
Glänzende Auslagen, unsichere Zukunft: Insolvenzverfahren betrifft auch deutsche Filialen. © Claire's
Die internationale Accessoire- und Schmuckkette Claire’s steckt erneut in finanziellen Schwierigkeiten. Am 6. August 2025 hat das Unternehmen bereits zum zweiten Mal innerhalb von sieben Jahren Insolvenz angemeldet. Betroffen sind auch die deutschen Standorte, darunter mehrere Filialen in Nordrhein-Westfalen.
Filialen vorerst geöffnet, Restrukturierung in den USA
Während in den USA ein umfassendes Sanierungsverfahren läuft, wurde auch für die deutsche Gesellschaft ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Nach der Ernennung der gemeinsamen Verwalter wird der Geschäftsbetrieb zwar fortgesetzt, allerdings wurde der Betrieb der Website mit sofortiger Wirkung eingestellt. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen sollen die Filialen in Deutschland, etwa in Dortmund (Thier-Galerie), Oberhausen (Westfield Centro), Köln, Koblenz und Aachen, vorerst geöffnet bleiben. Ob es mittelfristig zu Standortschließungen kommt, ist derzeit offen.
Für die Beschäftigten bedeutet das zunächst etwas Sicherheit: Ihre Gehälter sind für drei Monate durch Insolvenzgeld abgedeckt. Für Kunden plant das Management Rabattaktionen und eine beschleunigte Warenversorgung, um die Frequenz in den Filialen zu stabilisieren.

Geschäftsmodell unter Druck
Claire’s wurde 1974 gegründet und positioniert sich seit jeher mit preisgünstigem Schmuck, Kosmetik und Accessoires für eine junge Zielgruppe zwischen drei und 18 Jahren. Ein zentraler Umsatztreiber war lange das Piercing-Geschäft. Die Kette wirbt damit, weltweit über 100 Millionen Ohren durchstochen zu haben. Doch dieser Bereich verliert zunehmend an Bedeutung, da Tattoo- und Piercing-Studios immer stärker Marktanteile übernehmen.
Weltweite Präsenz, deutsche Filialen im Fokus
Die Marke betreibt weltweit über 2.750 Geschäfte in 17 Ländern, davon 22 in Deutschland. Hier ist Claire’s nicht nur in Metropolen wie Berlin, München, Köln oder Dresden vertreten, sondern auch in kleineren Städten wie Trier, Koblenz oder Wolfsburg. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die Gruppe zwar rund 1,4 Milliarden US-Dollar Umsatz, kämpft aber gleichzeitig mit massiven Verbindlichkeiten zwischen einer und zehn Milliarden Dollar. Branchenexperten nennen sinkende Kundenfrequenz und den anhaltenden Rückgang im stationären Handel als Hauptursachen für die erneute Pleite.

Bedeutung für den Schmuckhandel
Das preisgetriebene Geschäft mit jungen Zielgruppen gerät im stationären Handel immer stärker unter Druck. Während Luxus- und Premiumanbieter Stabilität durch Markenbindung und Beratungskompetenz sichern, verdeutlicht die Insolvenz von Claire’s, wie abhängig volumenstarke Ketten von Frequenz und Trends sind. Rabattaktionen mögen kurzfristig helfen, aber langfristig wird sich der Markt weiter bereinigen.

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