Standorte der Zukunft (Teil 2): Das Erlebnis Kauf

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Wo sind die neuen Wege zum Shopping – für den Juwelier und seine Kunden? © ProduktionPering/ Shutterstock.com

Lage. Lage. Lage. Die 3L-Grundregel des Immobilienkaufs gilt auch für den Standort des Juweliers. Doch wo werden künftig Schmuck und Uhren gekauft und in welchen Lagen liegt die Zukunft des Fachhandels? Welche Konzepte braucht es für die Innenstädte und die Einkaufszentren? Der zweite Teil der Bestandsaufnahme, den ersten Teil können Sie HIER nachlesen.



Neue Innenstadt-Konzepte

Initiativen zur Belebung der Innenstädte sind so zahlreich, wie – zumindest flächendeckend betrachtet – noch wenig erfolgreich. Aus Sicht von Unternehmensberater Walter Lehmkühler hat das vor allem einen Gründe: „Es gibt tolle Konzepte. Um sie in großem Umfang zu realisieren, „bräuchte es aber ein konzertiertes Vorgehen aller Beteiligten – von den Immobilienentwicklern, über die Politik bis zum Handel“. Die aber seien bis jetzt noch schwer gemeinsam an einen Tisch zu bekommen. 

Doch wie attraktiv ein Standort für Juweliere in den Innenstädten künftig sein wird, hängt vor allem, aber nicht nur vom Gelingen solcher Initiativen ab. Weitere Faktoren sind die Immobilienpreise, das Einzugsgebiet und die Kaufkraft in der Region). Während die durchschnittliche Kaufkraft in Deutschland 2022 bei 24.000 Euro jährlich lag, kam sie beispielsweise in und um München auf rund 33.000 Euro. 

Zwar sinken die Einzelhandelsmieten in den Innenstädten anhaltend, so der Immobilienverband (ivd) in seiner aktuellen Studie 2022/23. Bei den vermieteten Flächen in den Toplagen der städtischen Geschäftskerne gingen die Preise im gewichteten Deutschlandmittel um 4,0 Prozent für kleine und 4,9 Prozent für große Ladenflächen zurück. Das ist allerdings nur eine Durchschnittsbetrachtung: Für besondere Objekte werden nach wie vor ebensolche Preise aufgerufen.

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Konzentration bei Shoppingcentern

Der Wandel betrifft nicht nur die Innenstädte, sondern auch die Shoppingcenter: „In Zukunft ist in Deutschland insbesondere bei großen innerstädtischen ShoppingCentern und Kaufhäusern ein erheblicher Transformationsprozess mit vielen Umstrukturierungen zu erwarten“, kommentiert EHI-Handelsexperte Marco Atzberger die Ergebnisse des Shoppingcenter Reports 2022. In Ulm hat dieser bereits begonnen. Hier wird das Blautalcenter wird zum großen Teil in Wohnungen umgebaut. Die Ankündigung, eine Überraschung für die Mieter, zu denen auch Gold Heinrich gehörte. Der Fachhändler räumte seinen Laden dort Mitte 2022 setzt nun ganz auf sein Geschäft in der Glacis-Galerie in Neu-Ulm. Am Beispiel Ulm/Neu-Ulm zeigt sich der Vorteil, wenn unrentable Malls schließen: Das nächstgelegene Einkaufszentrum gewinnt an Attraktivität. 

„In Deutschland wurden zu viele Flächen geschaffen, die angesichts der wachsenden Bedeutung des Online-Handels einfach nicht mehr rentabel bewirtschaftet werden können”, sagt Unternehmensberater Walter Lehmkühler. Die Folge: 34 Prozent der Shoppingcenter sind nicht zukunftsfähig – und das sagt nicht irgendwer, sondern die Betreiber der Center selbst in einer Umfrage von PwC. Und: Der Rückbau, in den USA schon viel drastischer erlebbar, wird sich auch hierzulande fortsetzen: Die beiden wichtigsten Konzepte: Zum einen, die Malls stärker als Erlebnis- und Freizeitorte zu gestalten (immerhin kommen 64 Prozent der Besucher ohne feste Kaufabsicht und müssen dazu inspiriert werden). Zum anderen der Rückbau und/oder die Umgestaltung mit hohem Wohnanteil. Dies könnte künftig noch deutlich mehr Center-Juweliere treffen als Hanns-Peter Ahrens. Deutliche Warnhinweise für den Fachhändler, dass seine Perspektive im Einkaufszentrum gefährdet ist: häufige Fluktuation bei den Mietern, ein Rückgang der Besucherzahlen und des Umsatzes und – deutlich sichtbar – die Leerstandsquote. Sie ist im Durchschnitt der deutschen Shoppingcenter mittlerweile zweistellig: Elf Prozent der Geschäftsflächen stehen leer. Auch zentrale Lagen in den Metropolen sind davor nicht gefeit: Als 2014 die gigantische Mall of Berlin eröffnete, führte das zum Niedergang der Potsdamer Platz Arkaden. Auf der Baustelle dort entsteht jetzt einen Mall neuer Prägung mit dem bezeichnenden Namen: The Playce (einer Wortschöpfung aus “place” und “play”). Ein großes Gastro- und Entertainmentangebot und 90 Geschäfte sollen nach dem Umbau locken. Welcher Juwelier dabei sein wird, ist derzeit noch offen. 

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