
Emotionen wecken. Kaufentscheidungen werden zu 70% emotional getroffen. Weckt Ihr Schaufenster Emotionen? © BPJ
Glänzende Schmuckstücke allein reichen nicht mehr aus – der Juwelier von heute muss ein Erlebnis bieten! Moderne Kunden wollen keine langweiligen Auslagen, sondern eine Inszenierung, die sie in den Bann zieht. Doch wie verwandelt man ein Geschäft in eine Bühne, die Emotionen weckt und den Umsatz steigert? In unserem Artikel erfahren Fachhändler, warum die richtige Präsentation über Erfolg oder Vergessenwerden entscheidet – und wie der Juwelier zur Marke wird!
Theaterliebhaber kennen das Gefühl: Man sitzt im bequemen Stuhl, der Vorhang ist geschlossen, die Gespräche im Saal werden leiser. Dann erklingt die Glocke, der Vorhang hebt sich langsam, Spannung liegt in der Luft – und plötzlich taucht das Publikum in eine neue Welt ein. Genau so muss es heute im Juweliergeschäft sein. Kunden betreten keinen einfachen Laden, sondern eine Bühne, auf der jedes Schmuckstück seine Rolle spielt. Denn in der modernen Handelswelt geht es nicht mehr nur um Produkte – es geht um Erlebnisse!
Der Wandel im Kaufverhalten
Zeiten, in denen ein Schaufenster einfach nur Produkte zeigte, sind vorbei. Kunden erwarten heute mehr. Sie wollen inspiriert, überrascht und verzaubert werden. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK zeigt: 74% der Konsumenten kaufen bevorzugt bei Marken, die Emotionen wecken und eine Geschichte erzählen. Ein einfaches Regal mit Schmuckstücken reicht also nicht mehr aus. Gregor Krampe von SODEM betont: „Ein Juwelier muss sich wie eine Marke inszenieren. Standardlösungen reichen nicht mehr aus, um Kunden zu begeistern.“
Das Schaufenster ist der Vorhang, der sich hebt. Es entscheidet, ob ein Kunde stehen bleibt oder weitergeht. Standardlösungen wirken oft austauschbar, während ein individuell gestaltetes Schaufenster das Alleinstellungsmerkmal eines Juweliers unterstreicht. Unternehmen wie SODEM setzen gezielt auf maßgeschneiderte Konzepte, die exakt auf den Stil und die Marke des Juweliers zugeschnitten sind. Laut einer Studie des Instituts für Handelsforschung Köln lassen sich über 60 Prozent der Käufer durch eine ansprechende Präsentation beeinflussen. Kunden nehmen Schmuckstücke wahr, die visuell hervorgehoben und gut inszeniert sind, während überladene oder unstrukturierte Displays weniger effektiv wirken. Eine durchdachte Gestaltung trägt maßgeblich zur Kaufentscheidung bei.
Die Kunst der Inszenierung
Erfolgreiches Marketing im Juweliergeschäft bedeutet nicht, möglichst viele Artikel auf engem Raum zu präsentieren. Weniger ist mehr! Ein gezielt inszeniertes Sortiment lenkt die Aufmerksamkeit auf einzelne Schmuckstücke und verstärkt den Kaufimpuls. Eine klare, auf den Kunden zugeschnittene Präsentation verbessert die Wahrnehmung und schafft eine emotionale Bindung. Krampe ergänzt: „Unsere Aufgabe ist es, dem Juwelier zu helfen, seine Identität zu formen und konsequent zu präsentieren. Das erzeugt Wiedererkennungseffekt und Vertrauen.“
Die Konkurrenz ist da und nur Juweliere mit einer klaren, einzigartigen Identität bleiben langfristig relevant. Wer sich nicht klar positioniert, wird austauschbar. Statt sich ausschließlich auf Lieferantenlösungen zu verlassen, sollte der Juwelier aktiv an seinem Markenauftritt arbeiten. Denn: Erfolgreiche Juweliere sind keine bloßen Händler mehr – sie sind Marken! Dabei muss nicht jeder Juwelier alles selbst machen. Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern für Verpackungslösungen oder Ladenbaukonzepten, Dekoration und Präsentation ermöglicht es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Schmuckstücke und den Kunden. Alexander Stütz, der seine neue Marke DIARA Studios mit einem maßgeschneiderten Konzept lancierte, erklärt: „Individualität ist das, was Kunden heute suchen. Sie wollen ein Einkaufserlebnis, das sich von anderen unterscheidet und Emotionen weckt.“
Ein erfolgreiches Inszenierungskonzept sollte sich aber nicht nur auf das Schaufenster beschränken. Auch die Innengestaltung des Geschäfts spielt eine zentrale Rolle. Eine gezielte Beleuchtung kann Schmuckstücke in Szene setzen und hochwertige Materialien wie Holz, Glas oder Samt können das Einkaufserlebnis weiter aufwerten. „Eine gute Beleuchtung ist entscheidend, um den Lüster der Perle zu betonen. Zusätzlich hilft ein Mix aus klassischen Schmuckständern und modernen, minimalistischen Displays, um die Aufmerksamkeit der Kunden gezielt zu lenken. Wichtig ist, dass die Präsentation nicht überladen wirkt und die Perle im Fokus steht“ untermauert Ramon Busse von DI Perle.
