Nick Hayek geht in die Gegenoffensive

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Nick Hayek geht im Interview mit der Branche und seinen Experten hart ins Gericht. © Swatch Group

Der Schweizer Großindustrielle Nick Hayek bleibt seinem Image als Enfant terrible und Branchen-Pirat treu. Im Interview mit dem Schweizer „Blick“ holt er zu einem Rundumschlag gegen die eigene Branche, Medienvertretern und Experten aus. Ein Faktencheck.



Es ist ein Rundumschlag, zu dem Nick Hayek ausholt. Gleichzeitig präsentiert er sich als transparent. Gleich zu Beginn des Interviews mit dem Schweizer „Blick“ betont er, dass die in den vergangenen Monaten kolportierten Umsätze aus der Kooperation mit Bucherer nicht stimmten. Gerne hätte er die tatsächlichen Zahlen genannt, wenn er gefragt worden wäre, betont er.

Vorwurf von Fake News?

Auf Nachfrage gibt Hayek bekannt, dass der Umsatz der Swatch-Gruppe mit Bucherer nicht eine Milliarde Franken beträgt, sondern gerade einmal 30 Millionen Franken oder 0,4 Prozent des Umsatzes der Gruppe. Er wünsche sich einen Faktencheck direkt bei Swatch und nicht das Reproduzieren von nicht verifizierten Zahlen.

Nick Hayek im Interview mit der Branche und seinen Experten hart ins Gericht. Er präsentiert sich transparent und sieht sich nicht gefragt. Obwohl es ein offenes Geheimnis ist, dass die Marktanteile rückläufig sind. Das ist etwa erkennbar an den Schweizer Exportstatistiken.

Faktencheck: Das sagt die Schweizer Exportstatistik

Bezüglich des Marktanteils und der grundsätzlichen Verschwiegenheit der Schweizer Uhrenindustrie, sieht Hayek als einzigen relevanten Anhaltspunkt die Schweizer Exportstatistik. Er betont im Gespräch, dass diese ein Wachstum per Ende Juli 2023 gegenüber dem Vorjahr von rund 10 Prozent ausweist.

Das bestätigt der Blick in die Zahlen auch für die aktualisierte Statistik. Diese weist im Vergleichszeitraum Jänner bis August 2023 gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs bei exportierten Uhren von +10,2 Prozent und ein Umsatzwachstum von 9,3 Prozent aus.

Zurückzuführen ist der Anstieg auf einen Anstieg der Nachfrage in den asiatischen Märkten, wo Hongkong mit einem Umsatzwachstum um 26,1 Prozent besonders hervorsticht.

Hayek spart jedoch in seiner Analyse einen wesentlichen Aspekt aus: Das Umsatzplus wird durch die Uhren im Preissegment ab 3.000 CHF getrieben, sprich die sogenannten Luxusuhren, während besonders jene Produkte zwischen 200 und 3.000 Franken seit mehreren Jahren verstärkt an Marktanteilen verloren haben. Zwischen 2000 und 2022 sank die Stückzahl der exportierten Uhren „CHF < 200“ um 63,22 Prozent, „CHF 200-500“ um 44,45 Prozent und im Segment „500-3.000“ um 0,56 Prozent. Im gleichen Zeitraum stiegen die exportierten Zahlen im Luxussegment „CHF > 3.000“ um 310, 04 Prozent.

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Entwicklung der Umsatzanteile zwischen 2000 und 2022.

Keine Elite-Produkte: Transparenz und Offensive

Besonders weist Hayek auf die Verschwiegenheit der Konkurrenzmarken hin. Denn so der CEO der Swatch-Gruppe: „Richemont und wir sind die Einzigen in der Schweizer Uhrenindustrie, die zuverlässige Zahlen publizieren, weil wir börsenkotiert sind. Alle anderen können behaupten, was sie wollen, etwa dass sie 10 oder 50 Prozent wachsen oder eine Milliarde umsetzen.“

Auf Frage, ob die Swatch Gruppe die Fokussierung auf das Luxussegment verschlafen habe, kontert Hayek, dass andere Hersteller verschlafen hätten, dass neben dem Luxussegment andere Segment gäbe und führt den phänomenalen Erfolg der MoonSwatch und der Scuba Fifty Fathoms, die Anfang September gelauncht wurde. Und dass Swatch schon einmal die Wende für die gesamte Industrie gebracht habe. Dabei setzte das Unternehmen nicht auf Elite-Produkte

Generationswechsel: Auf leisen Pfoten?

Gefragt nach einem möglichen Generationenwechsel antwortet Nick Hayek, dass er leise gehen werde. Er führt an, dass jeder Wechsel bei fast allen Marken ein Generationenwechsel ohne großes Aufsehen vollzogen hat. Und ohne Headhunter erfolgt sei. So die Perspektive Hayeks.

Im weiteren Verlauf des Interviews nimmt Hajek noch in dem ihm eigenen Stil Bezug auf diverse politische und wirtschaftliche Entwicklungen, wie die Russland-Sanktionen in Folge des Kriegs in der Ukraine und den Ursachen des Kaufs der Crédit Suisse durch die UBS sowie den Auswirkungen.

Originalartikel Blick «Der Westen ist heuchlerisch und der Handelszeitung: „Wir verkaufen Uhren und keine Aktien“

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