Rolex, Patek Philippe und Audemars Piguet zählen auch auf dem CPO-Markt zu den begehrtesten Marken.
Schmuck und Uhren aus zweiter Hand sind ein wachsender Markt. Auf Angebots- wie auf Nachfrageseite. Doch kann jeder davon profitieren?
Der Markt für gebrauchte Luxusuhren wächst aktuell jährlich mit 8 – 10 %, sagen Experten. Wo liegen die Motive der Käufer und Sammler? „Oft wird im Zusammenhang mit Luxusuhren über die teils enorme Wertsteigerung gesprochen“, sagt Tim-Hendrik Meyer, CEO von Watchmaster und hat dazu dieses Frühjahr eine Umfrage gemacht. Das Ergebnis: Franzosen, Briten und Deutsche haben unterschiedliche Kaufmotive. Die meisten der 1.500 Befragten vergrößern ihre Sammlung mit einer neuen Luxusuhr pro Jahr. 54,6 % der Deutschen, 48,1 % der Briten und 48 % der Franzosen planen zeitnah den Kauf eines weiteren Modells. Beim Kauf einer gebrauchten Uhr sind die Konditionen sowie das Originalzubehör wie Papiere oder Box entscheidend.
Laut einer Studie von Watchfinder, 2020 in Großbritannien gegründeter Spezialist für Gebrauchtuhren, findet man heute in deutschen Schubladen „vergessene“ Uhren im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro, von deren Wert sich viele Besitzer gar nicht bewusst sind. Das ist umso erstaunlicher, als der CPO-Uhrenmarkt derzeit ein Allzeithoch hat. Die „Nautilus 5711“ von Patek Phillipe etwa hatte im September 2020 einen Wiederverkaufswert von rund 57.000 Euro. Heute liegt er bei fast 95.000 Euro.
Nachfrage steigt stark …
Bei einigen Modellen begehrter Marken steigt die Nachfrage geradezu sprunghaft an. Vor allem Auslauf-Modelle wie gewisse Nautilus-Referenzen von Patek Philippe beflügeln den Pre-owned Markt. Denn befeuert wird der Trend durch die tatsächliche oder gerüchteweise Einstellung von Modellen, aber auch die Vorstellung von Nachfolge–modellen. So stiegen unmittelbar nach der Watches & Wonder die Nachfrage und damit die Verkaufspreise für Modelle wie die „Nautilus“ (Ref. 5711/1A) von Patek Philippe, die „Royal Oak Jumbo“ von Audemars Piguet, oder die „Explorer II“ von Rolex beachtlich.
… kontinuierlich und langfristig
Chrono24-CEO Tim Stracke befürchtet dennoch nicht, dass die Pre-owned-Luxusuhrenblase in absehbarer Zeit platzen könnte. Auch um den Nachschub macht er sich keine Sorgen. Denn auch der Neuuhren-Markt ist in den letzten 20 Jahren stark gewachsen. „Diese Uhren – man schätzt den Gesamtwert aller weltweit existierenden Uhren auf zirka 350 Milliarden Euro – werden früher oder später zurück in den Handel kommen“, ist Stracke zuversichtlich, dass ihm der Nachschub nicht ausgeht.
Die begehrtesten pre-owned Luxusuhren 2020
Watchmaster, 2005 in Berlin gegründet und damit eine der ersten Plattformen für CPO Luxusuhren, veröffentlichte anhand seiner Verkäufe ein Ranking der Top 10 Modelle 2020. Nicht verwunderlich: Rolex ist im Jahresranking fünf Mal vertreten. Platz 1 geht an Rolex Datejust, gefolgt von Rolex Submariner Date auf Platz 2 und Rolex GMT-Master II auf Platz 3, gefolgt von Rolex Oyster Perpetual. Mit der Omega Speedmaster Moonwatch findet man auf Platz 5 die erste andere Marke, allerdings auf Platz 6 mit der Lady Datejust ein weiteres Rolex Modell.
Gerne auch offline
Wer denkt, dass Millennials nur mehr Online kaufen, irrt. Der Statista Global Consumer Survey zeigt beim Thema Verkaufskanäle, dass jüngere Generationen Secondhand-Waren gerne offline kaufen. Rund 30 % der 18- bis 19-Jährigen kaufen demnach gebrauchte Luxusartikel bevorzugt stationär.
eBay steigt ein
2020 wurden jeden Tag 107 Uhren für über 500 Euro bei ebay.de verkauft. Mit durchschnittlich 15 Uhren pro Tag wurden Zeitmesser von Rolex 2020 bei eBay.de am häufigsten verkauft. Den höchsten Preis 2020 erzielte mit über 200.000 Euro eine „Daytona“ von 2013. Und die Nachfrage nach gebrauchten Luxusuhren sei weiter gestiegen, teilt eBay Deutschland mit. Um den Verkauf von Luxusuhren bei eBay einfacher, sicherer und zeitsparender zu gestalten, stellt der Onlinemarktplatz einen neuen Service vor, für den man mit dem Partner Zeitauktion zusammenarbeitet. Bereits 2017 startete auf eBay USA das eBay-Authenticate-Programm für Luxusuhren.
Kann der Juwelier CPO?
Kein Wunder, dass auch immer mehr Juweliere überlegen, am CPO-Kuchen mitzunaschen. Und große Branchenplayer wie Bucherer (siehe dazu auch den Bericht auf der folgenden Seite) sind hier bereits überaus erfolgreich. Doch so mancher Insider ist skeptisch, ob dieses Konzept für den klassischen Juwelier auch umsetzbar ist. „Das müssen Uhrenverrückte und Sammler sein, die sich seit Jahren nur mit Pre Owned beschäftigen. Es ist ein völlig anderes Wissen von Nöten. Und dazu ein Online-Shop, der im Gegensatz zu Neuware täglich! aktualisiert werden muss – und hier kann man auf keine Herstellerbilder zurückgreifen,“ sagt Uhrenblogger Bernhard Strohm. „Wohlhabenden aber oft ahnungslosen Kunden eine neue Uhr zu verkaufen ist sehr viel einfacher, als den Jagdtrieb eines passionierten Sammlers zu stillen. Pre owned Uhren können (offline) nur kleinere Spezialisten mit viel Engagement und Fachwissen verkaufen”, weiß Uhrmachermeister Hans Mikl. Dennoch bietet dieses Segment auch ein Potenzial für den Juwelier. Denn: Alte Uhren brauchen neue Bänder.
Während stationäre Händler noch überlegen, ob sie in das CPO-Business einsteigen, will der Berliner Pre-owend-Händler Watchmaster expandieren und seinen Stationärhandel weiter ausbauen. Nach dem Büro in London und Plänen für einen Showroom in London soll Paris in Kürze folgen. „Wir wollen die jahrzehntelange Einzelhandelserfahrung nutzen, um in den kommenden Jahren weitere Läden in ganz Europa zu eröffnen“, sagt Tim-Hendrik Meyer, CEO von Watchmaster. Nach markengeführten Monobrand-Stores und Online-Kanälen eine weitere Konkurrenz für den klassischen stationären Fachhandel.