Musik, Düfte und Farben tragen ebenfalls dazu bei, eine bestimmte Stimmung zu erzeugen und den Kunden auf subtile Weise zu beeinflussen. Juwelier Oeding-Erdel aus Münster setzt diesen Ansatz zum Beispiel gezielt ein und präsentiert seine Schmuckstücke beinahe wie Kunststücke.
Laut einer Studie der Management- und Unternehmensberatung Bain & Company sind emotionale Einkaufserlebnisse der Schlüssel zur Kundenbindung. Marken, die Kunden auf mehreren Sinnesebenen ansprechen, erzielen bis zu 30 Prozent höhere Umsätze. Das gilt besonders im Luxussegment, wo Qualität und Exklusivität eng mit der Kaufentscheidung verknüpft sind.
Wer heute nicht auffällt, verliert auf lange Sicht
70 Prozent aller Kaufentscheidungen werden emotionel getroffen (IFH Köln). Wer seine Ware nur lieblos präsentiert, vergibt sich wertvolle Chancen. Eine durchdachte Inszenierung hingegen sorgt dafür, dass Kunden sich nicht nur an den Schmuck erinnern, sondern auch an den Juwelier selbst. Ein emotionales Einkaufserlebnis führt zu einer höheren Kundenbindung. Kunden, die sich emotional mit einer Marken verbunden fühlen, kaufen bis zu 60 Prozent mehr und kehren wahrscheinlich wieder zurück.
Fazit: Juweliere, die sich heute erfolgreich als Marke positionieren, ihre Identität klar zur Schau stellen und ihre Präsentation als eine Art Theaterbühne begreifen, haben die besten Chancen, nicht nur im intensiven Wettbewerb mit Filialisten und dem Online-Handel zu bestehen, sondern sogar zu gedeihen. Eine kontinuierliche Anpassung und Aktualisierung der Schaufenstergestaltung sind dabei unerlässlich. Während saisonale Dekorationen selbstverständlich sein sollten, ist es wichtig, regelmäßig kleine Veränderungen vorzunehmen, um das Interesse der Kunden zu wecken. Dabei sollte jedoch stets darauf geachtet werden, die Gestaltung nicht zu überladen und den Wiedererkennungseffekt sowie die eigene Identität zu bewahren! Die durchschnittliche Verweildauer eines Kunden vor einem Schaufenster beträgt nur wenige Sekunden – diese Zeitspanne entscheidet über den ersten Eindruck und über die Entscheidung, den Laden zu betreten oder nicht.
Der Online-Handel wächst stetig – hier muss der stationäre Handel seine Stärken ausspielen: persönliche Beratung, exklusive Atmosphäre und ein unvergleichliches Einkaufserlebnis. Juweliere, die dies verstehen und umsetzen, werden langfristig erfolgreich sein! „Wer wunderschön aussieht, verkauft mehr. Denn Kunden erinnern sich an das, was sie begeistert,“ so Gregor Krampe abschließend.

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