
Eckhaus an der Kö/Steinstraße: Hier eröffnet Rolex 2027 einen Flagshipstore auf zwei Etagen mit 400 Quadratmeter und 150.000 Euro Monatsmiete. © Bild: KI generiert
Bis Ende 2025 will Rolex bis zu 40 Verkaufsadressen in Deutschland kündigen. Parallel forciert die Marke ihre Präsenz in den Metropolen. 2027 eröffnet in Düsseldorf ein Monobrand-Flagshipstore und mit Rüschenbeck scheint es ein wirklich großes Opfer zu geben.
Rüschenbeck und Rolex: Ein Wendepunkt für den Fachhandel
Der Fall Rüschenbeck zeigt, dass Rolex inzwischen selbst vor großen Namen nicht mehr zurückschreckt. Was bei Omega einst Wempe war, ist heute bei Rolex Rüschenbeck. Der einstige „König des Ruhrpotts“ hat sein Geschäft längst auf ganz Deutschland ausgeweitet, betreibt Standorte in München, Kitzbühel sowie in Leipzig und setzte in den vergangenen Jahren gezielt auf Monobrandstores mit Tudor, Breitling oder sogar Casio. Diese Diversifizierung wirkt heute wie eine Antwort auf den drohenden Verlust von Rolex. Denn dem Vernehmen nach soll Rüschenbeck die Konzession an einzelnen Standorten verlieren, möglicherweise sogar insgesamt. Damit würde Rolex nicht nur einen seiner wichtigsten Partner treffen, sondern auch ein klares Signal an die gesamte Branche senden: Niemand ist unantastbar. Wer nicht in die Strategie passt, verliert die Konzession.
Von Bucherer zu Boutique: Rolex richtet sich neu aus
Mit der Übernahme von Bucherer hat Rolex die Karten neu gemischt. Die Familientradition endete mit dem Tod von Jörg Bucherer, die Marke Carl F. Bucherer ist begraben, seither bestimmt der Expansionskurs des Rolex-Managements die Richtung. Das Ziel: den Umsatz von rund 11 Milliarden Euro auf 22 Milliarden zu verdoppeln. Ob dafür tatsächlich deutlich mehr Uhren verkauft werden, bleibt fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass Rolex über konsequente Vertikalisierung und eigene Monobrandstores die Umsätze von unabhängigen Juwelieren zunehmend in die eigenen Kanäle lenkt.
Für den Fachhandel hat das drastische Konsequenzen. Bis Ende 2025 sollen 30 bis 40 Adressen in Deutschland auslaufen. Blickpunkt·Juwelier berichtete bereits: Die Zukunft liegt in den Metropolen, kleinere Städte verschwinden von der Karte. Luxus sucht Augenhöhe mit Gleichgesinnten und Rolex zieht den Kreis enger.

Düsseldorf als neue Bühne: Rekordmiete auf der Königsallee
Die konkrete Umsetzung zeigt sich an der Düsseldorfer Königsallee. Dort hat die Centrum Gruppe Rolex als Mieter für das markante Eckhaus an der Kö/Steinstraße gewonnen. Geplant ist ein Flagshipstore mit 400 Quadratmetern Verkaufsfläche auf zwei Etagen, die Eröffnung soll 2027 erfolgen. Unter Maklern und Händlern hat sich längst herumgesprochen, dass Rolex für die Toplage monatlich rund 150.000 Euro Miete zahlt, das ist ein Rekordwert für die Düsseldorfer Prachtmeile.
Für die bestehenden Händler auf der Kö, die bislang zu viert die Marke führen, bedeutet die Rolex-Boutique eine neue Realität. Schon heute lehrt Rolex seine Partner das Fürchten: Zuteilungen statt freier Bestellung, Wartelisten von Jahren und ein Geschäftsmodell, das auf künstlicher Verknappung basiert. Mit dem eigenen Flagshipstore wird die Marke künftig noch stärker die Deutungshoheit über Erlebnis, Auswahl und Exklusivität beanspruchen, ähnlich wie Louis Vuitton im Modebereich.
Rüschenbeck in Düsseldorf: Der einstige „König des Ruhrpotts“ wird zum Symbol für den Wandel – Rolex könnte dem Juwelier die Konzession entziehen. © Rüschenbeck
Die neue Realität für Juweliere
Für die deutschen Juweliere markiert diese Entwicklung einen Wendepunkt. Die Abhängigkeit von Rolex, über Jahrzehnte hinweg ein Glücksfall und Umsatzgarant, geht ihrem Ende entgegen. Künftig gilt es, das eigene Profil zu schärfen, Strategien jenseits von Rolex zu entwickeln und zu beweisen, dass man noch Juwelier sein kann. In Österreich ist diese Realität bereits Alltag: Dort haben Fachhändler ohne Rolex überlebt, indem sie konsequent auf ihr eigenes Profil gesetzt haben.
Der Fall Rüschenbeck macht klar: Selbst die größten Namen sind nicht gefeit vor der neuen Rolex-Strategie. Für die Branche bedeutet das: Die Zeit der Abhängigkeit ist vorbei, die Zeit eigenständiger Juwelieridentitäten hat begonnen.
