispielsweise an der Nutzung von Abwärme, um den Stadtteil um unseren Standort herum zu heizen.