Speedmaster-Affäre: Omega erstattet Strafanzeige

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Die Folgen des lukrativen Vintage-Betrugs mit der Omega Speedmaster Broad Arrow 1957 © Phillips

Die Frankenstein-Uhr und ihre Monster. In Sache der zusammengebastelten alten Omega Speedmaster, die im November 2021 bei einer Phillips-Uhrenauktion in Genf einen Rekordpreis von über 3 Millionen Franken erreichte, wurde jetzt Strafanzeige gegen ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens eingereicht. Doch es stellen sich nicht nur juristisch relevante Fragen…



Entlassungen bei Omega

Die Swatch Group hat bei der Berner Staatsanwaltschaft in Biel wegen des Verkaufs einer gefälschten Vintage-Speedmaster-Uhr Strafanzeige eingereicht. Das Unternehmen bzw. seine Tochtergesellschaft Omega hat diese 2021 beim Auktionshaus Phillips für einen Rekordpreis von mehr als 3 Millionen Dollar ersteigert. Die Anzeige wurde laut dem Omega-Chef Raynald Aeschlimann am 10. Juli eingereicht.

Omega wirft drei ehemaligen Mitarbeitern vor, sich mit anderen verschworen zu haben, um eine sogenannte „Frankenstein-Version“ einer seltenen alten Speedmaster aus dem Jahr 1957 zusammenzubauen, mit dem Ziel, diese dann teuer zu verkaufen. Teilweise die gleichen Mitarbeiter hätten danach auch dafür gesorgt, dass Omega selbst die Uhr zu einem überhöhten Preis für das Firmenmuseum erworben habe. Mehr dazu unter: „Omega Moonwatch entpuppt sich als Frankenstein-Uhr“. 

Mit der Strafanzeige ist ein wichtiger Schritt zur Klärung dieses Betrugs getan, wobei für alle Beteiligten nach wie vor die Unschuldsvermutung gilt. Wie Omega zudem bestätigte, mussten in den vergangenen Wochen weitere Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, unter ihnen zwei hochrangige Manager und acht Uhrmacher aus der Serviceabteilung. Gegen sie wird jedoch nicht strafrechtlich vorgegangen.

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Das Werk hat eine neue Seriennummer bekommen, da die ursprüngliche Nummer nicht zum Baujahr passte. Ebenso wurde vermutlich an der Lünette, dem Sekundenzeiger und der Leuchtmasse herumhantiert. Auch das Zifferblatt sei nicht natürlich gealtert, sagen Profis.

Viele offenen Fragen

Noch sind allerdings verschiedene Fragen offen, nicht zuletzt auch jene, was den Verkauf der Uhr über das Auktionshaus Phillips betrifft:

Weshalb wurde die Uhr ohne Echtheitszertifikat verkauft?
Für 800 Franken hätte sich Phillips vor der Auktion vergewissern können, ob die Uhr echt ist. Denn Omega ist eine der wenigen Uhrenmarken, die historische Modelle überprüft und Echtheitszertifikate anbietet. Bei der besagten Speedmaster war das aber nicht der Fall. Es wurde ihr nur ein Archivauszug beigelegt, welcher nichts über die Echtheit aussagt.

Weshalb wurde aktiv verschleiert, dass Omega die Käuferin ist?
Als der Hammer gefallen war, fragte der Auktionator, ob man wissen dürfe, woher der Käufer stamme. Sein Mitarbeiter am Telefon antwortete: „From China with love.“ Omega wiederum feierte den Rekordpreis in einem Communiqué, als ob das Unternehmen nichts damit zu tun gehabt hätte. Erst Anfang Juni dieses Jahres gab die Marke bekannt, selbst die Käuferin gewesen zu sein.

Wie ist der Preis von 3 Millionen Franken zustande gekommen?
Ist es realistisch zu glauben, dass mehrere Personen unabhängig voneinander zu dem Schluss kamen, dass sie für eine Uhr, die gemäß der Schätzung von Phillips 80 000 bis 120 000 Franken wert ist, mehrere Millionen zahlen wollen? In Sammlerkreisen hieß es jedenfalls nach der Auktion, zwei Sammler, ein chinesischer und einer aus dem Nahen Osten, hätten sich wohl einen Bieterwettkampf geliefert, der außer Kontrolle geraten sei. Deshalb der extrem hohe Preis.

Wie verbreitet sind solche Praktiken?
Dass die Speedmaster-Affäre ein Einzelfall ist, glaubt kaum jemand in der Branche.


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Ein Bastelprojekt sollte die Speedmaster aufpeppen.
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