
Kleine, hochspezialisierte Player wie Inhotec bleiben für die Industrie unverzichtbar, doch zunehmend in enger Verbindung mit großen Marken. © Inhotec
Die Schweizer Luxusmanufaktur Audemars Piguet baut ihre industrielle Basis aus: Mit der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung am Zulieferer Inhotec sichert sich das Unternehmen entscheidende Kompetenzen in Mikromechanik und Präzisionsbearbeitung. Ein weiterer Beleg, dass Vertikalisierung die Zukunft der Haute Horlogerie prägt.
Inhotec: diskrete Größe mit zentraler Rolle
Die 2011 gegründete Inhotec SA in Le Locle gilt in der Branche als Spezialistin für Mikromechanik, Präzisionsbearbeitung und die Herstellung von Komponenten sowie Rohwerken für exklusive Uhren. Rund 100 Mitarbeiter arbeiten dort an Bauteilen, die in Uhrwerken von Spitzenmarken zum Einsatz kommen, auch wenn Diskretion hier oberstes Gebot ist. Neben Audemars Piguet zählen weitere hochkarätige Marken zu den Kunden, offiziell genannt werden sie jedoch nicht.
Mit dem Einstieg von Audemars Piguet bleibt Inhotec weiterhin unter eigener Führung tätig. CEO und Gründer Alexandre Eme behält eine bedeutende Minderheitsbeteiligung und bleibt an Bord. Damit wird nicht nur Kontinuität gewahrt, sondern auch die Ausrichtung auf Innovation und langfristiges Wachstum gesichert.
Warum Audemars Piguet auf Vertikalisierung setzt
Die Beteiligung ist mehr als ein reiner Zukauf: Sie steht für den Trend der Luxusuhrenbranche, die eigene Wertschöpfungskette enger zu kontrollieren. Bereits heute hält Audemars Piguet Anteile an Richard Mille, nun folgt mit Inhotec ein Zulieferer, der essenzielles Know-how im Maschinen- und Komponentenbau liefert.
Laut Lucas Raggi, Chief Industrial Officer bei AP, geht es um die „Sicherung von Schlüsselkompetenzen, die für die Zukunft der Haute Horlogerie entscheidend sind, nicht nur für uns, sondern für die gesamte Branche“. Für Audemars Piguet bedeutet das, stärker unabhängig von Marktschwankungen und geopolitischen Unsicherheiten zu werden. Gerade Themen wie US-Zölle, schwächelnde Nachfrage in China oder Verwerfungen bei Zulieferern haben zuletzt die Fragilität globaler Lieferketten deutlich gemacht.
Durch die Bündelung aller Branchen positioniert sich Inhotec als strategischer Partner großer Schweizer Uhrenmarken. © Inhotec
Ein Muster, das Schule macht
Die Übernahme reiht sich ein in eine Serie strategischer Vertikalisierungen innerhalb der Luxusindustrie. Hermès investiert in Gerbereien und erweitert seine Uhrensparte in Le Noirmont, Chanel sichert sich Parfumzutaten an der Quelle, und auch Patek Philippe hat zuletzt Beteiligungen an Spezialisten in der Edelsteinbearbeitung bekannt gegeben.
Das Ziel ist stets das gleiche: kritisches Know-how im eigenen Einflussbereich halten, die Innovationsfähigkeit sichern und die Kontrolle über Qualität und Verfügbarkeit stärken. Inhotec, mit seiner Spezialisierung auf Mikromechanik, passt nahtlos in diese Logik.

Keine Kommentare