Alexander Schmidt: „Wer die Rolex-Ära hinter sich lassen muss, darf das nicht als Niederlage sehen!”

Alexander Schmidt und Alexander Meth Rüschenbeck Rolex

Blickpunkt·Juwelier-Herausgeber Alexander Meth mit Unternehmensberater Alexander Schmidt: „Weniger Rolex-Abhängigkeit, mehr Unabhängigkeit, mehr unternehmerische Freiheit.” © Google AI Studios

NACH ROLEX ZURÜCK ZUM SCHMUCK. Das Ende der Partnerschaft von Rolex mit Rüschenbeck zeigt: Selbst die größten Namen sind nicht unangreifbar. Juweliere müssen jetzt schnell handeln und ihr Profil neu schärfen, mit starken Alternativen und klarer Schmuckkompetenz. Unternehmensberater Alexander Schmidt im zweiten Teil des Interviews mit Blickpunkt·Juwelier-Herausgeber Alexander Meth. Hier geht es zum ersten Teil des Interviews!



ALEXANDER METH (Herausgeber BPJ): Was raten Sie Juwelieren jetzt – nach der Bekanntgabe möglicher Kündigungen?

ALEXANDER SCHMIDT (Unternehmensberater): Rolex ist nicht zu ersetzen, außer vielleicht durch Patek Philippe, das in einer eigenen Liga spielt. Aber: Mit anderen starken Marken wie Omega, Breitling oder Cartier lässt sich ein tragfähiges Geschäft aufbauen – kombiniert mit einem klaren Schmuckprofil. Wichtig ist: Zeit nutzen! Andere Marken haben ihre Monobrand-Strategie zwar im Blick, doch sie sind noch nicht in der Lage, das Rolex-Niveau an Boutique-Dimensionen und Sichtbarkeit umzusetzen. Hier können Juweliere in den nächsten Jahren noch viel gestalten.

METH: Was gilt es aus Ihrer Sicht nun zu tun? Ist die Zeit ausreichend, um eine Phase nach Rolex überhaupt gestalten zu können?

SCHMIDT: Die Frage ist berechtigt. Man darf aber nicht vergessen: Rolex bringt viel, nimmt aber auch viel. Die Spanne ist geringer als bei anderen Marken – und im Schmuck wird ohnehin ganz anders verdient. Schafft der Fachhändler den Weg zurück zum Juwelier über hochwertige Schmucksegmente, also zu den Wurzeln, woher die Branche ja kommt, dann stehen die Chancen glänzend. Konsumenten wollen Schmuck nach wie vor stationär erleben. Das Einkaufserlebnis beim Juwelier lässt sich online nicht ersetzen. Die meisten Rolex-Juweliere haben wunderschöne Geschäfte – und damit die besten Voraussetzungen, Schmuck oder andere Segmente genauso wirkungsvoll zu inszenieren, wie sie es jahrelang mit Rolex getan haben.

METH: Und doch klingt bei Ihnen auch eine gewisse Relativierung durch.

SCHMIDT (lächelt): Ja, das stimmt. Wir begleiten viele Juweliere in Deutschland und Österreich gerade in der „letzten Meile“ – wenn die Frage ansteht, ob man das Geschäft noch weiterführen möchte oder nicht. Das hat mit klassischer Unternehmensberatung zu tun: Möchte ich den Juwelierbetrieb noch über Jahre tragen? Habe ich Nachfolger? Welche Erwartungen habe ich an die nächsten Jahre? Für manche ist es besser, einen Schlussstrich zu ziehen, statt noch einmal massiv zu investieren. Das klingt hart, ist aber in vielen Fällen die bessere Entscheidung – für den Unternehmer, für die Familie und nicht zuletzt für die Kunden.

Es gibt Juweliere, die heute sagen: „Wir sind froh, nicht mehr an der Leine der großen Marke zu sein.“ Sie genießen ihre unternehmerischen Freiheiten – und verdienen mit Schmuck am Ende sogar mehr als zuvor. Auf der anderen Seite: Wer nur noch zwei, drei Jahre arbeiten möchte, sollte sich genau überlegen, ob er den Aufwand einer Neuausrichtung auf sich nimmt. Dann ist es oft klüger, mit erhobenem Haupt ein glänzendes Finale zu setzen und den wohlverdienten Ruhestand – oder auch Wohlstand – anzutreten. Dabei begleiten wir unsere Mandanten sehr sensibel und empathisch.

Mehr zum thema

Alexander Schmidt Unternehmensberater Juweliere
Unternehmensberater Alexander Schmidt zur Frage, die derzeit den deutschen Fachhandel bewegt. © Schmidt

METH: Dem Vernehmen nach können sich Juweliere direkt an Sie wenden, um das Gespräch aufzunehmen?

SCHMIDT: Genau das ist meine Passion – und nicht zuletzt unsere Expertise. Wir versprechen: Nichts muss sein, aber jedes Gespräch sollte profund, werthaltig und lösungsorientiert geführt werden. Gerade in einer Situation, die für viele noch wie ein Schock wirkt, ist es wichtig, zunächst Klarheit zu schaffen. Erst wenn man die Dinge löst, ergeben sich auch gute Lösungen. Wir geben dann die Struktur vor und begleiten den Prozess Schritt für Schritt. Am Ende werden viele unserer Kunden zu Freunden – so intensiv verlaufen diese Phasen.

METH: Aber ist das für die Betroffenen nicht trotzdem ein Daseinsverlust? Jahrzehntelange Arbeit, oft über Generationen – und am Ende doch das Gefühl des Scheiterns?

SCHMIDT: Dieses Gefühl mag auftreten, aber es hat nichts mit individuellem Versagen zu tun. Der Luxusmarkt verändert sich strukturell. Metropolen gewinnen, kleinere Städte verschwinden von der Karte. Marken wie Louis Vuitton haben es vorgemacht: Wenige, große Flagship-Stores ziehen die Kunden an – egal wie weit die Anreise ist. Diesen Weg gehen nun auch Rolex und Patek Philippe.

Die Konsequenz: Städte unter 200.000, bald vielleicht schon unter 100.000 Einwohnern, verlieren ihre Konzessionen. Das ist keine Frage von Schuld, sondern von Marktlogik. Und gerade deshalb ist es kein Gesichtsverlust, sondern oft eine weise Entscheidung, das Geschäft mit Würde zu beenden – und die Früchte jahrzehntelanger Arbeit zu genießen.

Markenprofil

Alexander Schmidt

Alexander Schmidt

ALEXANDER SCHMIDT Ob ein Umbau, eine Nachfolgersuche oder ein Neustart, Alexander Schmidt und sein Team fokussieren auf den finanziellen Erfolg Ihres Projekts. Als erster der Branche setzte er auf die...

Mehr lesen
Alexander Schmidt Rolex Deutschland Konzession II
Teilen
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen

VORTEILSCLUB IST MEHR

Profitieren Sie jetzt von neuen Benefits: Aktionsplan für das ganze Jahr, BPJ-Zeitungsbezug, Reader’s Lounge, B2B-Kommunikation und noch viel MEHR!

SIND SIE SCHON REGISTRIERT ?

Registrieren Sie sich jetzt und profitieren Sie von allen Inhalten in voller Länge, exklusiven News und Insights, die es NUR im geschützten Bereich für Branchen-TeilnehmerInnen gibt.