Ein Gerücht, das seit Jahresbeginn die Runde machte, wurde bestätigt: Der britische Finanzinvestor CVC Capital übernahm die Mehrheit am Schweizer Luxus-Uhrenhersteller Breitling.
Die seit Dezember anhaltenden Gerüchte haben sich bestätigt: Mit Breitling wird einer der letzten unabhängigen Schweizer Luxusuhren-Hersteller verkauft. Käufer ist der britische Finanzinvestor CVC Capital, der 80 Prozent übernimmt. Die Besitzerfamilie um Théodore Schneider soll mit 20 Prozent beteiligt bleiben, wie CVC am 28. April mitteilte.
Zu weiteren finanziellen Details haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Breitling musste als privates Unternehmen bis dato keine Zahlen veröffentlichen. Anhaltspunkte für den Umsatz liefern die Zahlen der Schweizer Chronometerprüfstelle. Für 2015 nennt die COSC-Statistik 147.917 zertifizierte Uhrwerke. Laut «Handelsblatt» soll Breitling im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 420 Millionen Schweizer Franken erzielt haben. Geht man beim Verkaufspreis angesichts der gegenwärtigen Marktsituation vom doppelten Jahresumsatz aus, halten Branchenexperten einen Kaufpreis von 700 bis 800 Millionen Schweizer Franken für nicht unangemessen. Die Transaktion, lässt CVC wissen, wird nach Prüfung durch die Wettbewerbsbehörden voraussichtlich Ende Juni angeschlossen sein.
Théodore Schneider, der nach Aussagen von CVC dem Unternehmen im Verwaltungsrat erhalten bleiben soll, sagte in einer Mitteilung, «dass CVC der richtige Partner ist, um Breitling auf eine neue Entwicklungsstufe zu heben.» Es wird vermutet, dass er einen Teil des vereinnahmten Verkaufspreises reinvestieren und letztendlich 20 Prozent der Breitling Aktien besitzen wird.
CVC wiederum sieht «signifikantes Wachstumspotenzial für Breitling, sowohl in bestehenden als auch in neuen Regionen», lässt sich Alexander Dibelius, Deutschland-Chef von CVC zitieren. Wachsen soll Breitling in bestehenden als auch neuen Regionen. Dabei will CVC die Digitalisierung der Marketing- und Vertriebskanäle vorantreiben.
Gesundes Unternehmen
Branchenkenner erwarten, dass Jean-Paul Girardin als CEO bleiben könnte und sich an der erfolgreichen Markenstrategie nicht viel ändern dürfte. Laut Girardin hatte Breitling 2016 besser abgeschnitten als die Schweizer Uhrenindustrie insgesamt: Hier profitierte das Haus von der geringeren Präsenz in China und Hongkong und litt weniger unter der Kaufzurückhaltung der Chinesen in Europa.
Wer ist der neue Besitzer?
Die britische 1981 gegründete CVC Capital Partners (CVC) ist nicht unbedingt im Luxusuhrenbereich erfahren, aber eine der weltweit führenden Private Equity- und Anlageberatungsgesellschaften und beschäftigt weltweit rund 300 Mitarbeiter. CVC ist unter anderem an der Parfümeriekette Douglas beteiligt und war jahrelang Hauptgesellschafter der Formel 1.
Breitling & Rolex kooperieren
Auf der diesjährigen Baselworld sorgten Breitling und Tudor für Aufsehen, als sie eine Kooperation bekannt gaben. Der Schweizer Hersteller von Pilotenuhren kooperiert mit Rolex. Das heizte bereits in Basel die Übernahmegerüchte weiter an. Rolex, der größte unabhängige Schweizer Uhrenhersteller, nutzt für seine Zweitmarke Tudor Chronografen-Uhrwerke von Breitling. Im Black Bay Chronograph von Tudor tickt künftig eine Variante des Breitling-Werks Bo1, während im Drei-Zeiger-Modell der Superocean Heritage Diver’s Watch nun eine modifizierte Variante des Tudor-Kalibers MT5612 verbaut wird, das bei Breitling unter B20 geführt wird.
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